Slowakei Woche 10 - Vom vorzeitigen Ende unserer Reise

Tja, so schnell kann’s gehen. Nachdem die Corona-Pandemie auch in der Slowakei in den letzten Wochen einen unguten Verlauf genommen hat und schrittweise Beschränkungen in Kraft getreten sind, bekamen wir am 23. Oktober um 14.38 Uhr vom Auswärtigen Amt die schlechte Nachricht schwarz auf weiß. In der E-Mail stand zu lesen, dass die Slowakei am 24. Oktober einen Teil-Lockdown mit einer Ausgangssperre verhängen wird. Ausnahmen sind nur mit einem negativen Covid19-Test bzw. für Einkäufe, Fahrten zur Arbeit u.ä. gestattet. Wir als Reisende haben die Möglichkeit, bis zum 25. Oktober unverrichteter Dinge die Heimreise anzutreten. Boing – damit hätten wir so schnell nicht gerechnet. Auch wenn es sich bei der derzeitigen Situation und dem Lockdown in Tschechien irgendwie abzeichnete. Nun denn – machen wir das Beste daraus. Wir sind ja fast am Ende unseres selbstgesetzten Reiseplanungs-Solls und hätten noch 3-4 Tage benötigt, um alle Vorhaben abhaken zu können. Doch wir sind jetzt mehr als froh und dankbar, dass wir in Zeiten von Corona überhaupt soweit gekommen sind. Insofern – auch Woche zehn hatte mal wieder allerlei Überraschendes für uns parat 😉

Nach unserem Stopp auf der Biergarten-Terrasse eines Campingplatzes waren unsere Vorräte an Strom und Wasser gut gefüllt, die weniger schönen Tanks geleert und auch die Schränke voll mit frisch gewaschener Wäsche. Somit sind wir für die nächste Zeit gut gerüstet für alles, was da so kommen mag.

 

Wir verlassen die Berge der Slowakei und wenden uns der Donautiefebene zu. Hier ist es gleich eine Jackenstärke wärmer und auf dem Weg dorthin besuchen wir noch das größte Arboretum Mitteleuropas. Seit mehr als 100 Jahren werden dort Bäume und Gehölze aus aller Welt gesammelt, gepflanzt, vermehrt und erforscht. Ein riesiges Areal, das sich jetzt im Herbst und bei Sonnenschein in all seiner Farbenpracht präsentiert. Die Uni Hohenheim auf Slowakisch sozusagen.

 

 

Ein paar Kilometer weiter legen wir einen Übernachtungsstopp bei einem Wisent-Gehege ein. In völliger Abgeschiedenheit, nicht mal das Mobilfunknetz gibt ein Zeichen von sich, verbringen wir eine ruhige Nacht am Rand eines Eichenwaldes. Hier sagen sich nicht nur Fuchs und Has, sondern auch eine Herde mit rund 23 Wisenten gute Nacht. Die Verwandten der Bisons wurden in einem Gehege wiederangesiedelt. Am nächsten Morgen stellen wir uns den Wecker und erleben als erste und einzige Besucher die Fütterung der imposanten Tiere. Sie kommen so nach und nach von ihren Schlafplätzen aus dem Wald an die Futterstellen. Während einige jüngere Weibchen schon am Trog stehen, schreiten die riesigen Bullen gemessenen Schrittes aus dem Wald. Sie posieren für die Kamera als wüssten sie genau, wie beeindruckend sie sind. Ein wenig muss ich da an einen Bodybuilder denken 😉

 

Und als die Herren der Schöpfung dann an den Futtertrog kommen, machen alle anderen respektvoll Platz. Ein beeindruckendes Schauspiel, diesen Tieren wieder einmal so nah sein zu können.

 

Auch in der ältesten Stadt der Slowakei, Nitra, haben wir noch einmal das Glück, die Vorzüge der Nachsaison und der Corona-Leere genießen zu können.  Auf dem historischen Burghügel, der komplett in klerikaler Hand ist, sind wir wieder einmal im Alleingang unterwegs. Das Kassenhaus ist verwaist, aber das Gelände ist geöffnet. Inklusive der beeindruckenden St. Emmeram Kathedrale, an der die Tür offensteht. Also nix wie rein und wir fühlen uns wie im Film „Im Namen der Rose“. Allein in diesem mächtigen und verwinkelten, leicht düsteren Bauwerk. Draußen pfeift der Wind um die Ecken und wenn jetzt die schwere Tür ins Schloss fällt .….. da geht die Fantasie mal wieder mit mir durch.

 

Das nächste schöne Erlebnis haben wir am Stadtrand von Nitra. Hier wollen wir uns das slowakische landwirtschaftliche Museum anschauen. Auch hier sind Parallelen mit der Uni Hohenheim vorhanden. Von außen sieht das Areal etwas heruntergekommen aus, aber der freundliche Herr an der Pforte versichert uns, dass am nächsten Tag um 9.00 Uhr ein Besuch möglich wäre. Und wir dürfen auch vor den Toren des Museums übernachten. Tatsächlich öffnen sich für uns am nächsten Morgen die Tore und wir erhalten wieder einmal eine Privatführung. 32 Hektar und 2,5 Stunden später sind wir völlig platt von dem, was wir hier alles zu sehen bekommen. Das hier schafft es ohne weiteres auf unsere persönliche Top-Ten-Liste der Slowakei.

 

Weiter geht es durch eine relativ eintönige, weil topfebene und mit schlechten Straßen gespickte Region in Richtung ungarischer Grenze. In Sturovo hat uns die Donau wieder und wir werfen einen Blick auf die mächtige Kathedrale von Esztergom. Vor drei Jahren haben wir sie bereits auf unserer Rückreise aus Rumänien besucht. Heute ist das in Coronazeiten leider nicht möglich, denn die Grenze zu Ungarn ist geschlossen. Aber mal ganz ehrlich – von slowakischer Seite sieht sie ohnehin viel beeindruckender aus. Zumal die ungarische Seite komplett eingerüstet ist 😉

 

Ja, und dann erreichen uns auch schon die schlechten Nachrichten vom Lockdown. Wir sind nun ja schon auf der Zielgeraden in Richtung Bratislava und weil wir noch ein wenig Galgenfrist haben, klappern wir einige Sehenswürdigkeiten ab, die so am Wegesrand liegen. Eigentlich hatten wir hier vor, den Rest der Reise in einem der vielen Thermalbäder abzuhängen. Aber die sind ja nun auch geschlossen. Insofern geht es doch recht schnell und am Ende können wir befriedigt feststellen, dass wir unsere Reise genau dort beenden, wo wir sie begonnen haben: auf der Donauinsel vor Bratislava. Der Kreis schließt sich somit und wir genießen in einer abgelegenen Fischerhütte am Ufer der Donau unsere letzte Mahlzeit in der Slowakei: frisch gebratenen und leckeren Donaufisch mit Krautsalat und Brot, dazu ein frisch gezapftes Bier. Und das in einem Biergarten, der von Rebstöcken berankt ist, an denen noch die Trauben hängen. Über allem braut sich der Nebel der Donauniederungen zusammen und alles hat wieder einmal eine sehr mystische und magische Atmosphäre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dovidenia Slovakia – wir kommen wieder!

 

 

 

Bleibt dran, wir werden auch über unsere Heimreise in diesen verrückten Zeiten berichten.

 


Noch ein wenig Urlaub vom Reisen - auf Bummeltour durch Österreich

weiterlesen


Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Mittwoch, 28 Oktober 2020 14:16)

    Ihr ihr beiden
    "fahre" immer noch mit und hab meinen Spaß
    Bleibt gesund

    Gruss
    goldfish