Von den Pyrenäen zu Salvador Dalí

Bienvenido en España! So hieß es am Ende unseres letzten Beitrages. Inzwischen ist es schon Ostern geworden und hinter uns liegen auf den Tag genau zwei erlebnis- und ereignisreiche Wochen in Spanien.

Begonnen haben wir unsere Erkundung Kataloniens in den Zentralpyrenäen. Dort vereinen sich einige der höchsten Gipfel von mehr als 2.500 Metern, hier gibt es mehrere Skigebiete in denen noch Wintersport möglich und es demzufolge Ende März auch teilweise noch recht winterlich ist. So kommt die (neu eingebaute) Heizung des Mumin einige Male zum Einsatz. Sie tut ihren Dienst glücklicherweise einwandfrei, nachdem Frank bei Übernachtungen auf über 1.600 Metern Höhe eher per Zufall auf die Idee kam, das Höhenkit des Mumin zuzuschalten. Laut Betriebsanleitung erst ab 1.800 Meter erforderlich, aber siehe da: sowohl unsere Emma als auch die Heizung funktionieren mit dem Höhenkit wieder ohne zu Stottern. Man lernt eben nie aus.

In den Pyrenäen erkunden wir verschiedene Natur- und Nationalparks, besuchen einen Aquakultur-Betrieb, in dem sibirische Störe aufgezogen werden, um den begehrten Kaviar zu liefern, entdecken ein Tal mit romanischen Kirchen und Frank steuert den Mumin souverän durch unendlich viele Kurven und enge Sträßchen über Berg und Tal. Der Mumin ist halt doch eine Bergziege. Natürlich werden auch die ersten Wanderungen und Fahrradtouren unternommen. Teils auf abenteuerlichen Wegen und vermeintlich harmlose Bahntrassenwege erweisen sich als herausfordernde Bergetappen.

In dieser Region Kataloniens begegnen uns kaum Touristen. Wenn, dann sind es die Spanier selbst, die hier ihre Heimat erkunden. Oder Franzosen, die im günstigeren Nachbarland noch ein paar Tage Winterurlaub verbringen. Überall jedoch begegnen wir freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Egal ob im Tourismusbüro, im Restaurant oder auf den Stellplätzen. Immer werden wir nett empfangen und sobald wir uns als Deutsche outen, werden auch häufig ein paar Brocken Deutsch hervorgekramt. Die Pyrenäen – eine Region, in der wir uns ausgesprochen wohl fühlen. Wir begegnen den ersten Gänsegeiern – einmal sogar fast zum Greifen nah, als sie sich auf einer Wiese um ein verendetes Tier versammeln. Ein Festschmaus für die gewaltigen Vögel. Leider sind wir für das Fotoshooting zu schnell daran vorbei.

Ein besonders schönes Erlebnis haben wir im Städtchen La Seu d'Urgell. Nach der Stadtbesichtigung finden wir ein Restaurant unmittelbar vor der eindrucksvollen Kathedrale. Es ist gut besetzt mit Einheimischen, was für uns immer ein gutes Zeichen ist. Da lassen wir uns gerne für ein Menue del Día – das Tagesmenü – nieder.  Drinnen sitzen Handwerker, einige ältere Herrschaften in Begleitung ihrer Söhne oder Töchter, Familien mit Kindern, kurzum: quer durch alle Schichten.

Zu Essen bekommen wir eine Suppe oder Salat, Schnitzel oder Fisch mit Bratkartoffeln, ein Dessert nach Wahl (Orange, Waffeleis, Crema Catalana) und einen Kaffee. Dazu Wasser oder Wein. Als ich eine Flasche Wasser und ein Glas Wein für uns bestelle, erhalten wir eine Flasche Wein und ein Viertelliter-Fläschchen Wasser. Mein Spanisch ist wohl noch verbesserungsfähig 😉

Am Nachbartisch sitzt ein Mann in unserem Alter mit seiner sichtlich dementen Mutter. Der alten Dame schmeckt zwar die Suppe, aber danach ist sie mit den aufgetischten Mahlzeiten unzufrieden. Das Fleisch ist ihr zu hart, der Fisch zu weich, das Brot zu trocken. Der Sohn bemüht sich aufopferungsvoll darum, dass seine Mama etwas zu sich nimmt, bestellt weitere kleine Speisen, aber irgendwie ist es wohl nicht ihr Tag. Irgendwann schlummert sie am Tisch ein, den Kopf auf die Schulter des Sohnes gelehnt. Er streichelt ihre Wange und es ist ein total anrührendes Bild, die beiden so zu sehen.

Kurzvisite in Andorra

Von La Seu d'Urgell ist es nur ein Katzensprung in den Zwergstaat Andorra. Er fehlt uns noch auf unserer Länderliste und somit fahren wir die wenigen Kilometer über die Grenze. Diesel ist mit 1,35 Euro günstig – da müssen wir den Mumin richtig volltanken. Ansonsten reihen sich entlang der Haupt-Durchgangsroute Shoppingzentren, Tankstellen, Tabak- und Alkohol-Shops, Fastfood-Restaurants und Co. aneinander. Schön geht wahrlich anders. Der Verkehr ist atemberaubend, die Größe der Autos auch. Ein SUV jagt den anderen. Nicht nach unserem Geschmack und die Parkplatz-Suche wollen wir uns ebenfalls nicht antun. Also am nächstmöglichen Kreisverkehr ein U-Turn-Back und dann die Überraschung. An der Grenze zurück nach Spanien werden wir vom Zoll angehalten. Ob wir Alkohol oder Zigaretten gekauft hätten. Haben wir nicht, was ein ungläubiges Staunen hervorruft. Wahrheitsgemäß geben wir an, dass wir nur Diesel gebunkert hätten und winken mit der Rechnung. Das reicht, die Zöllnerin grinst und winkt uns durch.

Katalonien und die Künstler

Antoni Gaudí, Pablo Picasso, Salvador Dalí – in Katalonien hinterließen sie alle ihre Spuren. Die ganz Großen und die weniger bekannten Berühmtheiten. So wandeln auch wir auf künstlerischen Wegen. Die ersten architektonischen Zeugnisse des katalanischen Modernisme entdecken wir in La Pobla de Segur. Dort ist das Rathaus in einem mosaikgeschmückten und wunderschön restaurierten Bau untergebracht. Ein echter Hingucker und mein Herz als Fan von Mosaiken schlägt da natürlich höher.

Antoní Gaudí besuchen wir in La Pobleta de Lillet. Irgendwo im Nirgendwo mitten in einer grünen Berglandschaft der Vorpyrenäen versteckt, befindet sich ein ehemaliges Bergbaugebiet mit einer Zementfabrik. Einst sicherlich kein Vorzeigeort, denn die Gegend dürfte vom Qualm und Staub der Fabrik ziemlich verunreinigt gewesen sein. Heute tuckert hier allerdings ein Touristenzügle, der Tren del Ciment.

Wir haben Glück und der Zug fährt am 1. April (kein Scherz) pünktlich zur Saison-Eröffnung. So können wir ganz entspannt von einer Haltestelle zur nächsten tuckern, aussteigen und haben jeweils rund eine Stunde Zeit für die Besichtigung. Einer der Haltepunkte ist der Jardíns Artigas. Der Garten ist ein Werk Antoní Gaudís und wir können ihn ganz ohne Warteschlange und weitere Besucher fast für uns allein genießen. Toll! Auch die alte Zementfabrik ist inzwischen touristisch aufgemöbelt und enthält ein sehenswertes Museum über die Herstellung und Verarbeitungsmethoden von Zement. Ein herrlich entspannter Ausflugstag!

 

So gelangen wir schließlich nach Figueres und ins legendäre Dalí-Dreieck. Wer hierher kommt, tut dies vor allem wegen Salvador Dalí. Wir haben uns vorab online Tickets für den Museumsbesuch in Figueres organisiert und können ohne Warteschlange hinein. Drinnen dann der WOW-Effekt. Dalí hat das ehemalige Theater seines Geburtsortes, das während des Spanischen Bürgerkrieges stark zerstört wurde, zu einem persönlichen Mausoleum errichtet. Er selbst ist im Untergeschoss des Gebäudes beigesetzt. Zu sehen sind viele seiner Skizzen und Modelle, aus denen später dann die berühmten Werke des Surrealismus entstanden sind. Trotz des touristischen Andrangs und des Kommerzes drumherum – der Museumsbesuch gehört zum Pflichtprogramm einer Reise durch Katalonien.    

Von den Höhen und Tiefen der Stellplatz-Suche

Mit unserem Mumin den passenden Stellplatz zu finden, ist ja bekanntlich nicht immer ganz einfach. Die Campingplätze in den bergigen Regionen öffnen meist erst zu Ostern – kommen also für uns momentan noch nicht in Frage.

Der Camperboom, der auch in Spanien ungeahnte Ausmaße angenommen hat, sorgt zudem dafür, dass freies Übernachten nahezu überall verboten ist. Das gilt ohnehin für National- und viele Naturparks. Da wird dann auch kein Auge zugedrückt, stattdessen drohen hohe Strafen. Doch die Spanier sind auch ein tolerantes und kreatives Volk. Vielerorts werden Parkplätze für WOMOs bereitgestellt, auf denen man ganz legal für eine oder mehrere Nächte stehen darf. Sofern man kein „campingartiges Verhalten“ an den Tag legt. Somit stehen wir zwar nicht immer charmant und meist auch nicht allein. Von der vielgerühmten Freiheit mitten in der Natur, die von Vanlifern und Influencern gerne auf schönen Bildern propagiert werden, also weit entfernt.

Immer?  Nicht immer 😉 Wie so oft ballt sich das Volk an den beliebten Plätzen. Schon wenige Kilometer entfernt von den Attraktionen wartet dann manchmal die eine oder andere Überraschung, die noch nicht in Park4Night steht. So entdecken wir eher per Zufall einen herrlichen Parkplatz im berühmten Middle of Nowhere. Und das in grandioser Aussichtslage. Kein Verbotsschild, kein Naturpark, stattdessen neue Sitzbänke mit Blick auf den Sonnenuntergang. Solche Momente bescheren dann wahres Glück und wir bleiben in dieser Nacht tatsächlich allein mit Fuchs und Has und vielleicht einem Wolf in wunderbarer Natur.

Ganz anders bei unserer Parkplatzsuche in Figueres. Das Stadtgebiet ist für Fahrzeuge über 5,5 Tonnen gesperrt. Also müssen wir den Mumin für unseren Museumsbesuch irgendwo am Stadtrand abstellen. Tatsächlich finden wir ein Industriegebiet mit einem Parkstreifen für LKWs hinter der Kläranlage. Nicht wirklich ein Luftkurort… Aber wir wollen ja nicht draußen sitzen. Wir können zunächst mal unseren Generator anwerfen, um Brot zu backen und unsere elektronischen Geräte aufzuladen. Hier stört das Brummern unserer Emma niemanden. Dann geht’s in die Stadt. Die ist zu unserer Überraschung nur zehn Gehminuten entfernt und wir sind gut bewacht von den Besuchern eines benachbarten Fitness-Studios und den gläubigen Moslems, die in die nahegelegene Moschee zum Freitagsgebet gehen. Insofern – alles Bestens!

 

Nun ist es Karfreitag geworden, wir werden als nächstes die Costa Brava erkunden. Dies mit gemischten Gefühlen, denn die Küste ist proppenvoll, wie wir inzwischen aus verschiedenen Quellen erfahren haben. Nicht die besten Voraussetzungen, uns mit dem Mumin ins Getümmel zu stürzen. Deshalb haben wir uns für die nächsten Tage ein Muminchen gemietet, mit dem wir die nördliche Costa Brava erkunden wollen. Der dicke Mumin muss derweil auf einem Stellplatz auf uns warten. Mal sehen, was uns in den Touristenhochburgen der Küste erwartet 😉 In diesem Sinne – Hasta luego!

 



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