Ab in den Süden - Über den Jura, Lyon und die Provence ins Languedoc und wieder zurück


In der Muße scheint das Glück zu liegen.

Es gehört denen, die sich selbst genügen.

Aristoteles



Nach den positiven Erfahrungen im letzten Jahr stand im Mai wieder eine dreieinhalb-wöchige Auszeit im Kalender. Die wollten wir im Süden Europas verbringen. Allerdings kamen die Reiseplanungen nicht so recht in Gang und so haben wir uns dazu entschlossen, wieder in "unser" Gruissan im Languedoc zu reisen. Gemäß dem Motto "Never change the running system". Doch für die Anreise in den Süden wollten wir uns diesmal Zeit lassen und uns Gegenden anschauen, die auf der Strecke liegen. Halt machen an Stationen, die uns schon lange interessieren. Uns ein Stück weit also auch auf Neues einlassen und Unbekanntes entdecken. Und so dauerte es fast zwei Wochen, bis wir unser Ziel erreichen. Unsere Etappen sind die Franche-Comté bzw. der Jura, Lyon, Provence und Camargue sowie schließlich "unser" Gruissan

Anreise mit Umweg

Viele Wege führen bekanntlich nach Frankreich und wir verbinden unseren Start in die Pfingstferien mit einem Abstecher in die Südpfalz. Genauer gesagt nach Bad Dürkheim. Dort schauen wir uns ein MAN-Expeditionsmobil an, das auf der Präsentation im Internet sehr vielversprechend war. Leider klaffen Schein und Sein ziemlich auseinander, aber wir nehmen dennoch ein paar gute Anregungen mit. Auf dem Knauss-Campingpark in Bad Dürkheim ergattern wir den letzten freien Stellplatz. Durch das lange Wochenende (Christi-Himmelfahrt) und das Top-Sommerwetter ist einiges los. Trotzdem stehen wir recht ruhig an einem See und genehmigen uns ein Abendessen im Camping-Restaurant. Zwar ganz ok, aber für etwas Spargel mit viel Nudeln und einem Bofrost-Garnelenspieß doch etwas überteuert. 

Heute sind wir rund 200 Kilometer gefahren mit einer unfreiwilligen Sight-Seeing-Tour quer durch Karlsruhe, bedingt durch eine Vollsperrung der A5 samt Mega-Stau.


Quingey / Franche-Comté

Gegen 10.30 Uhr sind wir am heutigen Himmelfahrtstag startklar und machen uns auf den Weg nach Frankreich. Wir kommen trotz relativ viel Verkehr ganz gut voran und sind gegen 15.30 Uhr in Quingey südlich von Besancon. Hier haben wir uns den Camping Municipal am Ufer der Loue ausgeguckt. WUNDERSCHÖN - nur die Rezeptionszeiten sind etwas unterirdisch. Aber wir haben Glück, der Patron ist anwesend und lässt uns ein. Es ist sehr wenig los hier und wir haben einen tollen Platz direkt am Wasser. Wir unternehmen noch einen kleinen Abendspaziergang ins Städtchen. Sehr idyllisch und ich glaube, hier können wir es aushalten um in den nächsten Tagen die Region ein wenig zu erkunden. Zumal wir bestes Sommerwetter haben.


Von Höhlen und Salinen

Nach einer kühlen Nacht machen wir uns nach dem Frühstück auf den ca. 15 Kilometer langen Weg zu der Grotte von Osselle.  Neben zahlreichen fantastischen Tropfstein-Formationen kann die Höhle noch mit mehr Superlativen aufwarten:

  • längste Besucherhöhle Frankreichs mit 1,3 Kilometern ausgebauter Wege
  • größter Höhlenbär-Fundort der Welt
  • eine der ältesten Besucherhöhlen, die bereits im 13. Jahrhundert entdeckt und erschlossen wurde

Rund eine Stunde lang bestaunen wir diese faszinierende, unterirdische Welt im Rahmen einer Führung. 

 

 

Nach einem kurzen Mittags-Imbiss fahren wir weiter nach Arc-et-Senans in die königliche Salinenstadt. Hier wurde einst das weiße Gold der Franche-Comté verarbeitet. Eine UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte und architektonisches Meisterstück der Aufklärung. Wir sind beeindruckt von den Dimensionen und der Symmetrie dieses Bauwerks. Eine überaus sehenswerte Photo-Ausstellung über die Salzgewinnung in aller Welt rundet diesen Besuch noch ab. 

Den restlichen Nachmittag verbringen wir faulenzend und lesend im Liegestuhl mit Blick auf die Loue. So ein sanft dahin plätschernder Fluss hat doch etwas ungemein Beruhigendes. Zum Abendessen genehmigen wir uns heute ein formidables Forellen-Menü im Restaurant "Truite de la Loue"


Wandertag rund um Arbois

Es herrscht nach wir vor bestes Frühsommerwetter und wir genießen zum ersten Mal das Frühstück draußen. Anschließend fahren wir ca. 20 Kilometer nach Arbois, wo wir uns eine Rundwanderung ausgesucht haben. Am Cirque du Fer á Cheval - einem wunderschönen Aussichtspunkt - geht es los. Wir befinden uns hier am sogenannten "Reculée des Planches", einem von Kalkfelsen eingekesseltem Tal, einer charakteristischen Talform des Juragebirges. Vom Aussichtspunkt  aus geht es zunächst hinunter ins Tal zu den Wasserfällen "Cascades des Tufs".  An diesem warmen Sommertag ein willkommener Rastplatz unter schattigen Bäumen am kühlenden Wasser.

Am Talgrund wandern wir zunächst begleitet vom Rauschen des Baches Cuisance bis zum Dorf Les Planches-près-Arbois und von hier aus weiter auf einer wenig befahrenen Straße an den Ortsrand von Arbois. Unterwegs legen wir an einem schönen, schattigen Picknickplatz noch eine kleine Rast ein.

In Arbois geht es nun wieder steil bergauf. Zunächst über Treppen zu einer Kapelle und einem Aussichtspunkt, der uns einen weiten Blick über die Landschaft bietet.

Nun geht's zur letzten Etappe entlang der Talkante wieder zurück in Richtung Ausgangspunkt unserer Wanderung. Zunächst noch relativ bequem in sanftem Auf und Ab, vorbei an der "Hêtre Président", einer monumentalen Präsidenten-Buche, dann aber ziemlich anstrengend auf einem felsigen Pfad, auf dem wir immer wieder klettern müssen. Hier gilt es, die letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Nach sechs Stunden und - laut Wanderführer - 15,5 Kilometern sind wir ziemlich groggy wieder auf dem Wanderparkplatz angekommen. 340 Höhenmeter liegen hinter uns und am Ende war es trotz der Anstrengung ein wunderschöner Wandertag. Die Wanderung ist die Tour Nr. 27 aus dem Rother Bergwanderführer Französischer Jura - Franche-Comté.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz machen wir noch Halt an einem Weingut, wo ein Tag der offenen Tür mit Weinprobe stattfindet. Wir erstehen ein paar Fläschchen Weißwein und Crémant und lassen den Tag am Grill und einem lauen Abend am Fluß ausklingen.


Muttertagswanderung

Muttertag, die Sonne scheint und ich darf mich über zwei neue Düfte und ein Frühstück im Freien freuen. Weil es gestern so schön war und um einem eventuellen Muskelkater vorzubeugen, geht es heute zu einer Muttertagswanderung auf die Hochfläche des Jura. Diesmal die Tour Nr. 26 aus dem oben genannten Bergwanderführer. 

Im Dörfchen Dournon stellen wir das Auto ab und marschieren rund 12 Kilometer in einer ziemlich einsamen, stillen Landschaft. Vergleichbar mit unserer heimischen Schwäbischen Alb, wo man stundenlang wandern kann, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. 

Höhepunkt dieser Tour ist die Pont du Diable, die sich in 80 Metern Höhe über eine Schlucht spannt.

Unser Wanderweg durchquert mehrere Viehweiden. Erst wird uns von einem ziemlich neugierigen Ross der Weg versperrt, dann sorgen noch viel neugierigere Rinder für mächtig Wirbel. Offenbar kamen hier schon lange keine Wanderer vorbei und wir sind seit langem die ersten, die für ein wenig Abwechslung sorgen.

Unsere Rückfahrt zum Campingplatz führt uns durch das idyllische Tal der Lison und das ehemals mondäne Salins-les-Bains. Den Rest des Tages genießen wir noch ein wenig im Liegestuhl. Zum Abendessen genehmigen wir uns nochmals eine leckere Forelle und nehmen damit Abschied vom schönen Quingey. Morgen werden wir nach Lyon weiter ziehen.


Vom Land in die Stadt: Großstadtabenteuer in Lyon

Und hier geht es weiter zu unserer nächsten Etappe: Lyon