Von Madrid in die Extremadura - Zentralspanien zum Zweiten

 

Inzwischen ist es Hochsommer geworden in Spanien. Wir schmachten im Schatten unserer Markise auf einem wunderschönen Stellplatz auf rund 800 Metern Höhe und bei deutlich über 30 Grad. Haben wir noch vor kurzem über das unbeständige, nasse und kühle Wetter in Spanien geklagt, jammern wir nun über die Hitze. Doch wir haben uns bereits mit dem spanischen Way-of-Life arrangiert. Morgens früh aufstehen, unser Sightseeing-Programm absolvieren, ab etwa 14.00 Uhr ist Siesta angesagt und dann kehrt erst gegen Abend das Leben zurück. Wir können ganz gut damit leben 😉

 

Mittlerweile sind wir in der Extremadura angekommen. Ein Landstrich, der im Süden an Andalusien und im Westen an Portugal grenzt. Und ein Landstrich, der uns außerordentlich gut gefällt. Doch ich beginne diesen Blogbeitrag zunächst mit einem Rückblick darauf, was seit Madrid passiert ist.

 

Das erste Maiwochenende haben wir in Spaniens Hauptstadt verbracht und weil ein bis zwei Tage bei weitem nicht ausreichen, diese tolle Metropole zu erkunden, wurde noch ein dritter Tag angehängt. Zugegeben, am ersten Maisonntag hat uns Madrid ein wenig überfordert. Dort war auch der Frühling eingekehrt, nachdem es wenige Tage davor noch 30 Zentimeter Neuschnee gab. Insofern waren auch gefühlt alle Madrilenen an diesem schönen Tag auf den Beinen und die Stadt platzte aus allen Nähten. Und wir zwei Landeier mittendrin. Insofern war der darauffolgende Museumstag richtig erholsam. Drei der hochkarätigen Museen mit einem Ticket, das wir uns zuvor online gebucht hatten. Vorteil: man erspart sich die Warteschlange an den Ticketschaltern, die selbst jetzt in der Vorsaison nicht ganz unbeträchtlich war. Tag drei war schließlich ein Tag zum Genießen. Schlendern durch den Retiro-Park, Aussicht genießen vom Kulturzentrum CentroCentro und schließlich Tapas genießen im Mercado San Miguel, wo wir tatsächlich ein freies Plätzchen ergattern konnten. Und wo wir zudem ins Gespräch mit einer netten jungen Dame aus Köln kamen, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela war. Wir wünschen ihr Glück und Durchhaltevermögen.

 

Nach Madrid machten wir uns dann auf den Weg in die Extremadura. Unterwegs noch einige kulturelle Zwischenstopps, wie in Aranujez, Toledo und Guadalupe. Allesamt Highlights, die man gesehen haben sollte.

 

 

Die Extremdadura empfing uns dann mit einem völligen Kontrastprogramm nach dem Trubel der vergangenen Tage. Unendlich große und weite Stauseen, unendlich viele Störche, imposante Gänsegeier, Habichts-  und Steinadler, unendliche Stille und Weite – abgesehen vom Lärm der vielen, vielen Vögel und vom Summen der Insekten. Die Landschaft steht in voller Frühjahrstracht. Der Ginster blüht gelb, der Klatschmohn rot, dazwischen weiße Margeriten und Kamille und natürlich der lila Schopflavendel. Wer braucht da noch die Provence 😉 Über allem wogt ein Duft, der unbeschreiblich ist. Pinienwälder, würzige Kräuter, liebliche Blüten – ich werde gar nicht mehr fertig mit Schwärmen.

Wir dachten zwar, wir hätten in Rumänien und Albanien bereits die Vielfalt blühender Wiesen kennengelernt, aber das hier toppt das Ganze noch. Zumal die Vegetation sehr mediterran geprägt ist. Stein- und Korkeichen, Olivenbäume, Pinien, Palmen und Feigenkakteen. Eindeutig ein Landstrich zum Verlieben und Genießen.

 

Dazu gehören dann auch die berühmten iberischen Schweine, die hier ein wahrhaft glückliches Leben führen dürfen. Sie dösen im Schatten der Eichenwälder, kühlen sich in schlammigen Wasserkuhlen ab und baumeln irgendwann als köstlicher Schinken in den Verkaufsräumen der Produzenten. Da kommen auch wir natürlich nicht darum herum, diverse Kostproben zu absolvieren. Und wir werden auch gleich in die Wissenschaft der verschiedenen Schinkenvariationen eingeweiht. Schinken ist nämlich nicht gleich Schinken und die Qualitäten reichen von gut über besser bis hin zu am Besten! Angekommen im Schinkenhimmel der Extremadura, denn nur der echte iberische Schinken stammt von hier!

 

So bummeln wir durch die Landschaften, genießen die Abgeschiedenheit von Eremitas und Klöstern, wandeln auf den Spuren der Tempelritter und der Konquistadoren. Etliche Eroberer der Neuen Welt stammen aus dieser Region und auch Christoph Kolumbus holte sich vor seiner Entdeckung Amerikas den göttlichen Segen im mächtigen Kloster von Guadaloupe. Wahrlich eindrucksvolle Gebäude, die auch bei uns eine gewisse Ehrfurcht hervorrufen.

 

Was uns besonders beeindruckt sind die menschenleeren und weiten Landschaften. Die Extremadura ist flächenmäßig ungefähr so große wie die Schweiz, hat aber gefühlt nur so viele Einwohner wie Stuttgart oder München. Auf der Straße begegnen wir kilometerweit keiner Menschenseele bzw. sehen nur die Eingangstore zu den Fincas, die auch nochmal einige Kilometer von der Straße entfernt liegen. Dann wieder die netten Städtchen mit ihrem andalusischen Flair, weißen Häusern, engen Altstadtgassen und üppigem Blumenschmuck. Wir mögen uns gar nicht losreisen.

Und doch: Unsere Reise soll und muss ja weitergehen. Wir werden hier noch einen Nationalpark besuchen und (hoffentlich) ein bisschen wandern. Bei prognostizierten 39 Grad aber eher unwahrscheinlich. Vielleicht finden wir stattdessen Erfrischung in kühlen Flüssen und Seen. Schaun mer also mal.



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