Eine verhinderte Wanderung und eine imposante Burg

Die heutige Nacht war etwas unruhig. Zum einen rauscht direkt neben uns der Wildbach, dann begann es auch noch ziemlich kräftig zu regnen, begleitet von Donnergrollen. So viel Wasser von allen Seiten drückt dann auch irgendwann auf die eigene Blase....

Dafür werden wir von herrlichem Sonnenschein geweckt. Wir wollen heute versuchen, doch noch eine Wanderung im Bucegi-Naturpark zu unternehmen. Es soll hier nämlich wunderbare Felsformationen geben. Außerdem sind wir wohl inmitten eines Bärengebietes, denn all überall wird vor Meister Petz gewarnt. Man soll sich insbesondere Nachts nicht weit von seinem Fahrzeug entfernen, im Wald Vorsicht walten lassen und wir sichten auch die ersten Straßenschilder, die vor kreuzenden Bären warnen. Sind wir also mal gespannt.

 

Zunächst allerdings vertrödeln wir uns ein wenig und der Parkplatzwächter am Fuße des Schlossberges will von uns 30 Lei (6 Euro) für das nächtliche Parken. Verhandeln zwecklos. Wir werden es verschmerzen.

In Busteni machen wir einen erneuten Versuch, den Naturpark Bucegi zu erwandern. Der Ort ist sehr touristisch aufgemotzt und bereits auf dem Weg zur Gondelbahn versucht man uns auf einem Parkplatz abzukassieren. Oben hätte es keine freien Plätze mehr, so die Begründung. Wir ignorieren das und fahren hinauf bis zur Seilbahnstation. Ich versuche im Besucher-Center eine Karte mit Wandervorschlägen zu bekommen bzw. Informationen zu erhalten, ob wir nicht doch bis ins Valea Cerbului gelangen könnten. Der Mitarbeiter spricht jedoch kein Englisch und ist auch sonst wenig auskunftsfreudig.

Die Seilbahn fährt wegen des starken Windes auch nicht. Statt dessen bieten geschäftstüchtige Transporteure den Weg hinauf gegen satte Bezahlung mit ihren Jeeps an. Nee, irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Auch wenn die Bergkulisse bei strahlendem Sonnenschein verlockend ist - es soll wohl nicht sein. Also machen wir etwas frustriert kehrt. Unser Glücksbringer, der Kuckuck, hat uns immer noch verlassen.

Über die weiträumige und sehr gut ausgebaute Umfahrung von Brasov führt unsere weitere Reise nun nach Siebenbürgen. In den nächsten Tagen stehen die Kirchenburgen sowie die Städte Sighisoara (Schässburg) und Sibiu (Hermannstadt) auf unserem Sightseeing-Programm.

Unser Etappenziel für heute ist jedoch das Städtchen und die Burg Rupea (Reps). Der ehemals ungarische Befestigungspunkt geht auf das 10. Jahrhundert zurück und thront mächtig auf einem Basaltkegel. Die Ruine wurde 2013 umfassend renoviert und wir steuern zunächst den Besucherparkplatz an. Es ist nur wenig los und nach einer Kaffeepause besichtigen wir in aller Ruhe die Anlage. Mit phantastischen Ausblicken auf das Fagaras-Gebirge und die Landschaft der "Vor-Karpaten". Fast wie im Allgäu.

Allerdings bläst hier oben ein kräftiger und auch recht kühler Wind.

Weil es uns an diesem Fleckchen Erde sehr gut gefällt, beschließen wir den heutigen Tag und parken den Mumin ein Stück oberhalb der Burg auf einer Wiese. Den Rest des Nachmittags genießen wir warm eingemummelt und halbwegs windgeschützt im Liegestuhl, drehen eine ausgiebige Spazierrunde mit unserem Fellmonster, das sich über den heutigen kurzen Fahrtag und den Nachmittag in freier Wildbahn ebenfalls freut.

Ein 5-Sterne-Übernachtungsplatz mit grandioser Weitsicht. Auch Emma gefällt's und jetzt warten wir nur noch auf unseren Kuckuck. Vielleicht braucht er auch einen Namen???

Tagesetappe: 114 km


Zwei Kirchenburgen und eine eindrucksvolle Begegnung

Die Nacht war phantastisch ruhig, aber a....kalt. Dafür haben wir am Morgen einen stahlblauen Himmel, es ist windstill und wir genießen beim Frühstück die klare Sicht auf die Fagaras-Berge, über denen sich allerdings schon bald wieder die ersten Wolken ballen. Wir sind beizeiten unterwegs und steuern unser nächstes Ziel an: das kleine Dorf Viscri, nur etwa 10 Kilometer entfernt. Doch dafür geht es holterdipolter ins Hinterland.

Viscri ist ein typisches Siebenbürgen-Dorf und verfügt über eine der besterhaltenen Kirchenburgen der Region. Da das Dorf nach der Vertreibung und dem Wegzug der Siebenbürgen-Sachsen  dem Verfall preisgegeben war, engagierten sich verschiedene Stiftungen (u.a. Prince Charles) für eine Renovierung der Häuser und eine Beschäftigung der noch verbliebenen Bevölkerungsgruppen aus Deutschen, Ungarn, Roma und Rumänen. Heute stehen Dorf und Kirchenburg auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste.

Wie wir bei der Besichtigung der Kirchenburg erfahren, wird durch den Verkauf von im Ort produzierten Strickwaren und Filzprodukten sowie einem Café und Restaurant ein Schulwege-Projekt zur Bildung der Kinder und Jugendlichen im Ort finanziert. Da schmecken uns Kaffee und ofenwarmer Rhabarberkuchen gleich noch besser. Auch die Kirchenburg, die typisch für die Region ist und zur Verteidigung gegen die Osmanen gebaut wurde, ist beeindruckend.

Wir machen uns weiter auf den Weg nach Sighisoara (Schässburg), wobei die 7 Kilometer zurück zur Hauptstraße katastrophal sind. Die Strecke strapaziert die Verbindung zwischen Führerhaus und Wohnkabine arg und Frank werden heute Abend wohl wieder einige Schrauben nachziehen müssen.

In Saschiz (Keisd) passieren wir direkt an der Hauptstraße nochmals eine beeindruckende Kirche und legen einen spontanen Stopp ein. Eine sehr kluge Entscheidung, wie sich wenig später zeigt. Als wir direkt vor dem Pfarrhaus parken, streckt schon der Pfarrer den Kopf aus dem Fenster. "Ein beeindruckendes Fahrzeug haben Sie da", begrüßt er uns in perfektem Deutsch. Und er nimmt uns auch gleich in Empfang, um uns bei einer privaten Führung alles über die Geschichte seiner Kirche, den Ort, den Siebenbürgen-Sachsen und der heutigen Situation des Landes zu erzählen. Der Mann hinterlässt großen Eindruck bei uns. Er hat den Kommunismus und die Wende miterlebt und weiß viel zu erzählen.  Eine Botschaft, die er uns mit auf den Weg gibt lautet: "Ich weiß nicht, was Sie wählen. Aber wählen Sie nie links. Der Sozialismus verwaltet nur Vorhandenes und baut nichts Neues auf". Ein eindeutiges Statement.

Wir schauen uns - nachdenklich geworden - den Dachstuhl der Kirche an, der nur auf einer abenteuerlichen Wendeltreppe zu erreichen ist. Vor der Kirche findet ein militärisches Ereignis statt. Wir vermuten, dass es so eine Art Soldaten-/Kriegsgefallenen-Ehrung ist. Leider beginnt es nun auch zu regnen, so dass wir unsere Weiterfahrt antreten.

Unser nächstes Ziel ist Sighisoara/Schässburg und der dortige zentral gelegene Campingplatz "Aquaris" am Freibad. Bei der Zufahrt mit einem großen Schlagloch kracht es nochmal bedenklich und nun scheint unser Verbindungsrahmen zwischen Führerhaus und Wohnkabine endgültig im Eimer zu sein. Sch.....

Wir werden am Haupteingang des Campingplatzes begrüßt und sogleich über einen Hintereingang eingelassen. Wie immer ist unser Mumin für "normale" Verhältnisse etwas zu dick. Nun stehen wir recht schön und mutterseelenallein auf dem Bolzplatz hinter dem Freibad, das noch nicht in Betrieb ist. 80 Lei (16 Euro) sind fällig - die Übernachtungspreise steigen. Doch dafür können wir zu Fuß die Stadt erkunden. Zunächst versucht Frank jedoch unseren Verbindungsrahmen zu reparieren. Dazu sind lange Schrauben samt Muttern erforderlich, die wir teilweise unterwegs verloren haben. An der Rezeption wird Frank kurzerhand vom Bademeister in seinen Dacia verfrachtet und die beiden fahren wenige Ecken weiter zu einem Eisenwarenhändler. Das Problem scheint also gelöst, die Schrauben sind beschafft und entspannt machen wir uns auf den Weg zur Stadtbesichtigung.

Tagesetappe: 69 km


Das Rothenburg ob der Tauber Rumäniens - Sighisoara / Schässburg