Die spanischen Costas - Die letzten Etappen an der Küste

Kinder, wo ist nur die Zeit geblieben. Seit unserem letzten Beitrag aus Alicante sind schon wieder drei Wochen vergangen, wir haben Ostern in Murcia gefeiert und sind inzwischen in Madrid gelandet. Die Zeit vergeht rasend schnell, viel ist passiert und wir sind beschäftigt mit Sightseeing, Routenplanung und der ersten Dokumentation unserer Touren. Vor allem die Routenplanung nimmt viel Zeit in Anspruch. Während wir für Bulgarien ja bereits ein fertiges Roadbook in der Tasche hatten, sitzen wir nun Abend für Abend an der jeweiligen Planung des nächsten Reisetages. Spannend, aber eben auch anstrengend. Der reine Urlaubs- und Erholungsfaktor kommt dabei ein wenig zu kurz, aber die Ruhetage sind notwendig, um all die vielen Eindrücke sacken zu lassen und geistig zu verarbeiten. Doch wir wollen nicht jammern, sondern erzählen, wie es uns in den letzten beiden Wochen so ergangen ist.

Zunächst mal Alicante, wo unser letzter Blogbeitrag endete. Auch an diese Stadt hatten wir keine allzu hohen Erwartungen. Ist manchmal vielleicht auch ganz gut so. Wir wurden also nicht enttäuscht - sondern im Gegenteil - positiv überrascht.  Die wunderschöne Markthalle mit dem Platz der Blumenhändler, der Plaza de Luceros mit seinem sehenswerten Brunnen, der Hafen, die schattige und palmengesäumte Esplanade und schließlich leckere Restaurants. Wir trafen in Alicante hilfsbereite Menschen und ein sehr angenehmes und entspanntes Flair.

Weiter ging es dann wieder im Zickzackkurs durchs Hinterland mit einem eindrucksvollen Höhlenbesuch, süßen Leckereien in der Hauptstadt des traditionellen Mandelgebäcks Turron und faszinierenden Gebirgslandschaften. Wieder zurück an der Küste kamen wir nach Elche, der Stadt der Palmen, die wieder mal zu den Rosinen gehört. Nicht nur wegen ihres botanischen Gartens, sondern auch wegen eines etwas außerhalb liegenden Naturreservates, in dem wir nur von dem ohrenbetäubenden Lärm zahlreicher Vogelarten in unserer Ruhe gestört wurden 😉

Der letzte Küstenabschnitt bis nach Cartagena hat uns dann wieder ein wenig entsetzt. Das Fischerstädtchen Santa Pola hat uns noch sehr gut gefallen, vor allem wegen des authentischen Charmes, einem überraschenden Mittelaltermarkt und den Salinen. Doch die Weiterfahrt entlang der Küste entpuppt sich schnell als absolute Touristenmeile. Der Trubel wird immer mehr, ans Meer gelangen wir gar nicht (Verbotsschilder oder schlichtweg zu voll und zugeparkt), die Küstenstraße ist gesäumt von Einkaufscentren, Vergnügungsparks und Fast-Food-Restaurants. Augen zu und durch, lautet jetzt die Devise. Irgendwann finden wir dann doch noch ein Plätzchen mit Meerblick, an dem wir zumindest eine Kaffeepause einlegen und die Dünenlandschaft unter uns von oben genießen können. Wäre nett, wenn man denn hinkäme. Der Parkplatz in Strandnähe wird durch eine Höhenbarriere für uns unzugänglich.

Irgendwann geben wir entnervt von den gesichtslosen Appartementsiedlungen auf, wechseln auf die Schnellstraße und umfahren das Mar Menor – ein Binnenmeer, das nur von einer schmalen Landzunge vom Meer getrennt wird, auf westlicher Seite. Eigentlich wollten wir diese Landzunge noch genauer erforschen, doch auch dort reiht sich eine Hochhaussiedlung an die andere. So landen wir schließlich am Cabo de Palos. Wäre wieder mal eine Rosine mit Daumen-hoch-Qualität. Wir ergattern sogar einen Parkplatz, wandern rund um das Kap, genießen den Leuchtturm und sind bei unserer Rückkehr so hoffnungslos von spanischen PKWs eingeparkt, dass wir hier gar nicht mehr wegkommen. Uns bleibt also nichts anderes übrig als den Sonnenuntergang in der Bar gegenüber zu genießen und die Nacht hier zu verbringen.

Zum Schluss hält die Küste dann doch noch zwei Highlights für uns bereit. Eines davon ist die Stadt Cartagena. In unseren Reiseführern wurde sie beschrieben als Hafenstadt mit Handels- und Marinehafen. Ansonsten eher verwahrlost mit antikem Erbe. Die Römer waren da. Wir sind fast schon versucht, auf einen Besuch dort zu verzichten. Aber wo wir schon mal hier sind, machen wir uns auf den Weg. Wir finden problemlos einen Parkplatz und sind schon bald völlig geflasht von dieser Stadt, aus deren Mauern sprichwörtlich an jeder Ecke die Geschichte atmet. Morbider Glanz vergangener Tage, römische Relikte an jeder Ecke, eine moderne Universität in alten Gemäuern und eine Form der Altstadtsanierung, die uns an eine Filmkulisse erinnert. Die historischen Fassaden werden erhalten, bautechnisch gesichert und das Dahinter abgerissen. In die Lücken kommen dann irgendwann Neubauten. Wir sind völlig begeistert von dem, was wir hier sehen.

Fazit: trau keinem Reiseführer, den du nicht selbst recherchiert hast…

Letzte Station unserer Küstentour war dann Murica, wo wir die Ostertage verbracht haben und gleich Zeugen der spanischen Osterfeierlichkeiten wurden. Wirklich spektakulär sind die blumengeschmückten Pasos, die von den jeweiligen Bruderschaften unter Begleitung von Trommeln und Fanfaren durch die Straßen der Stadt getragen werden. Für uns etwas ungewohnt, nach der Corona-Zwangspause wieder unter so vielen Menschen zu sein. Auch die Spanier genießen die neue Freiheit augenscheinlich, es finden Familienfeste statt und besonderer Hingucker ist der festliche Sonntagsstaat der Spanierinnen. Auf Stilettos und High-Heels schaffen sie es tatsächlich elegant über das Kopfsteinpflaster zu trippeln, Rosé- und Lilatöne dominieren die Kleiderfarbe, Frau trägt auch Hut und die kleinen Jungs sind mit Anzug und Fliege herausgeputzt. Leute gucken ist hier wahrlich ein Augenschmaus und besonderes Vergnügen.

Nicht weit von Murcia fanden wir dann einen hübschen Stellplatz inmitten eines Zitronenhaines mit einer super lieben Betreiberin namens Trini. Dort nisteten wir uns für einige Tage ein, erledigten unsere Hausarbeiten und dokumentierten unsere Küstentour.

 

Welches Fazit können wir ziehen? Ich würde mal sagen, ein diplomatisches. Die Küste hinterließ bei uns ein Wechselbad der Gefühle. Doch wir wollen das nicht kritisieren, werten oder gar verurteilen. Schönheit liegt wie überall im Auge des Betrachters und wir fanden unter etlichen Wohnmobilisten Stimmen, denen es gut gefällt, die die touristischen Annehmlichkeiten schätzen und den Rest (vielleicht) ausblenden. Die Stellplätze waren überall gut gefüllt und nicht umsonst kommen viele Überwinterer auf der Flucht vor der kalten Jahreszeit hierher. Lidl, Aldi und Carrefour bieten gewohnte Produkte von zuhause, es gibt deutsche und französische Bäcker, internationales medizinischen Personal, das Wetter ist zumeist schön, die Temperaturen mild. Hin und wieder ein kleiner Ausflug ins Hinterland – was braucht man mehr?

Der mobile Massentourismus - auch bei den Spaniern selbst - sowie das Verhalten mancher Camper hat jedoch zur Folge, dass Wohnmobilisten nicht überall und uneingeschränkt willkommen sind. Gerade an schönen Plätzen in Strandnähe finden sich Verbotsschilder, WOMOs dürfen teilweise auch nicht hier parken, vor Supermärkten gibt es Höhenbarrieren, so dass man nicht einmal zum Einkaufen kommt. Andererseits bemüht man sich, den Campertourismus ein wenig zu lenken. Es wurden neue WOMO-Stellplätze geschaffen, teilweise sogar kostenlos und mit den jeweiligen Möglichkeiten zur ordentlichen Ver- und Entsorgung. Nicht immer charmant, aber funktional. Ein klarer Pluspunkt.

Auch wenn für uns die Küste nicht zu unseren persönlichen Highlights Spaniens gehört - es gibt durchaus noch ganz nette Ecken zu entdecken. Unsere Tour d'Espagne geht nun weiter nach Zentralspanien. Bleibt also gespannt, wie es uns weiter ergeht.


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