Endspurt Albanien - Das Beste kommt zum Schluss

Nach unserem Kurzbesuch in Nordmazedonien geht es auf zum Endspurt durch Albanien. Für uns gilt es noch einige Punkte für unsere Nachrecherche abzuarbeiten. Wir entdecken dabei Neues, haben wieder schöne Begegnungen, holpern über schlechte Straßen und genießen gutes Essen.

Unter der Rubrik »Pleiten, Pech und Pannen« verbuchen wir unseren erneuten Versuch, eine Fahrt auf dem Komansee zu unternehmen. Inzwischen haben wir uns damit abgefunden, dass unser Mumin einfach eine Nummer zu groß für die schwimmende Nussschale ist. Deshalb möchten wir einen Tagesauflug ohne unser Dickschiff machen und mit der Fähre hin und zurück fahren. Also starten wir mit der immer noch sehr holprigen Anfahrtsstrecke. Zwar wurde die Straße auf den ersten Kilometern mittlerweile ein wenig saniert und ist gut zu fahren. Doch die restlichen 20 Kilometer sind immer noch eine üble Schlaglochpiste, teils ohne Asphalt, kurvig und anstrengend. Trotzdem kommt uns ein Reisebus entgegen, aber der Fahrer looks not amused 😉

In Koman angekommen sondieren wir die Lage zunächst zu Fuß. Wir werden von einer Art selbsternanntem Parkplatz-Sheriff angewiesen, unten zu parken, da es oben am Anleger keine Wendemöglichkeit geben würde. Wir nehmen den Tipp dankbar an und fragen gleich nach, ob wir hier auch übernachten dürften. Da ruft er seine Tochter in Deutschland an, die dolmetscht und wir bekommen grünes Licht. Was sagt man dazu 😉

Wir unternehmen also unseren Nachmittagsspaziergang hinauf zum Fähranleger. Vor dem kleinen Hafen gilt es einen Tunnel zu durchqueren, der uns immer wieder vor Rätsel stellte. Nun können wir das Ganze selbst in Augenschein nehmen. Die Schilder sagen aus, dass unser Mumin hier durchpassen würde. Mitten im knapp 500 Meter langen Tunnel parken jedoch gleich mehrere Fahrzeuge. Da wäre dann spätestens für uns Schluss mit Lustig. Ganz spannend wird es dann direkt am Anleger. Dort stehen die Touren-Busse dicht an dicht. Wir man hier rückwärts auf die Fähre kommen soll, ist mir schleierhaft. Aber egal, wir wollen morgen ja ohne den Mumin die Tour unternehmen.

Doch der Komansee scheint sich gegen uns verschworen zu haben. In der Nacht beginnt es zu regnen. Es nieselt, es schüttet, des donnert und blitzt. Morgens dann immer noch starker Regen, die Wolken hängen tief und hüllen die Berglandschaft in Nebel. Da macht das Ganze für uns überhaupt keinen Sinn, denn wir sind ja wegen toller Fotos hier. Also nix mit Schiff ahoi – wir treten den Rückzug an. Kommen dabei aber nicht weit. Auf dem Rückweg wollen wir eigentlich nur einen neuen Campingplatz checken. Und dann wird es Liebe auf den ersten Blick. Ein liebevoll angelegtes Kleinod mit verwunschenem Gartenrestaurant, toller Aussicht und ganz nach unserem Geschmack. Hier bleiben wir spontan hängen. Am Nachmittag parkt dann noch ein französischer LKW neben uns. In seinem früheren Leben war dies ein Umzugslaster mit einer stattlichen Länge von 10 Metern und 4,20 Metern Höhe. Da sage noch einer, unser Mumin wäre groß. Und nein – der Franzose hatte nicht vor, auf der Fähre mitzufahren.

Unter dem Motto »Das Beste kommt zum Schluss« haben wir uns den Aufenthalt im Landgut Mrizi i Zanave aufgespart. Hier ist fast alles beim Alten geblieben. Das Essen ist nach wir vor sensationell gut, das Servicepersonal freundlich und aufmerksam, das Ambiente wunderbar. Auch die Gänse sind noch da und marschieren mit lautem Geschnatter morgens auf ihre Weiden. Einzig das Wahrzeichen, das kanariengelbe Cabrio am Eingang, fehlt. Auf Nachfrage wird es wohl gerade restauriert und soll für Ausflugsfahrten über das Gelände genutzt werden. Für die Camper gibt es inzwischen eine Dusche und Toiletten sowie eine gemütliche kleine Bar, in der man sich schon mal durch die Weine probieren kann.  Wir haben uns hier wieder einmal sehr wohl gefühlt.

 

Die große Überraschung erleben wir dann auf unserer letzten Station, dem Campingplatz Lake Shkodra Resort. Der Platz war bereits 2021 einer der besten Albaniens und ist heute voll auf westeuropäischem Standard. Und er ist schon Anfang Mai proppenvoll. Dafür sorgen gleich mehrere geführte Wohnmobil-Reisegruppen. Offenbar wagt man sich nur im Verbund auf den wilden Balkan. Doch nicht nur Reisegruppen sind hier, auch etliche Deutsche, die mit unserem WOMO-Reiseführer unterwegs sind. Wir werden mehrmals angesprochen, ernten lobende Worte und dürfen sogar Autogramme geben. Wer hätte das in 2021 gedacht und wir müssen sagen - ein bissle stolz macht uns das schon. 

 

Wir treffen hier auch Walter und Anne wieder, denen wir unterwegs bereits begegnet sind. Die beiden sind ebenfalls viele unserer Touren abgefahren und wir verbringen hier unterhaltsame Abende beim einen oder anderen Gläschen Wein. Schön war’s mit euch!

 

An unserer letzten Station gönnen wir uns auch wieder einen »Mumin-light« in Form eines Ford-Fiesta-Mietwägelchens, um das Prekal- und Theth-Tal zu erkunden. Letzteres ist nun auf asphaltierter und in diesem Jahr schneefreien Straße zu erreichen. Unten angekommen sind wir dann doch etwas zwiegespalten. Als erstes sticht eine grellbunte Zip-Line-Anlage ins Auge, eine Quad-Vermietung und etliche Guesthouses, die voll auf den Tourismus setzen. Von einem ursprünglichen Dorf ist hier außer ein paar freilaufenden Pferden nichts mehr zu spüren. Schon jetzt im Mai ist einiges los. Wie mag das erst im Sommer sein? Wir begeben uns auf eine kleine Wanderung, erkunden das Dorf bis zu einem Wasserfall und müssen neidlos zugestehen, dass die Landschaft hier nach wie vor grandios ist.

 

So geht unsere Zeit in Albanien zu Ende. Gut fünf Wochen waren wir für die Nachrecherche unterwegs und es wird Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Angesichts des touristischen Boomes sind wir ja mit einem etwas unguten Gefühl nach Albanien gekommen. Wie würde sich das Land, wie würden sich die Menschen verändert haben? Nicht alles, was wir zu sehen bekamen, hat uns gefallen. An der Küste schlägt der Bauboom erbarmungslos zu. Und an den touristischen Highlights herrscht bereits eine gewisse Abzocker-Mentalität. Ob es nun das gepanschte Zuckerwasser ist, das als Berghonig verkauft wird, oder ob man als Tourist im Restaurant über den Tisch gezogen wird. Das sind sicherlich die Schattenseiten, die man nicht verschweigen sollte.

Nach wie vor ist Albanien jedoch ein Herzensland für uns geblieben. Die Menschen sind immer noch unglaublich herzlich und gastfreundlich. Man wird häufig angesprochen, hier und da eingeladen und es wird geholfen, wo man nur kann. Wir erinnern uns gerne an die vielen schönen Begegnungen, die nun hinter uns liegen. Doch unsere Reise geht weiter. Wir werden auf dem Heimweg noch die Länder Montenegro und Bosnien-Herzegowina ein wenig genauer erkunden. Bleibt also dabei!



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