Slowakei Woche Neun - ♫♪♪♫ Raindrops keep falling on my head ♪♫♪♫

Unsere neunte Woche in der Slowakei stand eigentlich nur unter einem einzigen Motto: Regen, Regen, Regen. Nicht nur tröpfelnd oder nieselnd. Nein – Petrus öffnete so richtig seine Schleusen. Die Hoffnung, dass auch dieses vermaledeite Corona-Virus mit der Sintflut hinweggespült werden würde, hat sich leider nicht erfüllt. Aber dafür füllten sich Flüsse und Bäche und wurden teilweise zu richtig reißenden Strömen. An mehreren Orten waren die Straßen wegen Überflutung gesperrt. Und wir? Uns blieb nichts anderes übrig, als dieses Mistwetter auszusitzen. Rausgehen nur in Gummistiefeln (die wir nicht dabei haben…) und drinnen riecht es permanent nach nasser Hund. Aber so ganz tatenlos waren wir dann doch nicht. Und wir kamen sogar in den Genuss der Vorzüge des Corona-Virus. Ja – auch das gibt’s.

 

In der Slowakei sind derzeit Ansammlungen von mehr als sechs Personen verboten. Das hat zur Konsequenz, dass es in den Museen, Kirchen, Burgen und Schlössern keine Besucherführungen zu festen Zeiten mehr gibt. Stattdessen ist es nun möglich, die Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust zu besichtigen. In den Räumlichkeiten ist Aufsichtspersonal, das auch gerne Auskunft gibt. Ausgestattet mit einer Erklärungsbroschüre in deutscher oder englischer Sprache können wir also in Eigenregie auf Sigtseeing-Tour gehen.  Da die Führungen vorher sowieso immer auf Slowakisch waren und wir immer am Ende der Gruppe mit unserem Flyer die Nachhut bildeten, kommt uns das jetzt natürlich sehr entgegen.

So etwa beim berühmten Schloss von Bojnice. Es wird gerne als das Neuschwanstein der Slowakei bezeichnet und es gehört zu einer der meistbesuchten Attraktionen der Slowakei. Drumherum hat sich ein Touristenzentrum angesiedelt und das Ganze mutet ein klein wenig wie Disneyland an. Souvenirmeilen, Spaßbad, Vergnügungsparks, ein Zoo etc. Kann man mögen, muss man aber nicht. Im Sommer steppt hier der Bär und die Besucher werden en masse durch die Anlage geschleust. Jetzt im Oktober bei Dauerregen und Corona ist außer uns tatsächlich NIEMAND da. Wir haben dieses Märchenschloss für uns allein und werden vom Aufsichtspersonal von Stockwerk zu Stockwerk weitergereicht. Einer der Aufseher sieht mit Melone und Frack sogar aus wie Pan Tau. Kennt den noch jemand? Ich glaube, der tschechische Kinderfilm wird gerade neu verfilmt.

Ein Schlosstrakt wird sogar extra für uns aufgeschlossen. Diese Sonderbehandlung bekommen sonst nur die Promis. Fehlt eigentlich nur noch der rote Teppich…. Aber wir wollen mal nicht meckern. Es war einfach grandios und ein ganz besonderes Erlebnis.

Worauf wir uns beide sehr gefreut hatten, ist nun leider der Nachsaison und/oder Corona und auf jeden Fall dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen. Wir hätten gerne eines der Besucherbergwerke hier in der Region besucht. Aber da dies nur im Rahmen von Führungen möglich ist, meist mit einer Fahrt in einem Zügle unter Tage stattfindet und Mindestgruppengrößen erfordert, sind diese Einrichtungen mittlerweile geschlossen. Zudem, so haben wir heute erfahren, hat der Regen auch einige der ehemaligen Gruben schlichtweg unter Wasser gesetzt. Also nix mit Bergmanns-Heil. Die Region hier ist dennoch sehr sehenswert und viele Relikte des Bergbaus können auch oberirdisch entdeckt werden. Erst heute sind wir – eher zufällig – in den Genuss eines Mineralienmuseums gekommen. Ein freundlicher Herr hat uns in eine private Sammlung gelassen und wir konnten uns die Schätze, die normalerweise unter Tage entdeckt werden, oberirdisch anschauen. Faszinierend, welche Kunstwerke die Natur hier geschaffen hat.

 

Und was ist sonst noch in unserer Regenwoche passiert? Wir haben – trotz dichten Nebels -  den Mittelpunkt Europas entdeckt, wir sind wieder haarsträubend enge Sträßchen gefahren, wissen jetzt, wo die Klöppelspitzen für den Hochzeitsschleier von Queen Elizabeth II. gefertigt wurden, sind nachts aufgewacht, weil der Regen tatsächlich kurz aufhörte – irgendwie fehlte das Trommeln auf dem Dach – haben einige hübsche Bergbau-Städte erkundet und wir stehen nun mit unserem Mumin auf der Biergarten-Terrasse eines Campingplatz-Restaurants. Auf der Suche nach Wasser – nicht von oben, sondern für unseren Frischwassertank – entdeckten wir tatsächlich einen der wenigen, ganzjährig geöffneten Campingplätze. Bei unserer Ankunft war rein zufällig gerade das Betreiber-Ehepaar anwesend. Ein Schild an der Einfahrt zeigt an, dass Platz und Restaurant vorübergehend geschlossen sind. Wir fragen trotzdem nach Wasser und kommen ins Gespräch mit den Betreibern, die ganz begeistert von unserem Mumin sind. Sie selbst haben ihr eigenes WOMO gerade erst vor den Fluten des Hochwassers gerettet und im Trockenen geparkt. Der Campingplatz liegt sehr idyllisch direkt am Ufer des Flusses Hron und der hat die gesamte Wiese in den letzten Tagen unter Wasser gesetzt. Alles aufgeweicht und ziemlich morastig, aber wenn wir wollen, könnten wir doch auf der Terrasse stehen. Ist sowieso niemand da. Wir ergreifen die Gelegenheit beim Schopf. Eine schöne Stellfläche, alles trocken, die Sonne scheint, Zeit, auch uns und den Mumin und den Hund trocken zu legen. Das Ehepaar schließt uns noch Dusche und Toilette auf, wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt und weg sind sie. Nun haben wir nicht nur ein Märchenschloss, sondern auch einen Campingplatz für uns allein. Isolierter und mit mehr Abstand geht kaum. Irgendwie wollen wir gar nicht zurück nach Hause, wo sich die schlechten Nachrichten häufen. Inklusive neuer Hamsterkäufe für Klopapier…..

 

Ja, und wie geht es nun mit uns weiter? Wir nähern uns jetzt der Donau-Tiefebene, wo wir noch ein paar letzte Programmpunkte abhaken möchten. Überwiegend sind diese in freier Natur, so dass uns Corona da hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung machen wird. Inzwischen scheint auch wieder ein wenig die Sonne, so dass wir noch ein paar wunderschöne Herbst-Impressionen einfangen konnten. Bleibt alle gesund und passt auf euch auf, wo immer ihr seid!


Slowakei Woche 10 - Vom vorzeitigen Ende unserer Reise

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Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Donnerstag, 22 Oktober 2020 17:16)

    Hi ihr lieben,
    bin immer noch "dabei" und "fahre"mit
    Bleibt gesund

    Gruss
    goldfish