Ab in den Süden - Jura, Lyon, Provence und Languedoc im Mai 2016


In der Muße scheint das Glück zu liegen.

Es gehört denen, die sich selbst genügen.

Aristoteles


Provence is calling

In der Nacht beginnt es wieder zu regnen und es hört auch nicht auf damit. Nach dem Frühstück starten wir also das Einpacken und machen uns auf den etwa 300 Kilometer langen Weg in die Provence. Wir fahren über die Stadtautobahn durch die beiden Tunnels und nochmals vorbei an "La Confluence" auf die Autoroute du Soleil. Es läuft sehr gut und wir erreichen unseren Campingplatz der ersten Wahl östlich von Arles am frühen Nachmittag. Leider liegt der Platz direkt an einer 4spurigen Nationalstraße, die nach Fos-sur-Mer und den Industriehafen von Marseille führt. Nicht wirklich reizvoll. Wir machen kehrt und steuern in Mausanne-les-Alpilles den städtischen CP "Le Romarins" an. Es ist zwar ziemlich voll, aber wir finden trotzdem ein schönes Plätzchen und beschließen, die Pfingstfeiertage hier zu verbringen. Das nette provencalische Städtchen ist in ein paar Fußminuten erreicht und auch Arles liegt nur 15 Kilometer entfernt.  

Nach einem kurzen Spaziergang ins Dorf - hier gibt es wohl die besten Oliven der Provence - bruzeln wir uns wieder einen Brotsalat aus altbackenem Baguette, frischem Gemüse und einem wunderbaren Rosé aus dem Spar-Supermarkt, der hier sogar erschwinglich ist.


Stiere, Pferde und Flamingos - ein Ausflug in die Camargue

Bis um 5 Uhr ist unsere Nacht ruhig, dann brausen die ersten Autos vorbei und es regnet. Wo ist es nur - das berühmte Licht der Provence???

Wir entscheiden uns für einen Tagesausflug in die Camargue. Über die sehr idyllischen Provence-Dörfer und die Abbay de Montmajour fahren wir bei Arles erst einmal in die falsche Richtung. Also wieder retour und auf der der D35 parallel der Rhône in den Süden. Vorbei an Reisfeldern und Weiden mit den weißen Pferden und schwarzen Stieren erreichen wir Mas Thibert. Hier unternehmen wir einen Spaziergang durch das Marais du Vigueirat. Ein sehr empfehlenswerter Rundgang, auf dem wir die Flora und Fauna der Camargue bewundern können. Störche, Pferde, Schildkröten und noch viel mehr kreuzt unseren Weg.

Weiter geht es anschließend in Richtung Süden. Wir wollen bei Salin-de-Giraud die Fähre über die Rhône nehmen, die aber leider bis zum frühen Abend außer Betrieb ist. Also machen wir kehrt und fahren die gleiche Strecke zurück nach Arles. Dort schauen wir uns die Van-Gogh-Brücke von Langlois an (wenig romantisch und leider nur ein Nachbau), passieren die Rhône und fahren auf der anderen Seite wieder hinunter. Die Salinen haben wir uns führ heute schon in den Kopf gesetzt und in Salin-de-Giraud können wir auch einen Blick auf die riesigen Anlagen werfen, sehen Flamingos und erreichen schließlich auch die Mündung der Rhône ins Mittelmeer.

Am Ende dieses Tages sind doch satte 245 Kilometer zusammen gekommen. Aber das Wetter war uns zumindest in Richtung Meer wohlgesonnen und wir können auf eine eindrucksvolle Landschaft mit großartigen Naturerlebnissen zurück blicken. Camargue - ich glaube, wir kommen wieder!


Ein Highlight der Provence - fast für uns alleine

Der Vormittag scheint vielversprechend, die Sonne scheint und wir können im Freien frühstücken. Dann machen wir uns auf den rund 10 Kilometer kurzen Weg nach Les Baux-de-Provence. Die Burgruine samt Dorf gehört zu den Hot-Spots der Provence und wir sind froh darum

a. früh da zu sein und

b. dieses in der Vorsaison an einem Freitag vor Pfingsten.

Schon die Anzahl der Parkplätze lässt Besuchermassen erahnen, aber wir können uns das pittoreske Dorf mit jeder Menge Restaurants, Souvenir- und Kunsthandwerkerläden (die Cité von Carcassonne lässt grüßen) und  die imposante Burgruine in aller Ruhe anschauen. Leider beginnt es jedoch zu nieseln und die grandiose Aussicht auf die Alpilles, den Mt. St. Victoire sowie die Camargue und das Rhône-Delta ist leider etwas getrübt. Trotzdem genießen wir diesen Streifzug durch historisches Gemäuer und runden unseren Besuch noch mit einer Kaffeepause im Dorf ab.

 

Wir fahren nochmal rund 10 Kilometer weiter in das Städtchen St.-Rémy-de Provence. Eine idyllische Kleinstadt mit schönen Läden, einer malerischen Altstadt und den Spuren Vincent van Goghs, der hier einige Zeit in einer geschlossenen Anstalt zubrachte. Wir bummeln bei mittlerweile strömendem Regen durch die Gassen, kaufen Gewürze und fahren schließlich zurück zum Campingplatz. Hier parken wir zunächst den Wohnwagen um. Die Nähe zur Ausfallstraße hinter der Hecke ist uns dann doch zu laut. Ich kaufe noch ein wenig Proviant im Ort und wir grillen die letzten Vorräte von zuhause. Ein schöner Tag, trotz Regen, in einer liebenswerten Region.


Markttag in Arles

In der Nacht kommt Wind auf, der sich zu einem böigen Mistral auswächst. Dafür ist der Himmel am Morgen wolkenlos und wir frühstücken draußen. Dann packen wir vorsichtshalber die Markise ein und fahren nach Arles. Dort ist heute Samstagsmarkt - angeblich einer der schönsten und größten in der Provence. In der Tat sind wir von den Dimensionen überwältigt. Hier gibt es einfach alles. Wir schlendern durch die Stände, genießen mit allen Sinnen die Reize für's Auge und die Nase, erstehen Olivenöl, Orangen und Obst, essen einen provencalischen Zwiebelkuchen - den Pissaladière - und machen uns am Nachmittag auf zur Erkundung der architektonischen Highlights der Stadt.

Highlight und Pflichtprogramm ist natürlich das römische Amphitheater, wo heute noch regelmäßig Stierkämpfe - die Course Camarguaise - stattfinden. Aber auch die gesamte Altstadt von Arles - ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe - ist unbedingt sehenswert. Lauschige Plätze, natürlich das berühmte Café de la Nuit, das Rhône-Ufer - wir wandeln auf geschichtsträchtigen Spuren von Julius Caesar bis Van Gogh. Das hat schon was und wir haben es nun auch gefunden - das berühmte Licht der Provence. Der Mistral hat mittlerweile für einen fast wolkenlosen Himmel, aber für frische Temperaturen gesorgt. Ein Grund, warum trotz Pfingstsamstag kaum Touristen da sind? Wir wissen es nicht, genießen einfach nur die Ruhe der Vorsaison und erfreuen uns am Savoir Vivre.

Wieder zurück auf dem Campingplatz genießen wir den restliche Nachmittag noch ein wenig im Liegestuhl, wobei uns der Wind ziemlich kühl um die Nase weht. Frank kauft noch ein wenig Wein und Saucisse Provencal - einem guten Abendessen steht also nichts mehr im Wege.


Wanderung am Fuße der Alpilles

Der Mistral bläst unvermindert und sorgt neben einem stahlblauen Himmel für Frösteltemperaturen. Das Sanitärgebäude ist mollig warm beheizt und unser Frühstück findet heute wieder indoor statt. Wir entscheiden uns dennoch für eine Wanderung. Jedoch nicht wie ursprünglich geplant über die Höhenzüge der Alpilles. Hier dürfte es nämlich ziemlich zugig sein. Statt dessen greifen wir einen der Vorschläge auf, die an der Rezeption erhältlich sind und starten zu einer 9 Kilometer langen Rundtour direkt ab Mausanne-les-Alpilles. Wir wandern dabei zunächst aus dem Ort hinaus und in Richtung Golfplatz. Diesen dürfen wir auf einem offiziellen Weg auch durchqueren und können dabei den Golfern ein wenig über die Schulter schauen.

Vorbei an Olivenhainen und Weinbergen erreichen wir die Zufahrtsstraße nach Le-Baux-en-Provence. Hier ist heute am Pfingstsonntag der sprichwörtliche Teufel los. Besuchermassen pilgern hinauf und wir sind froh, dass wir die Straße hier nur kurz streifen. Wir biegen wieder auf einen Wanderweg ab und umrunden das Bergmassiv etwas unterhalb der Burgruine. Kaum haben wir die Straße ein paar Meter hinter uns gelassen, ist wieder wunderbar ruhig und wir begegnen nur vereinzelten Wanderern. Auf einem Fels-Vorsprung gibt es schließlich ein Panorama-Picknick par Excellence. 

Über diverse Hügel mit vielen Ups-and-Downs gelangen wir schließlich wieder nach Mausanne-les-Alpilles hinunter. Eine wunderschöne Tour abseits von Touristenmassen, die heute jedoch ein wärmendes Jäckchen erforderte. 

 

Nach einer kurzen Kaffeepause skypen wir mit unserer Annika in Südkorea. Die Welt ist dank moderner Kommunikation schon ziemlich klein geworden. Dann genehmigen wir uns noch einen Apéro im Städtchen. Auf dem zentralen Platz vor der Kirche lässt es sich vortrefflich Leute gucken. Sehen und gesehen werden scheint hier das Motto zu sein.

Dann gibt es wieder einen "Brotsalat á la maison" - unser neues Resteverwertungsessen. Außerdem entscheiden wir uns für einen Verlängerungstag, um morgen das Fest Transhumance in St.-Rémy-de-Provence zu besuchen. Eine Art "Almauftrieb" der Wanderschäfer. Wir sind gespannt.


Von Schafen, Hunden und allerhand Trödeleien

Der Mistral hat in der Nacht noch einmal kräftig zugelegt und deshalb ist es heute Vormittag SEHR frisch. Die Temperaturen sind im einstelligen Bereich. Nach dem Frühstück hat es immerhin 13 Grad und wir machen uns auf den Weg nach St. Rémy. Der traditionelle Umzug der Wanderhirten ist für 11 Uhr angesetzt. Mit uns sammeln sich zahlreiche Zuschauer entlang der Ringstraße, die rund um die Altstadt führt. Hier ziehen die Wanderhirten in traditionellen Trachten mit ihren rund 2000 Tieren umfassende Herden aus Schafen, Ziegen und Hunden durch die Stadt. Nach 10 Minuten ist das ganze Spektakel bereits vorbei, aber im Städtchen herrscht Pfingstmarkt-Atmosphäre. Geschäfte, Bars und Restaurants sind geöffnet, es gibt einen Käsemarkt, einen Flohmarkt, Budenzauber, Musik und Karussells. Selbst die Blaskapelle aus der Partnerstadt Pfarrkirchen in Bayern ist da. Lederhose trifft Baskenmütze sozusagen ;)

Wir lassen uns treiben, bummeln durch die Gassen, trinken einen Kaffee, essen und kaufen leckeren Käse. Savoir vivre eben und dazu herrscht Sonnenschein. Herz, was willst du mehr.

Am Nachmittag sind wir wieder zurück auf dem Campingplatz und genießen noch ein wenig die Sonne im Liegestuhl. Dann geht es nochmal zu einem Abschieds-Apéro ins Städtchen, bevor wir zum Abendessen den Grill anwerfen und unsere Siebensachen zusammenpacken. Morgen geht es weiter ins Languedoc. Als Fazit für diese Ecke der Provence lässt sich sagen, dass es uns hier ausnehmend gut gefallen hat. Anders als im Luberon ist man hier noch ein wenig bodenständiger geblieben, die Menschen sind freundlicher und weniger abgehoben. Das liegt wohl auch an der geographischen Nähe zur Camargue oder zu Marseille, wo die Menschen noch von ihrer Hände Arbeit leben. Und das im wirklich positivsten Sinne des Wortes. 


Faulenzertage im Languedoc

Und hier geht es zu unserer vorerst letzten Station nach Gruissan