Auf dem Weg ins Donau-Delta

Gestern Abend wurde unser Notstromaggregat getauft. Ab sofort hört es auf den Namen "Emma". Nachdem es in den letzten Tagen ein wenig zickig war, schnurrte Emma gestern Abend auf Anhieb wie am Schnürchen und sorgte damit für ein warmes Abendessen und gute Laune. Weniger gute Laune verbreitet das Wetter. Es hat über Nacht in Strömen gegossen und auch heute früh ist es noch bedeckt.

Wir haben uns den Wecker auf 6.00 Uhr gestellt, denn vor uns liegt ein Reisetag. Wir wollen eine möglichst lange Etappe der etwa 470 Kilometer langen Strecke ins Donaudelta schaffen. Landschaftlich hat die Region im Süden wohl nicht viel zu bieten, so dass sich auch kein größerer Zwischenstopp lohnt. Bei unklaren rumänischen Straßenverhältnissen wissen wir auch nicht, wie weit wir kommen werden. Autofahren in Rumänien ist nämlich ziemlich spassfrei.

Um 8.00 Uhr sind wir on the road und Emma hat uns ohne Murren mit heißem Kaffeewasser glücklich gemacht. Wer sagt's denn. Seitdem das Ding einen Namen hat, funktioniert es. Danke Emma !!!

In Targu Neamt versorgen wir uns nochmals mit Bargeld, nachdem die Abhebung gestern fürs Tanken drauf ging. Dann geht es konstant in Richtung Süden.

 

Die Nationalstraße ist am Anfang eine ziemliche Schlaglochpiste. Für die ersten 70 Kilometer benötigen wir fast zwei Stunden. Dann wird es zwar besser, aber der Regen macht die Sache nicht einfacher. Die Strecke führt durch Dörfer und die Straße teilen sich Fußgänger, Pferdefuhrwerke, Radfahrer, Sattelschlepper und PKWs. Überholt wird haarsträubend - wohlgemerkt - es handelt sich dabei um eine Fernstraße.


Bacau ist die erste größere Stadt auf unserem Weg und da verzetteln wir uns mal wieder mit der LKW-Umfahrung. Irgendwie schaffen wir es aber doch durch die Stadt. In Tecuci wird es Zeit für einen Einkauf bei Lidl und eine Kaffeepause. Park- bzw. Rastmöglichkeiten entlang der Route sind rar gesät. Wenn, dann sind es vermüllte Parkbuchten direkt an der Straße. Also muss der Lidl-Parkplatz herhalten.

Die Landschaften, die wir durchqueren, sind recht eintönig. Eine riesige, weite Ebene, geprägt von Getreideanbau und riesigen Feldern.

In Braila wird es schließlich Zeit für eine Übernachtungspause. 330 Kilometer liegen hinter uns, es ist späterer Nachmittag und wir haben keine Lust mehr.

Einen Übernachtungsplatz finden wir am Lacul Sarat. Er liegt südlich von Braila und gilt als Pendant zum Toten Meer. Der Salzgehalt des Sees ist so hoch, dass man sich wie im Toten Meer treiben lassen kann. Außerdem gibt es schwarzen Heilschlamm, der gegen alle möglichen Wehwehchen helfen soll.

Wir beziehen einen sehr einfach Campingplatz am See. Die Anmeldung läuft über die benachbarte Hotelrezeption und die Dame hinter dem Tresen ist - um es mit Verlaub zu sagen - etwas unwirsch, dass sie beim Schauen ihrer Daily Soap gestört wird. Ihre Kollegin - oder Chefin - die uns den Platz dann öffnet, ist um einiges netter und sehr viel mehr bemüht. Wir sind die einzigen Gäste und können uns auf der Wiese mit Blick auf den See häuslich einrichten.


Das Kurgebiet von Braila, in dem wir uns hier befinden, hat seine besten Tage wohl eher hinter sich. Etliche Bauruinen aus kommunistischen Zeiten säumen die Uferpromenade. Darin hausen zudem etliche Straßenhunde, wie wir beim Spaziergang mit unserem Fellmonster rasch feststellen.

Die Strandbäder öffnen ebenfalls erst Mitte Mai,  so dass wir weder im Salzsee baden können (wäre auch etwas kühl) noch in den Genuss des schwarzen Heilschlamms kommen. Also beschränken wir uns auf einen Abendspaziergang und trinken ein Feierabendbier unter (fast) lauter Rentnern am zentralen Kurplatz. Hier warten wir auch einen heftigen Regenguss ab, gehen zurück zum Mumin, backen frisches Brot und legen die Beine hoch.

 

Ach ja - die Donau hat uns nun wieder. Sie kommt auf ihrem Weg durch Bulgarien nun nach Rumänien und morgen stehen uns eine Fährfahrt sowie die restlichen 140 Kilometer ins Delta bevor.

Tagesetappe: 330 km


Eine Fährfahrt, die ältesten Berge Rumäniens und schließlich das Ziel

Heute hatten wir irgendwie eine kurze Nacht. Aus unerfindlichen Gründen waren wir bereits gegen 6 Uhr wach. Noch ein wenig dösen, dann stehen wir auf. Die morgendliche Gassirunde entfällt, da wir auf unserem CP eingeschlossen sind. Also muss eine Platzrunde genügen und wir hoffen, dass man uns hier wieder weg lässt. Das Wetter ist weiterhin bedeckt, aber es soll besser werden. Wir durchqueren Braila auf dem "mittleren" Ring. Eigentlich für 3,5 Tonnen gesperrt, aber das scheint niemanden zu stören. Und nach unseren bisherigen Erfahrungen mit dem Um-Fahrungen auch die bessere Wahl. Kurz vor 10.00 Uhr sind wir an der Donaufähre. Wir reihen uns bei den LKWs ein und werden dort als erste eingewiesen. Für 60 Lei (13 Euro) erleben wir ein kleines Abenteuer. Lauter Volvo-Trucks, ein Sprinter und ein Sattelzug rumpeln über einen (großen) Spalt auf die Ponton-Fähre, die nicht sehr vertrauenserweckend aussieht. Die Profis nehmen Rücksicht auf das "Touristen-Baby". Ich bleibe zunächst angeschnallt sitzen bis alle an Ort und Stelle sind. Eigentlich Blödsinn, denn wenn wir hier schon untergehen, sollte ich doch schnellstmöglich aussteigen können. Also abschnallen, raus und gucken.


Die Überfahrt dauert nicht lange. Am anderen Donau Ufer geht es weiter in Richtung Tulcea. Eigentlich war ich der Meinung, dass die Strecke ins Delta nun topfeben sein müsste. Doch weit gefehlt. Zunächst führt uns die Route durch beeindruckende Auenwälder, dann passieren wir auf hügeligen Straßen den Parcul National Muntii Macinului - Reste einer einst mächtigen Bergkette und heute durch Erosion maximal 460 Meter hohe, bizarre Bergspitzen. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf die Auen- und Sumpflandschaft.

In Tulcea geraten wir mal wieder auf die chaotische Umfahrung, die sogar die Schrauben am Durchstieg lockert. Mittlerweile scheppert es all überall.

Fazit: die Ortsumfahrungen in Rumänien sind eigentlich ein absolutes No Go. Lieber Augen zu und mitten durch die Stadt. Im Zweifel ist das wohl die bessere Option.

 

Kurz hinter Tulcea an der Straße nach Murighiol passieren wir ein kleines Freilichtmuseum mit Nachbauten der Fischerhäuser aus den Delta-Dörfern. Wir legen einen Halt ein und schauen uns die Anlage an. Lieb gemacht, noch im Aufbau begriffen, erfahren wir so schon mal ein wenig mehr über die Region, in der wir uns nun befinden.


Nach dem Museums-Rundgang - wir sind mal wieder die einzigen Besucher - packen wir die restlichen 30 Kilometer bis nach Murighiol an. Der Ort ist als einer der wenigen im Delta über eine Straße erreichbar und guter Ausgangspunkt für Touren ins Delta. Unser Ziel ist der Campingplatz "Lac de Murighiol" und wir stehen wunderbar umgeben von Gärten und einem kleinen Flusslauf zusammen mit 5-6 weiteren Mobilisten sowie einem Motorradfahrer-Paar aus Deutschland. Die beiden sind 8 Monate lang mit Motorrad und Zelt durch Europa unterwegs. Wir sind nun am südlichsten Punkt unserer Reise angelangt. Mehr als 2.000 Kilometer trennen uns von zuhause. Für uns steht nun die Entdeckung des Donau-Deltas auf dem Plan, dann werden wir uns wieder in kleinen Etappen in Richtung Heimat bewegen.

 

Wir richten uns häuslich ein und erledigen nach zwei Wochen Reisezeit ein wenig Hausputz sowie kleinere Reparaturen. Der Mumin hat die eine oder andere Schraube locker. Zudem buchen wir beim CP-Besitzer unsere Tour für morgen früh ins Donaudelta. Um 7 Uhr geht es mit dem Boot los und wir sind schon mächtig gespannt.  Zur Feier des Tages genehmigen wir uns ein feines Abendessen im Restaurant "Blue House" im Ort. Für 28 Euro bekommen wir eine sagenhafte Vorspeisenplatte mit verschiedenen Sorten Räucherfisch, eine Portion gegrillten Karpfen mit Fritten und eine Portion gegrillten Wels mit Grillgemüse. Super lecker und danach sind wir pappsatt.

Draußen sitzen vor dem Mumin bei einem Glas Wein währt nur kurz, denn die Schnaken haben uns gefunden....

Tagesetappe: 138 km


Pelikane, Seeadler, Blaureiher & Co. - die Entdeckung des Donau-Deltas