Slowakei Woche sieben - ein bisschen kreuz und quer durch die Lande oder: von den Schwierigkeiten, in Zeiten von Corona zu reisen

Nachdem die Slowakei bisher ein weißer Fleck in der Corona-Landkarte war, steigt auch hier die Zahl der Neuinfektionen raketenhaft an. Das hatte zur Folge, dass am 1. Oktober zum zweiten Mal der Notstand ausgerufen wurde, wodurch die slowakische Regierung schneller handlungsfähig sein kann. Primär, um die medizinische Versorgung sicher zu stellen.  Sekundär aber auch, um individuelle Einschränkungen aussprechen zu können. Dazu würde dann auch die Bewegungsfreiheit zählen.

 

Bislang halten sich diese Maßnahmen allerdings sehr in Grenzen. Wie schnell sich die Situation allerdings ändern kann, bekamen wir dann doch hautnah zu spüren. Wir hatten unsere Reiseroute, die bislang dem berühmten „roten Faden“ folgte, spontan geändert, da wir noch einige Höhlen im Slowakischen Karst besuchen wollten. Hier endet die Saison für einige der Highlights planmäßig bereits am 30. September und wir kamen gerade noch auf den letzten Drücker, um eine der berühmtesten Eishöhlen des Landes zu besuchen. Ganz Corona-konform mit nur einem weiteren Paar und der Höhlenführerin hatten wir dieses Juwel nahezu für uns allein. Ein wirklicher Glücksfall.

 

Weniger dagegen die nächste Höhle, zu der wir noch am gleichen Tag anreisen, um auf dem Besucherparkplatz zu übernachten. Am Abend vergewissern wir uns noch, dass die erste Führung am nächsten Morgen um 9.00 Uhr stattfindet. Als wir dann pünktlich vor der Pforte stehen, ein schnödes, weißes Schild, dass die Höhle wegen Covid19 bis auf weiteres geschlossen bleibt und dass die Saison somit vorzeitig beendet ist. Da die slowakischen Höhlen unter einem staatlichen Verbund organisiert sind, wirkt sich die Notstands-Verordnung hier ziemlich schnell aus.

 

Ein wenig haben wir nun Sorge, dass in Folge auch andere touristische Einrichtungen geschlossen werden. Bislang ist das aber noch nicht der Fall. Kirchen, Natur und Museen sind noch zugänglich und wir haben noch ein wenig Sightseeing-Arbeit zu leisten. Dabei spielt uns Corona sogar ein wenig in die Hände. Neben der oben bereits erwähnten Höhle hatten wir auch an anderen Orten individuelle Führungen, bei denen wir die einzigen Besucher waren.

 

Einzig in Supermärkten findet nun eine Einlasskontrolle statt und wenn der Laden voll ist, muss draußen gewartet werden. Damit können wir leben.

 

Und damit wären wir nun auch bei den Einkaufsmöglichkeiten in der Slowakei. Irgendwie kein allzu ergiebiges Thema und wenig spannend. Hier sind hauptsächlich die vier großen Supermarktketten Tesco, Billa, Kaufland und Lidl vertreten. Insofern bekommen wir dieselben Produkte wie zuhause. Ein kleines Zugeständnis an die Slowakei findet bei den Käsesorten, einigen Wurstwaren und dem Wein statt. Da gibt es einige regionale Produkte. Auf dem Land vertreten sind die kleinen Tante-Emma-Läden und Coop-Märkte. Da gibt es die Dinge der Grundversorgung. Was wir vermissen sind Bäckereien, Metzgereien und Wochenmärkte. Das ist sehr selten zu finden. Unser täglich Brot backt Frank also tapfer selbst, Fleisch gibt es im Restaurant und den Rest kriegen wir auch hin. Frische Salate und Gemüse werden hierzulande ohnehin nicht so geschätzt. Stattdessen gibt es sauer eingelegtes Gemüse und in den Krautsalat könnte ich mich wirklich reinlegen. Schmeckt absolut köstlich!

 

Womit ich nicht so ganz leben kann, ist das Thema „Kuschel-Camper“. Irgendwie scheint es Zeitgenossen zu geben, die sich gerne in den Schatten unseres Mumin stellen. Mindestabstand? Noch nicht mal in Zeiten von Corona ein Thema. Wir haben gleich zwei Mal Bekanntschaft mit dieser besonderen Spezies von Campern gemacht.

 

Zum ersten Mal auf einem Campingplatz in Kosice. Zugegeben, der Platz punktet nicht gerade mit hunderten von Stellflächen. Aber es war noch genügend freie Fläche auf einer Wiese vorhanden, um sich bequem und in erreichbarer Entfernung von Sanitäranlagen, Stromsäulen etc. zu installieren. Ein deutsches Kastenwagen-Paar hat es dann aber doch geschafft, sich zwischen einem weiteren Camper, einer Grillhütte und uns hinein zu quetschen. Glücklicherweise blieben wir von nächtlichem Schiebetür-auf-Schiebetür-zu verschont.

 

Einer weiteren Kuschelcamper-Familie begegneten wir auf einem riesigen, wirklich riesigen Parkplatz an der Eishöhle. Außer uns stand niemand auf dem Platz. Die Spanier, die ja ein geselliges Völkchen sind, platzierten ihr Wohnmobil genau neben uns. Dass sie die Tür noch öffnen konnten, war alles. Irgendwie frage ich mich, was in diesen Menschen vor sich geht. Wenn es auf parzellierten und offiziellen Stellplätzen nicht anders möglich ist, will ich ja gar nix sagen. Aber wenn genügend Fläche zur Verfügung steht, muss ich mich doch nicht auf den Nachbarn draufhocken. Vielleicht kann mir dieses Phänomen ja mal jemand erklären – ich verstehe es jedenfalls nicht. Soviel zur Camper-Knigge 😉

 

Hinsichtlich unserer Reiseroute suchen wir momentan wieder einen roten Faden. Wir sind nach unserem ungeplant frühen Abstecher in den Slowakischen Karst irgendwie einmal mit der Kirche ums Dorf gefahren und wieder an der Zipser Burg gelandet. Dieses Monument übt wahrlich eine magische Anziehungskraft aus und wir haben es tatsächlich von allen Seiten eingehend gewürdigt. Einschließlich mehrerer Übernachtungen in der Region. Aber auch unterwegs gab es einiges zu entdecken. Von einem ungarischen Herrenhaus über ein slowakisches Taj Mahal bis hin zu einem weiteren Geysir und Städten, die komplett auf der UNESCO-Welterbeliste stehen.

 

Leider werden unsere Reiseeindrücke wieder etwas getrübt durch etliche Roma-Siedlungen, die besonders im Südosten des Landes häufiger vertreten zu sein scheinen. Oft ist es so, dass Dörfer adrett und hübsch herausgeputzt sind. In unmittelbarer Sichtweite befinden sich am Ortsrand dann die Roma-Slums mit vermüllten und ungeteerten Straßen, Wellblech-Behausungen und Hütten. Kaum zu glauben, solche Bilder im Herzen Europas zu sehen. Und irgendwie fällt mir da immer wieder das Lied „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ von Franz Josef Degenhardt ein.

 

Was derzeit leider etwas zu kurz kommt sind die Wanderungen. Die Slowakei ist ja ein ideales Wandergebiet und gerade das Slowakische Paradies trumpft mit abenteuerlichen Klettersteigen durch Schluchten und Wasserfälle. Da müssen wir in zweierlei Hinsicht passen. Zum einen spielt das Wetter momentan nicht wirklich mit. Es ist immer wieder regnerisch und trüb mit kurzen Lichtblicken. Und diese Kletterrouten sind tatsächlich nur etwas für trockene Witterung, denn die Aufstiegshilfen über Holzstufen, Eisentreppen und Leitern können sich in gefährliche Rutschbahnen verwandeln.

 

Andererseits ist das aber auch eine gute Ausrede für uns Schmalspur-Alpinisten. Zwar hätte ich (Ulli) mich zu gern mal an solch einer Herausforderung versucht, aber als nicht ganz Schwindelfreie weiß ich nicht, ob mich unterwegs nicht doch der Mut verlassen hätte. Jedenfalls wurde uns von einem jungen, deutschen Reisepaar berichtet, dass sie an der legendären und stark besuchen Schlucht Suche Biela wieder kehrt gemacht haben. Verschieben wir das Abenteuer also auf ein anderes Mal.

 

Unser Abenteuer besteht darin, dass wir nun schon zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal drei Wochen von der Polizei kontrolliert wurden. Diesmal folgten uns die Herren in Uniform unbemerkt von der Autobahn auf unseren auserkorenen Stellplatz bei einem Schloss. Frank ist gerade dabei, den Mumin zu installieren, da parkt neben uns die staatliche Obrigkeit. Mautkontrolle! Auch diesmal zeigt Frank die Quittung über die bezahlte Jahresvignette und den Ausdruck von der Mautbehörde, dass wir als Wohnmobil nur die PKW-Maut bezahlen müssen. Der Polizist ist beeindruckt, lobt uns, dass wir sehr gut vorbereitet wären und wünscht uns eine angenehme Weiterreise. Nix von wegen Corona und dass wir vielleicht ausreisen oder in Quarantäne oder sonst etwas sollen. Alles gut und den Freibrief der Behörde werden wir uns wohl in Gold einrahmen und an die Wand hängen.

 

Ja – nun sind wir inzwischen über die Höhen der Niederen Tatra hinweg und werden uns jetzt der ehemaligen Bergbauregion des Landes zuwenden. Heute kamen wir schon durch ehemalige Goldgräber-Siedlungen und die Holzhäuser dort haben uns tatsächlich an den Clondike-River erinnert. Fortsetzung folgt!

 


Slowakei Woche acht - Von Corona, wilden Tieren und dem ersten Schnee

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Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Mittwoch, 07 Oktober 2020 14:49)

    hi ihr Lieben,
    weiter so. Habt viel Spaß und bleibt gesund

    Gruss
    goldfish