Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß wohin es geht.

Am Allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.

(Laotse)


Zentralspanien zum Dritten

Inzwischen sind wir bereits seit ein paar Wochen wieder zuhause. Das Schreiben der Reiseberichte blieb unterwegs ziemlich auf der Strecke. Das will ich nun nachholen und noch einige unserer Reise-Eindrücke durch Zentralspanien festhalten.

 

Der letzte Beitrag stammte noch aus der Extremadura. Ein Landstrich ganz im Westen Spaniens, der uns unglaublich beeindruckte ob seiner intakten Natur und der unglaublichen Weite. Ein ganz persönliches Highlight war der Besuch des Nationalparkes Montfragüe. Dort hatten wir uns für ein paar Tage auf einem Campingplatz eingenistet und eine Birdwatching-Tour mit einem Guide der Nationalparkverwaltung gebucht. Kein ganz preiswertes Vergnügen, doch der vierstündige Ausflug mit Valentin war jeden Cent wert. Zusammen mit einem weitere Paar fuhr er mit uns durch den Nationalpark, erklärte seine Entstehungsgeschichte, die Geologie sowie die Flora und Fauna. Er führte uns zu den Brutplätzen von Gänsegeiern, Mönchsgeiern, Schwarzstörchen und Kaiseradler. Ausgerüstet mit Ferngläsern und Spektiven (wusste gar nicht, was das ist) konnten wir Einblicke in die Horste an einer Felswand nehmen und den Nachwuchs beobachten. Fantastisch! Zudem zeigte uns Valentin auch die kleinen Vögel, wie den hübschen Bienenfresser oder den Rotkopfwürger, der seine Beute auf Zäune spießt. Valentin nahm sich viel Zeit, um alles zu erklären und unsere Fragen zu beantworten. Er lebt für seinen Job, war sehr engagiert und entdeckte sogar während der Fahrt Eidechsen, Füchse, Hirsche und mehr. So kamen wir an Ecken des Parks, die wir alleine nie gefunden oder angesteuert hätten. Wieder mal ein Daumen-Hoch-Erlebnis.

Ein weiteres Natur-Highlight hatten wir in der Bergwelt der Sierra de Gredos. Bei einer Wanderung zur Laguna Grande de Gredos auf 2.170 Metern Höhe konnten wir Steinböcke und Gämsen hautnah erleben. Wir bekamen nicht nur zufällig ein bis zwei Tiere zu Gesicht, sondern ganze Herden. Besonders die Gämsen scheinen jede Scheu vor den Menschen verloren zu haben, posierten als Fotomotiv und tummelten sich sogar rund um den Parkplatz. In respektvoller Entfernung hielten sich dagegen drei bis vier Steinbock-Herden mit bis zu 15 Tieren auf. Das alles in einer grandiosen Bergwelt, die teilweise noch schneebedeckt war. Weiter unten blühte hingegen der Ginster und verwandelte die Hänge in ein gelbes Meer. Einfach magisch!!!

So wechselten wir von der Extremadura in die Autonome Region Kastilien-Leon. Von der Bergwelt mit idyllischen Dörfern ging es wieder in eine weite Hochebene mit kulturellen Highlights. Besonders beeindruckt hat mich persönlich die Stadt Salamanca mit der ältesten Universität Spaniens. Große Gelehrte und zahlreiche Studenten gingen und gehen noch heute hier ein und aus. Der Quell der Weisheit atmet mal wieder durch jede Mauerritze. Neben dem altehrwürdigen Flair sorgen die heutigen Studierenden dafür, dass die Stadt auch ganz schön jung daherkommt. So konnten wir bei einer Kaffeepause das spontane Konzert einer Bläsergruppe der Musikhochschule live miterleben. Von klassischen Flamenco-Klängen bis zu fetzigen Filmmelodien - auch das ein kulturelles Schmankerl.

In Kastilien-Leon wandelten wir noch ein wenig auf den royalen Spuren der früheren Könige von Kastilien. Wie der Name der Region verrät, gibt es  hier viele Castillos. Teilweise maurischen Ursprungs, teilweise aber auch als Verteidigungslinie im Kampf gegen die Mauren erbaut. Der Rio Duero - besser unter seinem portugiesischen Namen Douro bekannt - war so eine Linie. Nördlich davon herrschten die christlichen Königreiche, südlich waren die Mauren. Erst nach der Rückeroberung, der Reconquista, übernahmen die Christen die Burganlagen. Soviel zum historischen Background - der Klugscheißer-Modus geht nun wieder off ;)

Wie auch immer - wir konnten eindrucksvolle Anlagen besuchen, wie etwa in Zamora mit seiner romanischen Kathedrale oder in Tordesillas. Im dortigen Kloster Monasterio de Santa Clara lebte Königin Johanna I. von Kastilien 46 Jahre lang bis zu ihrem Tod. Sie wurde auch "Johanna die Wahnsinnige" genannt und war dort mehr oder weniger eingekerkert. Ob sie tatsächlich wahnsinnig oder hochintelligent war, ist bis heute Gegenstand der Forschung.

Spannend verarbeitet wurde ihre tragische Geschichte in dem historischen Roman "Die Tränen der Königin" von Christopher W. Gordner. Passende Begleitlektüre für eine Reise in die Region ;)

So wird es allmählich Ende Mai und die Zeit beginnt uns durch die Finger zu rinnen. Uns ist klar, dass wir die gesamte Recherche, wie wir sie uns vorgenommen haben, nicht schaffen werden. Wir wollen/müssen spätestens Anfang Juni wieder zuhause sein und uns würden jetzt noch zwei bis drei Wochen fehlen, um das Pensum abzuarbeiten. Kein befriedigender Zustand und wir plagen uns ein wenig mit unseren weiteren Reiseplänen herum. Wohin soll es im Herbst 2022 gehen?

Russland/Mongolei ist auf lange Sicht aus den bekannten Gründen erstmal raus. Für die anvisierte Überwinterungsreise in Richtung Iran/Oman/Saudi Arabien wäre es höchste Zeit, sich jetzt um die Visa und das Carnet de Passage zu kümmern. Über letzteres kursieren gerade für den Iran utopische Summen, die für unseren Mumin hinterlegt werden müssten. Zudem ist die Region derzeit leider immer noch oder schon wieder ein "Pulverfässchen". Irgendwie überwiegen die Contras anstatt der Pros. Ein ähnliches Bild ergeben Gespräche mit potenziellen Mitreisenden. Kurzum: da wir für den Herbst keinen wirklichen Plan haben, beschließen wir, unsere Spanien-Recherchere-Reise in Zaragoza zu beenden und uns auf den Weg nach Hause zu machen.

Aber: spätestens Anfang September kommen wir wieder und setzten unsere Tour durch Zentralspanien fort. So zumindest der Plan. Da uns Zentralspanien auch ausnahmslos gut gefällt, nicht das schlechteste Vorhaben ;)

Für den Heimweg haben wir uns aber noch ein paar Highlights aufgehoben, die wir nun im Freizeit-Urlaubs-Modus genießen möchten. Fortsetzung folgt.



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