Nach unserer Einreise nach Nordspanien über den Jakobspilger-Pass Puerto Ibañeta statten wir zunächst der Stadt Pamplona einen Besuch ab. Sie ist vor allem bekannt für ihre Stierhatz und die blutigen Stierkämpfe. Müssen wir nicht haben – aber da wir im August hier aufschlagen, droht uns keine Gefahr. Die berühmte San Fermines findet im Juli statt.
Pamplona gefällt uns, doch auf dem offiziellen Stellplatz mit Kuschelcamper-Atmosphäre droht uns dann gleich Ungemach. Was ist schlimmer als deutsche Camper im Ausland??? Antwort: es sind die Österreicher. Als wir auf der Entsorgungsstation stehen und der Mumin Wasser lässt, ranzt uns gleich ein Camper der Alpenrepublik an. Wir sollen gefälligst unser »Geschoss« zur Seite fahren, da er raus möchte. Jetzt sofort. Dabei ist er selbst noch dabei, seinen Kastenwagen zu befüllen, hat noch alle Türen offen und Schläuche draußen. Ich kann ja auch nett – aber meist bringt das nix.
Als ich ihm freundlich »Guten Morgen« sage und dass wir gleich fertig sind und ihn um 3 Minuten Geduld bitte, beginnt er eine Schimpftirade auf die Deutschen. Wir hätten hier wohl das »Hausrecht« gepachtet, war noch das Höflichste, das er bieten konnte.
Nun denn – der Mumin lässt sich nicht so leicht zur Seite schieben und wir lassen den cholerischen Österreicher anstatt nur 3 jetzt 5 Minuten warten. Fertig ist er dann aber immer noch nicht. Was man dem wohl in den Kaffee geschüttet hat???
Für uns geht die Reise nun weiter ins Baskenland. Eine Region, die von einem jahrzehntelangen Terror durch die Befreiungsorganisation ETA geprägt war. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, doch immer noch merkt man hier das ungebrochene Freiheits- und Unabhängigkeitsstreben der Menschen. Es gibt eine eigene Sprache, die Orte haben schier unaussprechliche Namen, man pflegt eine eigene Kultur und überall trifft man auf Kampfes-Parolen. Nirgendwo sonst sehen wir auch so viele Palästina-Flaggen, mit denen man sich solidarisch mit dem Schicksal der Palästinenser zeigt.
Wir als Touristen werden freundlich empfangen und treffen überall auf hilfsbereite und offene Menschen. Das Baskenland punktet dann auch mit mehreren Highlights, wie das mondäne Seebad Donostia-San Sebastián oder das kulturelle Schwergewicht Bilbao. Da es an diesen touristischen Hotspots und an der Küste Ende August noch recht voll ist, und auch die Stellplatzsuche für WOMOs eher unerquicklich ist, machen wir auf die Suche nach den Schätzen im Hinterland – und werden dort auch fündig.
Das Baskenland und die Nachbargemeinschaft Kantabrien sind bekannt für ihre prähistorischen Höhlen und fantastischen Felsmalereien. Allen voran die bekannte Höhle von Altamira. Um die Malereien im Inneren vor schädlichen Umwelteinflüssen durch allzu viele Besucher zu schützen, kann man die Höhlen in der Regel nicht oder nur in ganz kleinen Gruppen nach langer Voranmeldung besuchen. Ein teilweise mehr als adäquater Ersatz für die Originale sind die Informationszentren mit den Nachbildungen der Höhlen. Und eine davon finden wir bei Zestosa. Das dortige Museum und die Nachbildung der Höhe von Ekain sind ein echtes Erlebnis. Zumal wir an einem Samstagnachmittag die einzigen Besucher sind und uns die normalerweise nur spanisch-/baskisch sprechende Führerin eine ganz individuelle Führung auf Englisch anbietet. Welch ein Glücksfall!!!
An vielen Stellen des Baskenlandes stößt man auf die industrielle Vergangenheit der Region. Bergbau, Schiffsindustrie, Holzverarbeitung – all das hat seine Spuren hinterlassen. Und so erleben wir eine weitere Überraschung im Tal der Eisenverarbeitung Valle de Ferro. Dort möchten wir eigentlich ein Freilichtmuseum besuchen, das an diesem Tag jedoch geschlossen ist. Eine freundliche Dame an der Rezeption ist trotzdem da und gibt uns den Tipp, ins nahe gelegene Städtchen zu spazieren. Dort gäbe es an diesem Tag ein traditionelles Fest zu Ehren der Schäferei und des Käses. Da lassen wir uns natürlich nicht zweimal bitten und dürfen tatsächlich ein sehr authentisches Stadtfest miterleben. Wir sind augenscheinlich auch die einzigen (ausländischen) Touristen im Ort und so dauert es nicht lange, dass wir von einem Herrn angesprochen werden. Er erklärt uns die Feierlichkeiten, das Brauchtum und wo wir noch Käse und Sidra verkosten können. Ein gelungener Sonntagnachmittag!
In ganz Spanien findet man die Grünen Wege Vies Verdes. Rad- und Wanderwege, die auf ehemaligen Bahntrassen angelegt wurden. In der Regel verlaufen sie abseits der Straßen durch eindrucksvolle Landschaften mit Tunnel und Viadukten. Und so haben wir auch diesmal die Räder mit dabei, um den einen oder anderen Bahntrassen-Radweg zu erkunden. Shit happens – denn gleich bei unserer ersten Ausfahrt mit den Rädern bricht an Franks Fahrrad der Ketten-Umleger (oder wie das Teil heißt…) komplett ab. Ich muss Abschlepphilfe leisten und ihn fünf Kilometer bergauf ziehen. Zum Glück gibt es E-Bikes 😉
Da wir nun nicht mehr mit dem Drahtesel unterwegs sein können, schnüren wir die Wanderstiefel und entdecken gar erstaunliches. Nach einem etwas abenteuerlichen Fußmarsch durch dichte Eukalyptuswälder und kräftigen Anstiegen finden wir mitten im Nirgendwo versteckt liegt die weltweit größte private Sammlung mit Rolls-Royce-Fahrzeugen aller Modelle. Hinzu kommen noch andere automobile Schätze und angesichts der fotogenen Schmuckstücke fragen wir uns, ob in 100 Jahren noch irgendjemand uniforme Elektroautos sammelt….
Wettergott Petrus ist uns leider nicht ganz so wohlgesonnen. Nicht umsonst heißt es hier Costa Verde – Grüne Küste. Das viele Grün, das uns auch klimatisch feuchtwarme Tropentemperaturen beschert, kommt nicht von ungefähr. Regenschirm und Regenjacke gehören ins Tagesgepäck. Nicht zu vergessen die Sonnenbrille, denn auf Regen folgt meist Sonnenschein 😉
Ja – so sind wir mittlerweile in Kantabrien angekommen. Was wir hier erleben, davon erzählen wir dann beim nächsten Mal.