Noch ein wenig Urlaub vom Reisen - Bummeltour durch Österreich

Nach einer außerordentlich ruhigen, letzten Nacht am slowakischen Donau-Ufer machen wir uns am 24. Oktober 2020 in den mystisch vernebelten Donauniederungen auf den Weg in Richtung Österreich. Wir haben festgestellt, dass die Straße entlang des Deiches tatsächlich durchgehend bis nach Cunovo und damit zum Ausgangspunkt unserer Reise führt. Damit schließt sich der Kreis und wir sind wieder da, wo wir begonnen haben. Zwar sind wir wieder einmal nicht ganz legal unterwegs - ein Schild weist darauf hin, dass es hier ein Durchfahrtsverbot für LKWs gibt - aber wir sind ja ein Wohnmobil. Und mit dem Beginn der Ausgangssperre in der Slowakei begegnen wir an diesem Samstagvormittag ohnehin nur ein paar Anglern, für die wohl andere Regeln gelten.

 

Dann hatten wir uns noch überlegt, einen kleinen Grenzübergang nach Österreich zu wählen. Unser Gedanke ist, dass wir dort vielleicht "unbemerkt" ins Land kommen und keine Grenzkontrolle stattfindet. Wie sich wenig später herausstellt, eine ganz blöde Idee. Als wir uns der Grenze bei Kittsee nähern, steht da wieder ein Schild mit einer Gewichtsbegrenzung von 3,5 t. Und vorne am Übergang wartet auch schon das Bundesheer. Also nix mit einschleichen. Die Herren weisen uns freundlich darauf hin, dass hier LKWs verboten sind und wir doch bitte zum offiziellen Autobahn-Grenzübergang fahren sollen. Wir dürfen auf einen Feldweg in Österreich einbiegen, wenden und werden wieder zurück in die Slowakei geschickt. Kurzzeitig haben wir Sorge, dass wir hier womöglich im Niemandsland hängen bleiben und uns die Slowaken nicht wieder einreisen lassen….. Diese Sorge ist aber unbegründet, wir können unbehelligt in Richtung Autobahn weiterfahren. Auch dort ist der Grenzübergang bewacht und die Fahrspur, die normalerweise ein zügiges Überqueren ermöglicht, abgesperrt. Wir schlängeln uns durch ein paar Kurven, werden jeweils weiter gewunken und schon sind wir in Österreich. Wir hatten ja damit gerechnet, hier coronabedingt nur einen Transit machen zu können. Da es aber wohl keine Beschränkungen gibt, können wir unsere Reise wohl doch noch ein paar Tage hier ausklingen lassen.

 

In Österreich wollen wir uns eigentlich über Nebenstraßen in Richtung Heimat bewegen, aber jetzt sind wir doch wieder auf der Autobahn. An einer Rastanlage halten wir an und schmieden bei einer Kaffeepause Pläne für unsere Weiterreise. Wir finden einen offiziellen Wohnmobil-Stellplatz bei Krems im Weinviertel. Hört sich gut an und wir kämpfen uns nun über die Stadtautobahn durch Wien. Trotz Corona herrscht relativ dichter Verkehr und wir kommen in den Genuss von ganz besonderen Stadtansichten.

In Langenlois bei Krems beziehen wir unseren Stellplatz am Schloss Haindorf. Hier sind ein Hotel, eine Bauakademie und ein Lehrinstitut für Gartenbau angesiedelt. Der Parkplatz – mehr ist es nicht – ist ok und um uns herum leuchten die Herbstfarben in der Oktobersonne. Nicht ganz schlecht – hier bleiben wir erst einmal. Wir installieren uns, drehen eine Gassirunde und dann gibt’s Abendessen mit einem Feierabend-Viertele im benachbarten „Pub Castello“. Anscheinend auch die Mensa der Bauakademie, denn vom leckeren Weinviertel-Toast werden locker zwei Personen satt 😉.


Langenlois, das Loisium und das Weinviertel

 

Eigentlich hatten wir angesichts des goldenen Oktoberwetters geplant, noch einmal die E-Bikes auszupacken und eine Radtour durch das Weinviertel zu unternehmen. Doch irgendwie widersprechen sich die Wetterprognosen und aus dem angekündigten, sonnigen Herbsttag wird neblig-trübes Nieselwetter. Zudem landen wir auf unserer auserkorenen Radtour auf einer Bundesstraße, der wir über mehrere Kilometer folgen sollen. Nö – so hatten wir uns das nicht vorgestellt. Also radeln wir wieder zurück zum Stellplatz, wärmen uns ein wenig auf und machen uns dann zu Fuß auf den Weg nach Langenlois.. Es geht wunderschön am Bach entlang, der von Walnussbäumen gesäumt wird. Wir müssten uns nur bücken und die Früchte einsammeln – aber von zuhause haben uns Meldungen erreicht, dass unser Winterlager daheim mit Walnüssen aus eigener Ernte gut gefüllt ist 😉

Langenlois, von dem wir vor kurzem noch gar nicht wussten wo das liegt, entpuppt sich als hübsches Städtchen mit langer Weinbautradition. Angeblich sollen hier die besten Weine Österreichs gedeihen. Also ist unser nächstes Ziel das Loisium – eine Weinerlebniswelt mit futuristischem Gebäude in den Weinbergen. Dort machen wir eine erste Weinverkostung mit vier Sorten Grünem Veltliner. Irgendwie ganz nett, aber so richtig überzeugen mag uns keiner der Tropfen. 

Am 26. Oktober ist Nationalfeiertag in Österreich. Es ist Montag und unser Stellplatz hat sich recht gut gefüllt. Abstand halten? Maske? Irgendwie unter den Wohnmobilisten kein Thema…

 

Nun denn, wir verbringen den etwas trüben Vormittag noch drinnen, dann radeln wir noch einmal zum Loisium und unternehmen dort eine multimediale Führung durch die Weinkeller. Tatsächlich toll aufgemacht mit Audioguide und einem Sprecher, der wirklich der Knüller ist. Wiener Schmäh gepaart mit ein paar Viertel Wein, die er wohl beim Besprechen des Bandes genossen hat 😉

 

Die Ausstellung entführt uns in die Geschichte des Weines und der Region, es geht durch das Kellerlabyrinth und am Ende wird es futuristisch mit modernen Kunst-Installationen. Am Schluss steht natürlich eine Weinprobe und da versuchen wir uns heute am Zweigelt. Aber auch der vermag uns nicht vom Hocker zu reißen. Unser Gaumen ist einfach an die südländischen Weine aus Spanien, Frankreich und Italien gewöhnt. Oder wir haben schlicht und ergreifend keine Ahnung vom Wein. Wie auch immer, wir packen trotzdem zwei Flaschen für die abendliche Weiterverkostung im Mumin ein. Diesmal einen Blaufränkischen und einen Syrah aus dem Barrique.

 

Zurück am Mumin wird Pizza á la Casa gebacken und irgendwann schmeckt uns auch der Wein.

 


Von Langenlois nach Peygarten-Ottenstein

 

Von Langenlois aus fahren wir weiter gen Westen. Unser Vorhaben ist es, die Maut zu sparen und uns auf Nebenstraßen in Richtung Heimat zu bewegen. Mit dem Finger auf der Landkarte und ohne Ahnung, was uns da entlang der Strecke erwartet. Das gelingt recht gut und wir fahren zunächst durch das wunderschöne Kamptal gen Norden. Idyllisch und mit den Farben des Herbstes einfach nur traumhaft. Fehlt nur noch ein wenig die Sonne. In Horn biegen wir nach Westen ab, passieren eindrucksvolle Burgen und landen völlig unvorbereitet am eindrucksvollen Stift Altenberg. Wir sind nun im Waldviertel und legen eine spontane Mittagspause im Restaurant ein. Das Stift können wir leider nicht mehr besichtigen, dafür sind wir einen Tag zu spät dran. Es herrscht Winterpause. Aber auch von außen sieht das Gebäude beeindruckend aus.

 

Wir bewegen uns ziemlich nahe der tschechischen Grenze und es geht hinauf auf die Höhen des Böhmerwaldes. Es ist uns überhaupt nicht bewusst, dass der Böhmerwald teilweise zu Österreich gehört. Auch die Bundesstraße trägt diesen Namen. Eine weite, sehr dünn besiedelte und landwirtschaftlich geprägte Region. Wir fühlen uns ein wenig an die Oberpfalz erinnert und auch hier dürfte der kalte, böhmische Wind aus dem Osten wehen.

 

In Peygarten-Ottenstein finden wir einen hübschen Übernachtungsplatz an einem Pumpspeichersee mit Wanderwegen, einer Ruine und ansonsten sehr ruhiger Umgebung. Wir unternehmen noch einen Spaziergang und genießen dann den Blick hinaus in das bunte Herbstlaub. Etwa 60 Kilometer sind wir heute gefahren und es ist wunderbar, sich so treiben und überraschen zu lassen.

 


Von Peygarten-Ottenstein an die Donau zum Stift Engelszell

 

Unsere letzte Etappe in Österreich führt uns zurück an die Donau. Doch zunächst geht es nach Zwettl mit seinem Hundertwasser-Brunnen. Die Altstadt ist sehr hübsch herausgeputzt, doch leider gibt es keine Fußgängerzone und es herrschen rund um den zentralen Platz Bauarbeiten. Deshalb belassen wir es bei einer kleinen Runde und fahren weiter auf unserer „Böhmerwald-Bundesstraße“. Landschaftlich wunderschön scheinen wir uns hier auf Mittelgebirgs-Höhen zu bewegen. Das Wetter ist durchwachsen, aber recht mild. Und von hier oben können wir ein prächtiges Panorama auf die Alpen im Süden genießen. Föhnwetter eben und die Donau liegt unter einem Wolkenband verborgen. Einfach grandios und wir genießen diesen Roadtrip in vollen Zügen.

 

 

 

Nächster Stopp ist dann Freistadt in Oberösterreich. Wir sind nun im Mühlviertel angelangt und die Stadt überrascht uns auf ganzer Linie. Ein hübscher Marktplatz mit Restaurants und Cafés, nette kleine Läden, in denen ich jetzt auf Shoppingtour gehen könnte. Wolle, Bücher, Delikatessen, kleine Boutiquen…..

 

Wir belassen es bei einer Einkehr in einem traditionsreichen Café, in dem uns die Auswahl aus den köstlichen Torten schwerfällt. Eins muss man den Österreichern lassen: Mehlspeisen und Torten können sie 😉

 

Ja und dann führt uns die Strecke auch schon in Richtung Donau. Über steile Serpentinen geht es hinunter, an den träge dahinfließenden Strom.  In Engelhardtszell beim dortigen Trapptistenstift Engelszell legen wir eine letzte Übernachtung ein. Wir sind nur noch knapp 30 Kilometer von Passau und damit der deutschen Grenze entfernt. Da wir uns als Reiserückkehrer aus einem Corona-Risikogebiet in Deutschland unverzüglich in Quarantäne begeben sollen, bleiben wir noch eine Nacht auf österreichischem Boden. Im Klosterladen erstehen wir ein paar Fläschchen Trapptistenbier sowie leckeren Trapptistenkäse. Auch die barocke Kirche der Abtei ist sehenswert. So können wir noch einen gemütlichen und schönen Abschluss unserer Reise genießen, bevor wir am nächsten Tag die restlichen Kilometer unter die Räder nehmen.

 


Heimreise und Reisefazit

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Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Mittwoch, 04 November 2020 14:16)

    hi ihr lieben,
    hat Spaß gemacht, mit Euch zu "fahren"

    Gruss
    goldfish