Von Pelikanen, Blaureihern, Eisvögeln & Co.

Heute früh klingelt um 6.00 Uhr der Wecker. Katzenwäsche und kleines Frühstück mit einer Tasse Kaffee und einer Scheibe Brot. Um 7.00 Uhr werden wir von den Besitzern des Campingplatzes zusammen mit vier weiteren Gästen zum kleinen Hafen von Murighiol gebracht. Dort steigen wir um ins Boot. Was uns nun erwartet, sind 5 Stunden und etwa 50 Kilometer durch die Wildnis des Donau-Deltas.

Das Biosphärengebiet erstreckt sich über 588 Quadratkilometer mit einem Gewirr aus Wasserwegen, Bachläufen, Seen und den drei Donau-Armen. Der Chilia-Arm im Norden bildet die Grenze zur Ukraine und ist laut Reiseführer noch die ursprünglichste Region. Der Sulina-Arm in der Mitte bedient die gleichnamige Küstenstadt und der Sfântu Gheorge Arm begrenzt das Delta im Süden. Jeder der Donau-Arme ist über 100 Kilometer lang. Nur um eine ungefähre Vorstellung von den Ausmaßen des Gebietes zu bekommen. Wir bewegen  uns auf unserer Tour zwischen dem südlichen und dem mittleren Arm.

Zunächst geht es mit Volldampf über den Sfantu Gheorge Arm, der  breit und nahezu geradlinig verläuft. Dann biegt unser Guide in das Gewirr aus Wasserwegen ab. Mal sind diese etwas breiter, dann wieder eng und mit schwimmenden Schilf-Inseln durchzogen. Die werden vom Boot kurzerhand beiseite geschoben, doch hinter uns schließt sich der grüne Dschungel sogleich wieder. Wie kann man hier nur den Durchblick bewahren.

Ganze Teppiche von Seerosen durchqueren wir. Noch sind die meisten Blüten geschlossen. Doch wenn die gelben und weißen Knospen geöffnet sind, dürfte die Pracht unglaublich sein. Die Frösche allerdings sind bereits ganz in ihrem Element. Ein Froschkonzert folgt dem nächsten, unser Guide fährt mitten hinein, stellt den Motor ab und wir können die grünen Hüpfer aus nächster Nähe beobachten. Schon lustig, welche Geräusche die kleinen Kerle dabei von sich geben.

Unterwegs sichten wir Seeschwalben, Blaureiher, die eleganten Seidenreiher, Eisvögel, die uns frech umschwirren, sich jedoch nicht von uns ablichten lassen, Kormorane und natürlich die Pelikane - DIE Attraktion des Deltas. So lebt hier die einzige Kolonie von rosa Pelikanen in ganz Europa. Wir bekommen von unserem Guide immer wieder Erklärungen auf Deutsch, Englisch oder Französisch. Je nachdem, welche Worte gerade präsent sind. Verstehen tun wir ihn alle und notfalls hilft ein Blick ins mitgeführte Bestimmungsbuch.

Zum Schluss unserer Tour erleben wir noch ein besonderes Highlight - wir können einen jungen Seeadler aus nächster Nähe bei seinem Flugmanöver beobachten. Einfach nur herrlich, atemberaubend und ein riesiges Erlebnis. Gegen 12 Uhr sind wir zurück am Hafen, hungrig und voller neuer, phantastischer Eindrücke. Welche Katastrophe wäre es gewesen, wenn es in der Ära Ceausescus gelungen wäre, das Delta trocken zu legen um landwirtschaftliche Fläche zu gewinnen. So sahen es zumindest die damaligen Pläne vor.


Glücklich und zufrieden werden wir wieder zurück zum Campingplatz gebracht. Nun erschließt sich uns auch, warum es die rumänischen Autofahrer mit den Verkehrsregeln nicht so genau nehmen. Sie sind mit Gottes Beistand unterwegs. Ein Heiligenbild am Tachometer und schwupp, sind 80 km/h in der Ortschaft samt Überholmanöver eine lässliche Sünde.

Der Ausflug ins Delta war mit 100 Euro kein Schnäppchen, aber jeden einzelnen Cent wert.

 

Zurück am Campingplatz gibt es ein zweites Frühstück - oder auch Mittags-Imbiss, dann wird Wäsche gewaschen, der Blog gepflegt und noch ein wenig dem Liegestuhl gefrönt.

Wir beschließen, morgen eine Ruhetag hier einzulegen und einfach mal nix zu tun. Unseren Reiseplan werfen wir dahingehend über den Haufen, dass wir den Besuch in der Landeshauptstadt Bukarest ausfallen lassen und statt dessen gleich in Richtung Siebenbürgen fahren.

Kerstin und Micha, die beiden Motorrad-Reisenden aus Deutschland, sind in ähnlicher Richtung unterwegs und werden uns mit ein paar Tagen Vorsprung informieren, ob die Transfagarasan-Route über die Karpaten bereits geöffnet ist und ob wir eine Chance haben, mit unserem Mumin durch zu kommen. Dementsprechend werden wir weiter planen.


Ruhetag in Murighiol und die Geschichte vom Kuckuck

Unseren heutigen Faulenzertag möchte ich nutzen, die Geschichte vom Kuckuck zu erzählen.

Achtung - es handelt sich dabei um eine kleine Satire...

"Der Kuckuck, der seinen Namen nach seinem eingängigen Ruf erhalten hat, ist vielerorts verschwunden, weil sein Lebensraum verloren geht - in Deutschland genauso wie im afrikanischen Winterquartier. In Deutschland geht der Kuckucksbestand schon seit Mitte der 60er Jahre zurück."

So weiß es die Informationsseite des NABUs zu berichten, die den Kuckuck im Jahr 2008 zum Vogel des Jahres gekürt hat.

Weil wir also den Kuckuck zuhause eher selten zu Gehör bekommen, freuen wir uns natürlich ein wenig, als wir ihn auf unserer Reise in Österreich zum ersten Mal am Stift Melk rufen hören.

Dort scheint der gefiederte Geselle mit der Eigenschaft, seine Eier in fremde Nester zu legen, in unseren Mumin zugestiegen zu sein. Denn seitdem verfolgt er uns sprichwörtlich. Überall wo wir nächtigen, hören wir seinen charakteristischen Ruf. Und hier, in Murighiol, hat er wohl endlich Anschluss gefunden. Er ist nicht mehr allein und in weiterer Entfernung zu hören, nein, er sitzt im Baum direkt neben unserem "Schlafzimmer" und betört uns aus nächster Nähe mit seinen Rufen. Die werden natürlich beantwortet und somit herrscht um uns herum ein ständiges "Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck". Und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Fast sind wir schon geneigt zu behaupten - dieser Vogel nervt!

Während ich hier also sitze und schreibe, dringt sein Ruf schon wieder an mein Ohr. Und nein - ich hole die Schrotflinte noch nicht aus hervor. Vielmehr wird uns Rumänien ganz bestimmt als "Kuckucks-Land" in Erinnerung bleiben.

 


Von blubbernden Schlammvulkanen