Kroatien vom 24. bis 29. März 2021


Auf Winnetous Spuren zu den Plitzwitzer Seen

Nach einer ziemlich ruhigen Nacht vor den Toren Zagrebs geht es nun weiter zu den Plitzwitzer Seen. Zunächst über die Autobahn und dann über die Landstraße durch eine zunächst recht unspektakuläre, aber trotzdem eindrucksvolle Region. In den Dörfern sind teilweise noch die Spuren des Balkankrieges zu erkennen. Einschusslöcher an den Häusern, etliche verlassene Grundstücke und verfallene Gebäude und im Ort Turan ein Museum des kroatischen Unabhängigkeitskrieges. Leider zu spät registriert und deshalb daran vorbeigefahren.

Nicht vorbeigefahren sind wir an dem idyllischen Dorf Rastoke. Hier sprudeln im Korana-Canyon etliche Wasserfälle mitten durch das Dorf und jetzt – nach der Schneeschmelze – natürlich besonders üppig. Es gibt nur einen kurze Fotostopp, da uns die Polizei wegen unseres etwas sittenwidrigen Parkens mit dem Mumin mit dem Finger droht.

Also weiter zum nächsten Highlight – den Plitwitzer Seen. Wir wollen unbedingt auf den Spuren Winnetous wandeln und haben dieses großartige Naturschauspiel tatsächlich fast für uns allein. Mehr als drei Stunden wandern wir vorbei an Wasserfällen, über Stege und in einen Canyon. Einfach nur traumhaft schön. Aber ich möchte nicht wissen, was hier in der Hochsaison los ist. Wir können einfach nur genießen – ganz ohne die lästige Insta- und Selfie-Fraktion. Naturgenuss pur. Leider sind noch nicht alle Teile des Nationalparks geöffnet, da noch nicht alle Wege schnee- und eisfrei sind. Aber was wir zu sehen bekommen, ist einfach grandios!

Zurück am Mumin geht es noch auf Stellplatzsuche, denn auf den großen und leeren Besucherparkplätzen darf nicht übernachtet werden. Zudem sind die Campingplätze saisonal noch geschlossen und auch viele Restaurants sind wegen Corona zu. Wir landen schließlich auf einem großen Schotterparkplatz vor einem Campingplatz und es scheint, dass wir hier geduldet sind. Zumindest hat sich noch keine der vielen Polizeistreifen an uns gestört.


Von den Bergen ans Meer - die Adria-Magistrale ruft

Inmitten einiger Trucks hatten wir eine sehr ruhige und ungestörte Nacht auf unserem Schotterparkplatz. Und am Morgen dann auch nochmal zapfig kalte Temperaturen mit Nachtfrost, doch dafür einen strahlend blauen Himmel. Was will man also mehr für unsere Fahrt ans Meer. Zunächst nochmal auf der Landstraße durch eine sehr ländliche Region. Überall am Straßenrand werden Honig, Eier und Käse angeboten, doch die meisten Verkaufsstände sind noch nicht in Betrieb. Der Winter scheint gerade erste auf dem Rückzug zu sein und Touristen sind noch keine da. Wenn sie denn überhaupt kommen… Dann tauchen ziemlich spektakulär die schneebedeckten Gipfel des Velebit-Gebirges vor uns auf. Wirklich majestätisch halten wir direkt darauf zu. Franks Adrenalinspiegel steigt schon ein wenig angesichts der scheinbar unüberwindlichen Berge. Doch zum Glück gibt es die Autobahn und die führt uns durch Tunnels mit teilweise spektakulären Ausblicken hinunter auf Meereshöhe.

Bei Zadar stoßen wir schließlich auf die Adria-Magistrale, der wir nun nach Süden folgen. Viel haben wir schon von dieser Route gehört und gelesen, diverse Youtube-Filmchen geschaut und unsere Erwartungen sind dementsprechend sehr hoch. Auf eine Stadtbesichtigung von Zadar sowie einigen anderen Städtchen verzichten wir, weil a. unser WOMO-Führer keine geeigneten Parkmöglichkeiten ausweist und wir uns b. gegenwärtig nicht so sehr unter Menschenmengen begeben möchten. Entlang der Strecke gibt es etliche Campingplätze, die alle noch zu sind, sowie hin und wieder ganz nette Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerten Inseln und Inselchen. Doch wir finden keinen Zugang ans Wasser und irgendwie mag der Funke mal wieder nicht überspringen. Die Gebäude sind überwiegend uncharmant, es gibt etliche Bauruinen und Schuttberge, für die Müllentsorgung fühlt sich wohl auch niemand zuständig. Da hatten wir uns wirklich mehr erhofft.

 

Beim Ort Pakostane zweigen wir ab zum Vrana-See. Dem größten, natürlichen Binnensee Kroatiens. Hier finden wir einen gemütlichen Rastplatz an einem Steg für Vogelbeobachtungen. Dort vertreten wir uns gleich ein wenig die Beine. Sehr ansprechend angelegt und der See ist bekannt für seinen Fischreichtum sowie als Rast- und Brutplatz zahlreicher seltener Vogelarten. Wir sehen nur einen Haubentaucher, einige Kormorane, Möwen und eine Eidechse – immerhin!

Nach der Pause geht es weiter gen Sibenik. Ein Telefonat hat ergeben, dass ein Campingplatz im Krka-Nationalpark geöffnet ist und den wollen wir nun ansteuern. Unterwegs ist die Strecke weiterhin recht unspektakulär. Olivenbäume, Schutt- und Steinhaufen, vor Wildschweinen wird gewarnt. Dann urplötzlich doch noch ein Knüller: vor Sibenik überqueren wir eine eindrucksvolle Brücke, die die Mündung des Flusses Krka ins Meer überspannt. Vom Parkplatz des Panorama-Hotels bietet sich auch uns ein phantastischer Blick. Dann geht es die restlichen Kilometer hinein in den Krka-Nationalpark. Sibenik hätten wir uns ganz gerne noch angeschaut. Am besten von oben von der Festung. Aber es scheitert a. an der Zeit und b. wieder an einem geeigneten Parkplatzangebot für unseren Mumin. Irgendwie sind wir für diese Region ein wenig zu groß geraten…

 

Auf dem Campingplatz werden wir bereits erwartet und sehr, sehr freundlich empfangen. Wir sind die einzigen Gäste und können uns ein schönes, sonnige Plätzchen aussuchen. Dann buchen für gleich für den nächsten Tag eine geführte Tour in den Nationalpark. Die Menschen hier leiden auch sehr unter den fehlenden Touristen und da gönnen wir uns jetzt einfach mal das volle Touri-Programm „for two“. Abendessen gibt es auch für uns. Leckeren Tintenfisch mit Pommes. Vom Chef des Hauses selbst geangelt und zubereitet. Köstlich. Samt einem Kirschlikör zum Nachtisch.


Wasser marsch im Krka-Nationalpark

Heute werden wir vom Krähen des Hahnes geweckt und sind somit bereits um 9 Uhr startklar für unseren Ausflug in den Krka-Nationalpark. Empfangen werden wir von Predrag, dem Sohn der Campingplatzbesitzer. Er betreibt selbst eine kleine Reiseagentur und chauffiert normalerweise Touristen von A nach B. Sein nagelneuer Van kam bislang aber wegen Corona nur sehr wenig zum Einsatz. Gerne nehmen wir also Platz – mit Maske versteht sich – und Predrag führt uns zu den besten Spots im Nationalpark. Angefangen vom idyllischen kleinen Dorf Skradin mit seinen venezianischen Einflüssen geht es von Nord nach Süd und von Ost nach West. Der Fluss Krka hat im Karstgebirge eine eindrucksvolle Landschaft aus eindrucksvollen Canyons und Tälern mit üppiger Vegetation geschaffen. Wir fahren zu verschiedenen Aussichtspunkten, von denen wir eindrucksvolle Panoramen erleben. Unterwegs haben wir immer wieder Gelegenheit zu kleineren und größeren Spaziergängen. Idyllisch ist es rund um den Roški Slap, von wo aus in der Saison auch Ausflugsboote starten. Hier wird es auch Zeit für eine Kaffeepause in der Alten Mühle. Normalerweise wird hier auch mit hausgemachtem Schinken und Käse bewirtet, doch Corona funkt mal wieder dazwischen.

Weiter geht es über einen Aussichtspunkt mit Blick hinunter auf die Klosterinsel Visovac, die momentan leider auch nicht besucht werden kann. Den Höhepunkt gibt es dann zum Schluss: die Wasserfälle bei Skradinski Buk. Rund zwei Stunden spazieren wir über Stege durch eine faszinierende Wasserwelt. Überall tröpfelt, sprudelt, gluckert, plätschert und rauscht es. Die Sonne spiegelt sich in großen und kleinen Teichen, Wasserpflanzen wiegen sich im Strom. Die Bäume beginnen gerade auszutreiben, überall regt sich Leben. Und ich denke an den Kleinen Wassermann und den Frühling im Mühlenweiher. Kennt ihr nicht? Ist das Kinderbuch von Otfried Preußler. Aber auch der Hobbit könnte sich mit Baumbart und den Ents hier wohlfühlen. Ich werde gar nicht mehr fertig mit Fotos machen, schauen, staunen und genießen. Zumal wir mal wieder fast allein auf weiter Flur sind. Des einen Leid, des anderen Freud. Wir vermissen die Touristenströme nicht.

Gegen 16 Uhr sind wir wieder zurück am Campingplatz und sehr froh darüber, die Tour nicht mit unserem dicken Mumin gemacht zu haben. Wir hätten wohl einige der schönsten Spots gar nicht gefunden und wären an der einen oder anderen Ecke auch an unsere Grenzen gestoßen. Da müssten wir unserem Riesenbaby erst eine Schlankheitskur verpassen.

Wie auch immer – es war mal wieder einer dieser perfekten Tage.

 

Wer auch in der Gegend ist, hier der Link zu unserer überaus freundlichen und kompetenten Reisebegleitung: www.dalmatia-travel.hr

 

Und dann haben wir uns noch an einem Filmchen versucht. Wer noch nicht genug von Wasserfällen hat, kann da mal reinschauen ;)


 

Adria-Magistrale zum Zweiten

 

Unsere Reise in Kroatien geht weiter zur nächsten und zunächst auch letzten Etappe nach Dubrovnik. Nach einigem Hin-und-Her-Überlegen, ob wir die Autobahn gen Süden oder die Adria-Magistrale fahren sollen, siegte die Magistrale. Immerhin rund 300 Kilometer liegen bis Dubrovnik vor uns und wir haben keine Ahnung, wie anstrengend die Fahrerei auf der Küstenstraße ist. So what – abbrechen können wir immer noch, sollte es mit unserem Dicken zu stressig werden. Also siegte die Magistrale.

 

Bis Split ist die Route nicht allzu aufregend. Einzig der Postkarten-Blick auf das idyllische Primošten und auf Trogir sind recht hübsch. Es weht uns eine kräftige Brise um die Nase und immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf die Dörfer entlang der Küste und die vorgelagerte Inselkette. Teilweise ist der Küstenabschnitt aber auch recht verbaut und die Dörfer nicht immer ganz so charmant. Es wird viel gebaut und auch die Straße ist immer wieder Baustelle.

 

Richtig spannend wird es eigentlich erst südlich von Split. Da windet sich die Straße hinein in eine spektakuläre Steilküste mit schroffen Karstgipfeln im Hintergrund. Unter uns liegen beschauliche Buchten und die Dörfer scheinen sich an die steilen Felsen zu klammern wie Adlernester. Irgendwie muss es so oder so ähnlich auch in Italien in Cinque Terre aussehen. Wir sind jedenfalls ziemlich begeistert und da außer uns kaum weitere Fahrzeuge unterwegs sind, macht die Route auch richtig Spaß.

 

 

Um den Ort Ploče öffnet sich plötzlich die Bergkette und wir durchqueren das Mündungsdelta des Flusses Neretve. Es scheint eine sehr fruchtbare Ecke zu sein, denn hier gedeihen Obst, Gemüse und allem voran Zitrusbäume. Die Orangen und Mandarinen werden noch an Ständen am Straßenrand verkauft. Dann wird es nochmal ein wenig spannend, denn wir müssen einen Grenzkorridor durchqueren. Für 10 Kilometer geht es durch Bosnien und Herzogowina, bevor wir wieder in Kroatien einreisen. Aktuell wird eine riesige Brücke über den Fjord gebaut, der den einzigen Meerzugang Bosniens darstellt. In einigen Jahren fällt somit die Grenzüberschreitung weg. Immerhin verlassen wir nun kurzzeitig die EU. Die Zöllner wissen mit unserem Mumin so recht nichts anzufangen. Kontrolliert wird dann auch nur das Fahrzeug, Papiere, Blick hinein (Schuhe-aus-Geschichte) und dann dürfen wir einreisen. Corona scheint es nicht zu geben.

 

Gespannt sind wir, ob wir dann wieder in Kroatien einreisen können. Unser PCR-Test ist ja nun veraltet. Zum Glück habe ich uns für einen 14tägigen Aufenthalt angemeldet und somit kannte man uns schon. Kurz die Ausweise gescannt und schwupp, sind wir nach dem 15minütigen Ausflug wieder drin in Kroatien.

 

 

Nach gut 300 Kilometern ist es dann geschafft und wir nähern uns Dubrovnik. Es gibt hier nur einen einzigen Campingplatz, die Parkplätze im Innenstadtbereich sind überschaubar und sauteuer (10 Euro die Stunde aufwärts). Also steuern wir den Campingplatz am Stadtrand an, der aber noch geschlossen ist. Davor besteht jedoch die Möglichkeit, recht ruhig und im Grünen auf großen Parkplätzen zu stehen. Das machen wir doch glatt und für heute ist dann auch erstmal Feierabend.

 


Dubrovnik - Die Perle der Adriaküste

Nach einer sehr ruhigen Nacht machen wir uns heute auf den Weg zur Sightseeing-Tour nach Dubrovnik. Die Vorschuss-Lorbeeren sind groß. UNESCO-Weltkulturerbe, Kulisse für den Hollywood-Blockbuster Game of Thrones, Haltepunkt für Kreuzfahrtschiffe, Touristenmetropole und meist hoffnungslos überlaufen. Insofern wollen auch wir uns ins "Getümmel" stürzen, wobei von Getümmel in Corona-Zeiten und der Vorsaison wahrscheinlich keine Rede sein kann. Wir sind also sehr neugierig, was uns erwarten wird. Zuvor steht allerdings ein Fußmarsch bis in die Altstadt. Vier Kilometer sind es von unserem Stellplatz, wobei es auch noch Busse oder Taxis gibt. Aber frühmorgens sind wir noch fit - insofern auf geht's. Wir kommen zunächst vorbei am Hafenviertel Dubrovniks. Die Kais, an denen normalerweise die Kreuzfahrtriesen vor Anker gehen, sind verwaist. Und die Marina ist voll mit Booten, die auf Ausflügler zu den vorgelagerten Inseln warten. Ein recht bizarres Bild. Unterwegs erhaschen wir schon mal den einen oder anderen Blick auf die Küste und das mächtige Bollwerk der alten Stadtmauer, welche die Altstadt komplett umgibt und die Meereswellen von drei Seiten abhält.

Die skurrile Atmosphäre setzt sich in der Stadt dann weiter fort. Zwar sind heute - am Palmsonntag - einige Einheimische auf dem Weg zum Gottesdienst unterwegs. Auch einige Flaneure und Sonntagsausflüger sind dabei, doch wir scheinen die einzigen Touristen weit und breit zu sein. Die Stadt ist verwaist, die Restaurants geschlossen, vereinzelte Souvenirgeschäfte und Eisdielen sind geöffnet. Zunächst wollen wir die Altstadt von oben erkunden und den zwei Kilometer langen Rundweg über die Stadtmauer antreten. Doch beim Eintrittspreis verschlägt es uns doch glatt die Sprache. Satte 400 Kuna (ca. 53 Euro) will man für das Vergnügen von uns. Das erscheint uns dann doch etwas zu hoch gegriffen. Kein Vorsaison-Rabatt, nix. Also bleiben wir auf dem Boden der Tatsachen und schauen uns die Altstadt von unten an.

In der Hafenmole gesellen wir uns zu den Sonntagsausflüglern und genießen auf einem Bänkle einfach diese besondere Stimmung. Alles wirkt entspannt, ruhig, gelassen. Alle genießen die Sonne und die Meeresbrise. Einfach nur schön. Es scheint, als würden die Einwohner Dubrovniks die Ruhe in ihrer Stadt ebenfalls genießen. Dann geht's weiter durch die stillen Gassen und die leere Hauptflaniermeile, durch die sich normalerweise die Touristenscharen schieben. Schon irgendwie gespenstisch und surreal, aber doch auch angenehm. Zumindest für uns, doch des einen Freud ist des anderen Leid. Draußen auf den Parkplätzen vor der Stadt stehen die Touristenbusse und Tourenvans in großer Zahl, teilweise abgemeldet und stillgelegt. Die Pandemie ist global und neue Fahrzeuge werden derzeit bestimmt nicht gekauft.

Wir lassen uns Zeit, stromern treppauf und treppab durch die engen Gassen, fühlen uns bei den vielen Katzen irgendwie an Marokko und Chefchaouen erinnert, genehmigen uns noch eine Eispause und machen uns dann auf den Rückweg zu unserem Mumin. Auf den Bus verzichten wir und marschieren stattdessen wieder vier Kilometer zurück. Am Ende sind wir dann doch ziemlich platt und doch auch beeindruckt. Diese Stadt so genießen zu können - ich glaube, das passiert so schnell nicht wieder.

Mit Dubrovnik endet nun auch unsere Zeit in Kroatien. Morgen soll es für uns weitergehen in Richtung Albanien. Wir sind gespannt, wie es uns dort ergehen wird und wie der Transit durch Montenegro klappen wird. Daumen drücken ist angesagt, aber nachdem wir bislang so problemlos durchgekommen sind, blicken wir mal zuversichtlich nach vorn.



Kommentare: 2
  • #2

    Thomas (Samstag, 10 April 2021 13:27)

    "Zum Glück habe ich uns für einen 14tägigen Aufenthalt angemeldet und somit kannte man uns schon. Kurz die Ausweise gescannt und schwupp, sind wir nach dem 15minütigen Ausflug wieder drin in Kroatien."
    Wo und wie habt Ihr Euch angemeldet ?
    Wieder super geschrieben - Danke von reiselust4x4

  • #1

    goldfish (Sonntag, 28 März 2021 11:11)

    ach, es ist schön mal wieder mit Euch zu "fahren"
    weiter so

    Gruss
    goldfish