Streng genommen sollte dieser Reisebericht unter der Rubrik "Deutschland" stehen - ist diese Reise doch Bestandteil unserer Tour entlang Deutschlands Grenzen. Da wir uns diesmal jedoch überwiegend im Großherzogtum aufgehalten haben und von hier aus die "Nachbarregion" Deutschland besuchten, findet der Bericht eben an dieser Stelle seinen Platz. Damit wünsche ich nun viel Spaß beim Mitreisen in ein für uns bis dato völlig unbekanntes Land - das Großherzogtum Luxemburg.
Nach einem gemütlichen Frühstück mit Franks selbst gebackenem Hefezopf starten wir gegen 8.15 Uhr bei bestem Sommerwetter, strahlend blauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen zu einer weiteren Etappe unserer Deutschland-Tour. Es ist auch die 30. Ausfahrt mit unserem Wohnwagen - ein kleines Jubiläum also.
Diesmal führt uns unsere Reise nach Westen mit dem Ziel Reisdorf in Luxemburg. Ziemlich nah an der deutschen Grenze am Flüsschen Sûre bzw. Sauer, das hier über weite Strecken die Grenze markiert. Weil wir Zeit haben und nur rund 360 Kilometer vor uns liegen, folgen wir nicht ganz der Empfehlung unserer Navi-Susi. Schon in Karlsruhe verlassen wir die vorgeschlagene Route und fahren statt dessen über Landau, die B10 und den Pfälzer Wald. Weiter über Zweibrücken, Saarlouis und Merzig bis nach Perl auf der Autobahn.
Dann biegen wir ab auf die deutschen Seite des Moseltales. Herrlich diese Strecke, noch dazu bei diesem strahlenden Sonnenschein. Navi-Susi will uns immer wieder auf die andere Moselseite nach Luxemburg lotsen, was wir allerdings beharrlich ignorieren. In Wasserbillig ist es dann zu spät. Hier führt nur noch eine Autofähre über die Mosel, was uns mit unserem Gespann dann doch etwas riskant erscheint. Also müssen wir weiter bis nach Trier. Die Strecke entschädigt uns jedoch für diesen Umweg. Wir tanken in Deutschland nochmals voll und legen die letzten Kilometer über Echternach und durch das Tal der Sauer zurück.
Auf dem Campingplatz "De la Sûre" in Reisdorf finden wir einen schönen Platz nur wenige Schritte vom Wasser entfernt. Direkt am Flüsschen stehen die Wohnwagen doch etwas eng, so dass wir uns für den hinteren Bereich entscheiden. Der gesamt Platz liegt wunderbar ruhig, alles ist picobello sauber und der Empfang sehr freundlich und hilfsbereit.
Wir genehmigen uns eine kleine Siesta mit Kaffee und dem restlichen Hefezopf von zuhause, dann sind einige Reparaturen am Wohnwagen fällig. Leider funktioniert die WC-Spülung nicht mehr und der Wasserablauf an der Spüle tut es immer noch nicht. Vom Campingplatz-Betreiber erhalten wir die Adresse eines Camping-Shops in Diekirch, den wir dann auch ansteuern. Dort bekommen wir eine neue Pumpe für das WC für 51 Euro (!!!), was jedoch nicht die Lösung des Problems war. Guter Rat wird langsam sprichwörtlich teuer, aber für heute ist erst einmal Feierabend. Wir genießen statt dessen den lauen Sommerabend, kochen uns eine Gemüsepfanne und legen nach diesem ersten Reisetag gemütlich die Beine hoch.
Fahrtstrecke heute inklusive Umweg über Trier: 420 Kilometer
In der Nacht erreicht der Regen Luxemburg und er hört auch nicht mehr auf. Das Frühstück mit Baguette und Croissants muss also drinnen stattfinden, die geplante Wanderung heute fällt aus, statt dessen ziehen wir unseren Reiseführer zu Rate. Was tun in Luxemburg bei Schietwetter?
Die Lösung liegt in Clervaux, etwa 30 Kilometer nördlich von Reisdorf. Im dortigen Schloss soll es eine sehr berühmte Foto-Ausstellung namens "The Family of Man" von Edward Steichen geben. Gehört laut Reiseführer zum UNESCO Welterbe, aber uns sagt das erst einmal nichts. Klingt jedoch interessant und somit machen wir uns auf den Weg.
Einen Parkplatz finden wir zentral im Ort Clervaux, der bereits zu den Ardennen gehört. Drei Bauten beherrschen die 4.600 Einwohner Gemeinde im Tal des Flüsschens Clerf. Die Benediktinerabtei, die dominierende Pfarrkirche sowie das weiß getünchte Schloss. Wir beginnen unseren Rundgang mit der Pfarrkirche, die im neoromanischen Stil fast schon modern wirkt.
Danach geht es hinüber ins Schloss. Erste Station hier ist "Musée des Maquettes". Hier werden 22 Burgen Luxemburgs en miniature als detailgetreue Nachbildungen gezeigt. Im rekordverdächtigen
Schnelldurchlauf bekommen wir so einen Überblick über die wichtigsten und schönsten Burgen des Herzogtums, ohne sie alle besuchen zu müssen ;)
Das "Musée de la Bataille des Ardennes", das ebenfalls im Schloss untergebracht ist, ersparen wir uns. Es soll eher etwas für Militaria-Freunde sein und zeigt Dokumente, Uniformen und Kriegsgerät rund um die Ardennenoffensive.
Wir widmen uns statt dessen der Fotosammlung Edward Steichens und der Ausstellung "The Family of Man". Der gebürtige Luxemburger, Fotograf und Direktor für Fotografie des New Yorker Museums of Modern Art hat im stolzen Alter von 73 Jahren 1952 ein Projekt gestartet, bei dem er Fotografien von Menschen aus aller Welt und in allen Lebenssituationen zusammengetragen hat. Erstmals wurde die Ausstellung 1955 in New York gezeigt, wanderte dann durch die großen Metropolen der Welt und hat nun hier im kleinen Clervaux eine Heimat gefunden. Wir sind schwer beeindruckt von dieser Schau, denn die Bilder sind oft sehr berührend und intensiv. Trotz ihres Alters und veränderter Lebensumstände sind sie in beeindruckender Weise zeitlos. Ein wirklich lohnenswerter Besuch.
Nach dem Museumsbesuch knurrt uns der Magen und es wird höchste Zeit für eine Kaffeepause. Fündig werden wir im Städtchen in einem urigen Café "au chocolat", wo wir die Qual der Wahl aus zahlreichen verführerischen Kuchen- und Törtchenkreationen haben.
Ich entscheide mich für einen "Cliärrwer Gromper", das sich als köstlicher Mohrenkopf entpuppt (ist dieser Ausdruck jetzt politisch korrekt? Mir fällt keine andere Bezeichnung dafür ein)
Frisch gestärkt fahren wir nach Norden an das 3-Länder-Eck Luxemburg-Belgien-Deutschland im Tal der Our. Leider sehen wir bei der Fahrt über die Höhen der Ardennen nur wenig, denn es regnet weiterhin, ist trüb und neblig. Es scheint, als ob uns Belgien wettertechnisch nicht wirklich Willkommen heißt, denn bei unserem letzten Abstecher vor einigen Jahren wurden wir von Schneeregen, Matsch und Nebel empfangen. Nun denn - wir lassen uns davon mal nicht entmutigen.
Das 3-Länder-Eck mit einem Europadenkmal befindet sich etwa einen Kilometer unterhalb des Örtchens Ouren. Wir sind mutterseelenallein hier. Irgendwie im berühmten "Middle-of-nowhere". Das Denkmal wurde 1977 errichtet und erinnert an die Vorkämpfer für ein vereintes Europa sowie die Unterzeichner der römischen Verträge 1957.
Nur wenige Schritte entfernt verläuft die Grenze zwischen Luxemburg, Belgien und Deutschland mitten durch das Flüsschen Our. Die Brücke darüber ist nach dem ehemaligen Präsidenten des Verbandes der Eifel und Ardennen sowie Abgeordneten und Präsidenten der Kammer in Luxemburg Georg Wagner benannt.
Auf kleinen Sträßchen fahren wir noch ein Stück über belgische Dörfer, überqueren die nicht vorhandene Grenze nach Deutschland und kehren über die Höhen der Südeifel wieder nach Luxemburg ins Tal der Our zurück. Über Vianden, dem wir noch einen separaten Besuch abstatten wollen, sind wir am späteren Nachmittag zurück auf dem Campingplatz. Es regnet immer noch, Frank repariert noch ein wenig am Wohnwagen herum und findet tatsächlich die Lösung des Problems: eine versteckte und kaputte Sicherung war's.... Aber mit der neuen Pumpe und einer neuen Sicherung sind wir jetzt - hoffentlich - technisch wieder auf dem neuesten Stand. Danach werfen wir den Grill an. Der Abend verläuft gemütlich lesend im Wohnwagen während es draußen weiterhin aus allen Kübeln regnet.
Fahrtstrecke heute: 127 Kilometer
Die Nacht über herrscht Dauerregen. Das kann ja hoffentlich nur besser werden....
Frühstück gibt es deshalb wieder nur drinnen und wir vertrauen unserer Wetter-App, die für das Wochenende Besserung verspricht.
Tatsächlich wird es zunehmend trockener und wir beschließen für heute den Besuch in der Landeshauptstadt Luxemburg. Mandrasz hütet derweil der Wohnwagen, denn die Temperaturen sind im Fröstelbereich. Kurz nach 10 Uhr machen wir uns also auf den knapp 50 Kilometer langen Weg. Die Entfernungen hier im Großherzogtum sind irgendwie überschaubar und trotzdem: aufgrund diverser Umleitungen fahren wir einmal mit der Kirche ums Dorf und die Anreise dauert dann doch etwas mehr als eine Stunde. Dann sind wir jedoch mitten in der City, wo wir auch einen Parkplatz in einem zentralen, aber ziemlich engen Parkhaus finden.
Inzwischen regnet bzw. dauer-nieselt es wieder. Nach einer ersten Orientierung und einem Besuch in der Touristen-Information machen wir uns auf den Wenzel-Rundweg.
Drei Kilometer und 1000 Jahre Stadtgeschichte in 100 Minuten - so verspricht es der Flyer aus der Tourist-Info. Wir starten den Rundgang direkt an der ältesten Stelle der Stadt, dem Bockfelsen. Noch ist die Aussicht von hier durch den Nieselregen etwas spärlich, aber die Wolken lichten sich bereits ein wenig.
Das Kirchberg-Plateau mit seinen Hochhäusern haben wir uns irgendwie imposanter vorgestellt. Sind doch hier die viel beschimpften Banker Zuhause. Doch aus der Ferne sieht das Quartier internationaler Geldinstitute, Firmen und des Herzens Europas doch eher bescheiden aus.
Hier im Bockfelsen verbergen sich auch die Kasematten, ein 1644 von den Spaniern zur Verteidigung angelegtes Labyrinth aus in den Fels gehauenen Gängen und Galerien.
Weiter geht es über den "schönsten Balkon Europas" - so unser Reiseführer. Von der Corniche aus hat man tatsächlich einen wunderbaren Blick über die Stadt und den Fluss Alzette.
Durch das Grundtor geht es anschließend entlang der Festungsmauer hinunter in die Unterstadt "Grund". Auf dem Gelände der ehemaligen Abtei Neumünster, die unter anderem auch als Männergefängnis diente, befindet sich heute ein Kulturzentrum. Im Innenhof fühlen wir uns fast an den Louvre in Paris erinnert...
Die Abteikirche beherbergt ein ganz besonderes Kleinod: eine schwarze Madonna, deren dunkle Färbung auf die Zeit zurückgeht, als man sie gegen den "Schwarzen Tod" angerufen hatte.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Alzette geht es dann hinauf auf das Rham-Plateau, wo der französische Festungsbauer Vauban seine Spuren hinterlassen hat. In den ehemaligen Kasernen ist heute ein Seniorenzentrum untergebracht. Alles ist funkelnagelneu modernisiert und renoviert. Da wir um die Mittagszeit hier sind, sehen wir die Bewohner in einem zentralen, neuen Gebäude auf drei Stockwerken in den Speisesälen beim Mittagessen. Die betagten Herrschaften werden hier an gedeckten Tischen von Servicekräften in Kellnerkleidung bewirtet wie in einem Restaurant. Das zeigt, dass Luxemburg ein wohlhabendes Land ist. Das zeugt aber vor allem von Respekt und Achtung gegenüber den Heimbewohnern. Wir sind einmal mehr beeindruckt.
Über eine steile Treppe geht es wieder hinunter an die Alzette und über einen alten Wehrgang - dem "Maierschen" zur Grund-Schleuse. Schließlich erreichen wir das Ende des Wenzel-Rundgangs und fahren mit einem Aufzug wieder hinauf auf das Heilig-Geist-Plateau. Wir finden uns nun mitten im Justiz-Viertel, der Cité Judiciaire, mit seinen imposanten Bauwerken wieder.
Nun knurrt uns allerdings vernehmlich der Magen und wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt und die Suche nach einem Café. In der Altstadt legen wir schließlich die wohl verdiente Pause auf dem Place des Armes im Café de Paris ein. Eine Fehlgriff, wie sich herausstellt. Der Snack ist teuer und im Salat knirscht der Sand zwischen den Zähnen. Schließlich taucht auch noch ein Lehmklumpen auf - gewaschen wurde dieses Grünzeug vor dem Servieren wohl nicht. Wir ziehen also weiter, bummeln noch ein wenig durch die Geschäfte und finden schließlich gegenüber des Herzogpalastes Trost in einer Chocolaterie. Inzwischen scheint auch die Sonne, wir sitzen draußen und genießen einen wunderbaren Kaffee sowie lecker "Törtchen", die die Dimensionen von Kalorienbomben haben und mit Messer und Gabel serviert werden....
Unser Fazit für Luxemburg-Stadt:
wir sind sehr angetan von dieser Metropole. Großstädtisches Flair, weltoffen und trotz allem ein Hauch von Provinzialität. Alles geht einen Gang geruhsamer - so unser Eindruck.
Auf der Rückfahrt über Ettelbrück finden wir schließlich noch einen Supermarkt, in dem wir uns unter anderem mit einem Sortiment an luxemburgischen Moselweinen eindecken. Bei der abendlichen Verkostung fällt der Auxerois schon mal durch. Dieser Tropfen ist uns einfach zu süß - andere nennen es auch "lieblich". Unser Geschmack ist er nicht, aber bestimmt lässt sich daraus ein leckeres Weinsößchen zaubern ;)
Zum Abendessen können wir draußen sitzen, die Sonne scheint und am Wochenende soll der Hochsommer nochmals zurück kehren.
Fahrtstrecke heute: 125 Kilometer
Die Sonne scheint und heute gibt es das Frühstück draußen. Dann werden die Wanderschuhe geschnürt und wir starten ab dem Campingplatz zu einer Zwei-Täler-Wanderung aus unserem Rother-Wanderführer. Sie soll uns von Reisdorf entlang der Sauer bis nach Bettendorf führen, dort hinauf auf das Hoesdorfer Plateau und ins Tal der Our. Dann wieder zurück über Wallendorf nach Reisdorf. So der Plan.
Wir machen uns also bei wunderbarem Wanderwetter auf den Weg und marschieren zunächst von Reisdorf aus durch ein schattiges Waldgebiet. Die Sauer hören wir unter uns plätschern und auch der Radweg verläuft unterhalb des Wanderweges. Auf diesen Radweg treffen wir bei Moestroff und gehen nun weiter auf asphaltierten Wegen bis nach Bettendorf.
In Bettendorf überqueren wir schließlich die Sauer und passieren das dortige Schloss. 1728 errichtet befindet es sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Durch ein Wohngebiet mit schmucken Einfamilienhäusern erreichen wir schließlich einen Rastplatz an der N418. Hier legen wir ein kleines Päuschen ein und verspeisen unser Rucksackvesper. Inzwischen sind die Temperaturen ganz ordentlich in die Höhe geklettert und auf uns wartet ein Aufstieg hinauf auf das Hoesdorfer Plateau. Also ist eine Stärkung dringend erforderlich, zumal mir meine neuen Wanderschuhe Probleme bereiten. Ich scheine mir eine ordentliche Blase zu laufen.....
Oben auf dem Hoesdorfer Plateau erwartet uns eine wunderbare Weitsicht über die Höhen von Ardennen und Eifel. Hier fand kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges eine erbitterte Schlacht mit vielen sinnlosen Opfern statt. Eine Gedenktafel sowie ein Rundweg, der "Promenade de souvenir" erinnert an diese schrecklichen Zeiten.
Über den kleinen Weiler Hoesdorf geht es schließlich oberhalb der Our weiter in Richtung Wallendorf. Hier erreichen wir wieder die Sûre, der unsere letzten Kilometer bis nach Reisdorf folgen.
4,5 Stunden und 15 Kilometer später erreichen wir schließlich wieder den Campingplatz. Meine neuen Wanderschuhe haben ihren Tribut gefordert und neben einer fetten Blase gab's als Dreingabe noch einen kleinen Sonnenbrand auf der Nase. Blöd, dass wir heute ohne Kopfbedeckung losmarschiert sind.
Toll war diese Wanderung trotz alledem und nach einem Magnum-Eis aus dem Campingshop sieht die Welt auch gleich wieder besser aus.
Auch das anschließende Glas Rivaner von der Mosel ist ganz ordentlich, so dass die Lebensgeister allmählich zurück kehren und wir uns zum Abendessen ein lukullisches Menü kochen.
Heute gibt es Röstbrote mit Foie Gras (noch aus unseren Périgord-Beständen), gegrillten Thunfisch und einen Broccolisalat.
Heute morgen liegt dichter Nebel über dem Campingplatz, aber schon beim Frühstück kämpfen sich die Sonnenstrahlen durch die Nebelschwaden. Der Herbst naht.
Trotzdem wird heute nochmal ein wunderschöner Sommertag. Eigentlich ruft das nach einer Wanderung, aber mein Fuß sieht leider gar nicht gut aus. Als Tribut an die Fußkranken starten wir deshalb zu einer Tour an die Mosel - diesmal auf Luxemburger Seite bis zur 3-Länder-Ecke nach Schengen.
Bei Wormeldange fahren wir hinauf auf das "Koeppchen" und zur St.-Donatus-Kapelle. Die letzten Meter gehen wir zu Fuß durch die Weinberge und werden mit einer wunderbaren Aussicht auf das Moseltal belohnt. Wir sind mutterseelenallein hier oben. Der Bär steppt unten am Moselufer, wo sich Angler, Radfahrer, Biker und Sonnenhungrige treffen.
In Remich ist es dann so richtig voll. Die Menschen genießen den Sommertag auf der Flanierpromenade "Esplanade" an der Mosel, sitzen auf den Terrassen der Restaurants und nutzen die Picknickplätze am Moselufer zum Grillen und Sonnenbaden. Wir möchten uns da nicht ins Getümmel stürzen sondern fahren weiter bis nach Schengen. Wieder ein geschichtsträchtiges Terrain, wenngleich wir etwas enttäuscht vom Ort selbst sind. Berühmt wurde das Moseldorf am Dreiländereck Deutschland-Luxemburg-Frankreich 1985 durch die Unterzeichnung des Schengener Abkommens. Der Inbegriff eines grenzenlosen Europas scheint heute allerdings an einem Scheideweg zu stehen. Ich wünsche mir sehr, dass die Zukunft wieder bessere Zeiten für Europa als Gemeinschaft bringen wird.
Hier sind wir nun am zweiten Dreiländereck dieser Reise - Nummer Vier in der Gesamtstatistik unserer Reise entlang Deutschlands Grenzregionen. Wir sind doch schon ganz schön herum gekommen, stellen wir hier erstaunt fest. Wir unternehmen noch einen kurzen Abstecher nach Frankreich - wo wir schon mal da sind - und fahren dann ein Stück auf deutscher Moselseite wieder zurück. Irgendwie gefällt uns jedoch die Luxemburgische Seite besser, so dass wir die nächste Brücke überqueren und ab Grevenmacher quer durch's Land wieder zurück nach Reisdorf gelangen.
Den Rest des Tages verbringen wir faulenzend und lesend im Liegestuhl. Zum Abendessen gibt es heute Steaks mit Grillgemüse. Leider hat mein Fuß heute trotz weit gehender Schonung und ultra bequemen Schlappschuhen weiter gelitten, so dass ich noch nicht weiß, ob wir die geplante Mullerthal-Wanderung morgen anpacken können.
Fahrtstrecke heute: 160 Kilometer -> Luxemburg ist doch größer als man denkt
Für heute ist nochmals hochsommerliches Wetter vorher gesagt. Angesichts des immer noch lädierten Blasen-Fußes beschließen wir eine kurzweilige "Drive-and-hike-Tour" durch das Mullerthal.
Nach dem Frühstück machen wir uns also auf den relativ kurzen Weg und steuern als erste Station das Schloss Beaufort an. Wir finden einen schattigen Parkplatz und können für die Dauer der Schlossbesichtigung unser Fellmonster im Auto lassen. Am heutigen Montag vormittag sind wir so gut wie alleine da. Streng genommen handelt es sich beim Château de Beaufort um eine Ruine. Eine Besichtigung ist trotzdem spannend und absolut gruselig ist die mittelalterliche Folterkammer.
Eine Spezialität hier ist allerdings der Cassero, ein leckerer Likör aus schwarzen Johannisbeeren. Eine kleine Kostprobe ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Nach der Schlossbesichtigung fahren wir weiter ins Mullerthal. Es ist DIE Wanderregion Luxemburgs schlechthin und auch der Mullerthal-Trail führt hier entlang. Wir stellen das Auto auf einem der zahlreichen Wanderparkplätze ab und unternehmen einen kleinen Spaziergang an den Schießentümpel. Ein kleiner Wasserfall, der an schönen Tagen zahlreiche Besucher anlockt und der eines der Wahrzeichen des Mullerthales ist. Für uns - die wir andere Wasserfall-Dimensionen gewöhnt sind - ganz nett, aber nicht wirklich aufregend ;)
Der kurze Spaziergang ist "schlappentauglich", so dass wir die Runde ohne große Probleme bewältigen können.
Weiter geht es nach Larochette. Ein kleiner Ort mit südländischem Flair, denn ein Großteil der Einwohner sind Einwanderer aus Portugal. Außerdem gibt es hier noch eine Burg zu bestaunen. Wir legen jedoch nur einen kurzen Halt auf dem Marktplatz ein, wo wir in einer Bäckerei eine leckere Mirabellen-Tarte für den Nachmittagskaffee erstehen.
Zurück auf dem Campingplatz legen wir noch ein wenig die Beine hoch. Die kurzen Spaziergänge heute waren in Ordnung, aber ein bisschen Schonung tut meinem lädierten Fuß noch ganz gut. Und schließlich müssen auch unsere Bücher gelesen werden.
Zum Abendessen gibt es die letzten Reste: gegrillten Thunfisch mit Salat. Morgen ist Einkaufen angesagt.
Fahrtstrecke heute: 45 Kilometer
Der Herbst ist da! In der Nacht beginnt es zu regnen und es ist ein trüber und grauer Tag. Wir entscheiden uns deshalb heute für eine Städtetour ins nahe Trier. Es ist die älteste Stadt Deutschlands, die wir heute zwischen Regenschauern und kühlen Temperaturen erkunden möchten.
Ein zentrales Parkhaus ist schnell gefunden und wir machen uns auf die Spuren der Römer, die ihre Spuren wiederum sehr zahlreich und unübersehbar in der Moselstadt hinterlassen haben.
Porta Nigra, Dom, Kaisertherme - sehr beeindruckend sind für uns vor allem die Ausmaße der römischen Ruinen. Ein UNESCO-Welterbe jagt das andere.
Wir wohnen zwar selbst am Limes, haben zuhause auch diverse Kastelle und Türmchen vorzuweisen, aber das hier hat schon eine ganz andere Dimension. Ich finde es immer wieder beeindruckend auf solch geschichtsträchtigem Terrain zu wandeln.
Noch eine nette Episode aus Trier:
auf dem Parkplatz vor den Kaiserthermen entdecke ich einen Reisebus, dem wir vor ziemlich genau einem Jahr in Frankfurt an der Oder begegnet sind. Warum er mir auffällt? "Ulli Reisen" -> Nomen est Omen und da scheint jemand auf gleichen Pfaden wie wir unterwegs zu sein ;)
Nachdem wir leicht durchfeuchtet und hungrig sind, genehmigen wir uns eine Kaffeepause bei lecker Kuchen und im Warmen. Auf dem Rückweg zum Parkhaus entdecken wir noch eine Imbissbude mit Pommes. Wenn der Laden schon "patat-haus" heißt, dann müssen wir hier doch zuschlagen. Und tatsächlich - so lecker kriegt man die Teile bei uns im Schwabenländle nicht. Auch wenn wir nicht gerade Fans von Fast-Food sind ;)
Auf dem Rückweg versorgen wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln im Supermarkt in Echternach und zum Abendessen gibt es heute einen frischen Salat mit Ziegenkäse und Ardenner Schinken.
Fahrtstrecke heute: knapp 90 Kilometer
Das Wetter ist kühler geworden, aber es ist von oben trocken und somit schnüren wir heute die Wanderschuhe. Zumal sich auch mein lädierter Fuß wieder soweit erholt hat, dass ich mich wieder auf Schusters Rappen begeben kann.
Wir fahren nach Berdorf in die kleine luxemburgische Schweiz. Der Ausflugsort gilt auch als das Herz der kleinen luxemburgischen Schweiz - eine faszinierende Landschaft aus Felsen, Tälern und Wäldern. Hier beginnt ein gut ausgeschildertes Netz aus Wanderwegen und Mountainbike-Touren. Wir entscheiden uns heute für's Wandern.
Über ein kleines Amphitheater, einer Felsgrotte, in dem während der Sommermonate auch Aufführungen zu sehen sind, gelangen wir zum Hohllay. Ein riesiger, ausgehöhlter Felsbrocken, aus dem einst Mühlsteine für die zahlreichen Mühlen der Gegend heraus gebrochen wurden. Die runden Ausschnitte in den Felsen kann man noch heute sehen.
Wir wandern weiter hinunter in das absolut idyllische Aesbechtal. Über Stege und moosbewachsene Wege geht es entlang des Bachlaufs. Ein wirklich zauberhafter Streckenabschnitt, dem wir bis zur Straße und dem Perekop-Aussichtsfelsen folgen.
Oben auf dem Perekop, auf den man auch über eine enge, dunkle Felsenleiter gelangt, kommen wir irgendwie von unserer Wanderroute ab. Wir hätten wohl wieder absteigen müssen, aber irgendwie erreichen wir dann doch auf anderen Wegen Halsbaach und von hier aus unseren Ausgangspunkt Berdorf. Allzu weit scheint der Umweg nicht gewesen zu sein, aber wir dürften etwa 8 Kilometer marschiert sein. Eine schöne Tour ohne große Herausforderungen, dafür mit Naturgenuss pur.
Zum Schluss erwartet uns noch ein besonderes Highlight: der Aqua-Tower in Berdorf. Hinter dem relativ profanen Wasserturm verbirgt sich ein tolles, touristisches Konzept. Besucher können auf die Aussichtsplattform des Turmes hinauf und von hier oben einen wunderbaren Rundumblick von den Ardennen zur Südeifel genießen. Außerdem ist eine interessante Ausstellung zur Geschichte und Technik der Trinkwasserversorgung der Region zu sehen und an besonderen Tagen lädt der Turm zum "Sundowner" bei einem Glas Sekt ein.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz reservieren noch einen Tisch in Grundhof im Restaurant "L'Ernz Noire" für mein Geburtstagsessen am Freitag. Wir sind hier in den letzten Tagen bereits ein paar Mal vorbei gefahren und es scheint mir das rechte Ambiente für einen Geburtstag zu sein.
Zum Abendessen gibt es heute aus der Campingküche gegrillte Steaks mit Salat.
Es herrscht weiterhin ein frühherbstlicher Sonne-Wolken-Mix bei frischen Temperaturen. Wir unternehmen heute nochmals einen Ausflug in den Norden des Landes ins obere Tal der Sauer. Unser Ziel ist Esch-sur-Sûre, ein Bilderbuchdorf an einer Schleife der Sauer. Die Häuser drängen sich rund um die Pfarrkirche an einem Hügel mit einer mittelalterlichen Burgruine. Das ganze Dorf steht unter Denkmalschutz und wir spazieren rund eine Stunde lang durch das pittoreske Örtchen.
Nach unserem Besuch des angeblich idyllischsten Ort Europas fahren wir weiter an den Stausee Obersauer. Er liegt mitten im Naturpark Obersauer und versorgt rund 70% der Luxemburger Haushalte mit Trinkwasser.
Auf dem Rückweg legen wir noch einen etwas enttäuschenden Einkaufsstopp in Heiderscheid ein. Hier war uns das Hinweisschild zu einer Kerzenfabrik aufgefallen. Leider entpuppt sich die Kerzenfabrik als Laden für Wohndekorationen und Accessoires. Kerzen kann man zwar auch kaufen, aber die treffen nicht wirklich unseren Geschmack. Dafür erstehen wir im benachbarten Supermarkt für regionale Produkte noch ein paar Mitbringsel für zuhause. Zudem bekommen wir zu unseren Profiteroles sogar einen Kaffee serviert. Ein komisches Ambiente so vor dem Wein- und Spirituosenregal, aber irgenwie auch ganz skurril.
Zurück auf dem Campingplatz können wir noch ein wenig die Sonne genießen, aber bald wird es merklich kühl und zum Abendessen erwischt uns die 2%ige Niederschlags-Neigung. Unsere Merguez können wir trotzdem noch grillen und dazu gibt es Fenchelgemüse.
Da wollen uns doch glatt ein paar Enten das Abendessen streitig machen ;))
Heute ist mein Geburtstag. Das Wetter ist leider noch etwas durchwachsen und wir haben uns für den heutigen letzten Urlaubstag eines der Highlights Luxemburgs aufgehoben: Vianden und die dortige Hofburg.
Nach einem gemütlichen Frühstück und den ersten Gratulations-Anrufen machen wir uns also auf den recht kurzen Weg nach Vianden.
Schon der Dichter Victor Hugo war fasziniert von dieser Burg. "Die Perle der Ardennen", "Die schönste im ganzen Land" und ähnliche Superlative locken alljährlich rund 200.000 Besucher ins Tal der Our. Ohne Zweifel, schon der erste Blick auf die mittelalterliche Hofburg ist beeindruckend.
Wir sind noch recht früh dran und die Reisebusse noch nicht da. Somit können wir ohne lange Warteschlangen direkt zur Burgbesichtigung.
Kleiner Palas, Waffensaal und Ritterstube, Burgkapelle, byzantinische Galerie und Bankettsaal- die Burg hat eine wahrlich wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte etliche Male umgebaut und erweitert, erlebte Zerstörung und Wiederaufbau. In der Archäologischen Krypta lassen sich anhand von Modellen und Ausgrabungsfunden die verschiedenen Epochen anschaulich nachvollziehen.
Zum Schluss geht es noch in den Weinkeller, der in den Felsen gehauen wurde und eine beachtliche Dimension hat. Bei Burgfesten wird dort fleißig ausgeschenkt.
Im Anschluss an unsere Burgbesichtigung wird es höchste Zeit für eine Mittagspause. Dafür spazieren wir hinunter in das Städtchen Vianden an der Our. Irgendwie wirkt heute alles ein bisschen ausgestorben, etliche Lokale haben geschlossen und ein Café finden wir auch nicht wirklich. Als wir schon fast wieder zurück auf dem Weg zum Auto sind, entdecken wir auf einem Platz vor der Trinitarier-Kirche doch noch ein Café, wo wir sogar im Windschatten draußen sitzen können. Somit ist der Geburtstagscafé gerettet ;)
Auf dem Rückweg machen wir noch einmal an einem Aussichtspunkt Halt, um einen letzten Blick auf die Hofburg zu werfen. Dann geht es zurück zum Campingplatz. Inzwischen scheint auch die Sonne - so, dass wir auch noch ein Glas Geburtstagssekt im Freien genießen können.
Zum Abendessen steuern wir schließlich das "L'Ernz Noire" an. Laut Reiseführer und Internet kocht hier ein luxemburgischer Fernsehkoch und nachdem Lea Linster noch in der Sommerfrische weilt, scheint uns das ein adäquater Ersatz zu sein ;)
Spaß beiseite: wir sind in den letzten Tagen hier im Dörfchen Grundhof einige Male am Restaurant vorbei gefahren und irgendwie sah es gemütlich und ansprechend aus. Wir werden nicht enttäuscht. Uns erwartet ein formidables Menü mit regionalen Spezialitäten, wie etwa Forelle mit einem herrlichen Rieslingsößchen oder dem Angus-Rind aus dem Mullerthal. Umrahmt von einer Vorspeisenplatte mit verschiedenen Kostproben der Region, einer Tomaten-Gazpacho und einer Mirabellen-Clafoutis zum Dessert. Es mundet alles vorzüglich und wir finden, die luxemburgische Küche verbindet französische Raffinesse mit deutschen Portionen ;)
Heute geht es wieder in Richtung Heimat. Das Wetter lässt uns auch im Stich und Luxemburg vergießt Tränen zum Abschied.
Unsere Heimfahrt verläuft entspannt und staufrei, so dass wir am späteren Nachmittag gut zuhause ankommen.
Unser Reisefazit für Luxemburg ist ein durchweg Positives. Wir haben hier schöne Tage verbracht und viele neuen Eindrücke gewonnen. Dabei mussten wir einmal mehr feststellen, dass wir vorab so gar nichts von unserem Nachbarland wussten. Irgendwie hatten wir Luxemburg nur mit Banken und Hochhäusern in Verbindung gebracht. In Wirklichkeit ist das Großherzogtum jedoch überwiegend ländlich geprägt mit idyllischen Dörfern, großen Feldern und schöner Natur.
Beeindruckt waren wir vom sichtbaren Wohlstand des Landes. Alles ist proper herausgeputzt, ordentlich und sauber. Aber weit entfernt von Protzigkeit. Vielmehr merkt man, dass auch "niedrige" Arbeiten durch einen nicht zu verachtenden Mindestlohn eine Wertschätzung erfahren und die Menschen von ihrer Arbeit leben können. In manchen Dingen sollten wir uns von unseren Nachbarn doch etwas abschauen.
Für unsere Erkundung der Grenzregion zu Deutschland war der Campingplatz in Reisdorf ein idealer Ausgangspunkt. Von hier aus konnten wir hüben wie drüben einige schöne Landstriche
entdecken.
Kurzum: unser Besuch hat unseren Horizont wieder einmal erweitert und Luxemburg ist durchaus mehr als eine Reise wert. Auch weil man angesichts der Größe (oder besser Kleine) des Landes in einer guten Woche die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennen lernen kann.
Gute Dienste bei den Reisevorbereitungen haben uns diese beiden Wander- bzw. Reiseführer geleistet:
Rother Wanderführer Luxemburg-Saarland
und
Wer sich dann noch literarisch unterhaltsam in das Großherzogtum begeben möchte, dem seien die kulinarischen Krimis von Tom Hillenbrand und seinem Luxemburger Koch Xavier Kieffer ans Herz gelegt.