Ein kulinarischer Streifzug durch Marokko

Woche vier in Marokko liegt fast hinter uns. Eine der Fragen von zuhause lautete, was wir denn in Marokko so essen würden. Kleine Entwarnung vorneweg - wir sind noch nicht verhungert ;)

Zwar hatten wir bei unserer Einreise ins Land einen gut gefüllten Kühlschrank und auch jede Menge Vorräte (z.B. Marmelade!!!!) im Reisegepäck. Am Zoll hat sich niemand für unsere Schmuggelware interessiert und die eine oder andere Packung Spaghetti hat bereits als "Parkgeld" den Besitzer gewechselt. Als Tauschware sehr begehrt wäre auch eine Dose Bier gewesen. Doch das haben wir versäumt mitzunehmen.

 

Ja, und wovon ernähren sich nun die Marokkaner? Die Speisekarten in den Restaurants sind zugegebenermaßen wenig abwechslungsreich. Es gibt Tajine - die traditionellen Schmortopfgerichte. Überwiegend vegetarisch, aber auch mit Rind-, Lamm- oder Geflügelfleisch. Eine der leckersten Varianten, die wir bislang genießen durften, war die mit Lamm, Rosinen oder getrockneten Pflaumen und gerösteten Mandeln. Fleisch ist allerdings teuer in Marokko und kommt nur in kleinen Portionen in den Topf. Soll ja aber auch mal ganz gesund sein.

Dann gibt es noch - allerdings eher seltener und meist nur auf Vorbestellung - Couscous. So ganz haben wir den Unterschied noch nicht begriffen, denn während die Tajine mit Brot serviert wird, kommt beim Couscous der Inhalt der Tajine irgendwie obendrauf. Letztlich bleibt es dann dasselbe - nur eben mit Couscous anstatt mit Brot.

Wovon wir mittlerweile begeistert sind, ist das Berberomelette. Eines der besten bekamen wir auf dem Tizi n'Test-Pass serviert. Es war so fluffig und lecker - einfach ein Gedicht. Im Prinzip kommt ins Berberomelette alles das, was die Küche gerade hergibt. Eier sind eigentlich immer da, angereichert mit Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Karotten - einfach das Gemüse, das gerade verfügbar ist.

Außerdem sehr lecker ist die Pastillia. Sie gibt es in herzhaft oder süß. Hauchdünne Blätterteig-Blätter (ähnlich dem türkischen Filo-Teig) werden mit Fleisch und/oder Gemüse gefüllt. Die süße Variante ist wirklich sehr süß und gefüllt mit Nüssen und Honig.

In vorausschauendem Gehorsam haben wir von zuhause unsere eigene Staub-Tajine mitgebracht, da sie auch auf unseren Herd im Mumin passt. Normalerweise werden die Schmorgerichte im Tontopf hier über dem offenen Feuer zubereitet.

Zutaten für unsere eigenen-Tajine-Varianten finden sich reichlich. Frisches Gemüse gibt es auf den Souks in den Dörfern, am Straßenrand oder in den bestens sortierten Marjane-Supermärkten. Aktuell im Angebot sind Kürbisse in allen Formen und Farben sowie Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Bohnen, Paprika, Tomaten und Rüben, die wir von zuhause als Mairübchen kennen.

Auch die Gewürze, wie das traditionelle Raz-el-Hanout, sind überall zu haben.Und so waren wir für unsere ersten Tajine-Versuche auch gut gerüstet. Das absolute Highlight gab es dann gestern. Im Supermarkt habe ich sogenanntes "Osobucco de Dinde" bekommen. Das waren Beinscheiben aus der Putenkeule - gibt's bei uns nicht bzw. habe ich so noch nicht gesehen.

Die Scheiben wanderten zusammen mit Olivenöl, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Zucchini, Karotten und Tomaten in den Schmortopf. Das Ganze gewürzt mit ein wenig Gemüsebrühe (Petra, wenn du das liest: deine gute Homemade-Brühe findet auch in Marokko Anwendung!!!!) , Raz-el-Hanout, Harrissa-Paste, einer Prise Zimt und frischen Kräutern. So schmurgelte das Gericht etwa 1,5 Stunden bei kleiner Hitze vor sich hin. Zum Schluss kam noch ein wenig Couscous dazu und köchelte 10 Minuten mit. Was soll ich sagen - es war einfach super lecker.


Unser ultimatives Essens-Experiment

An der Küste, wo das Meer nicht weit ist, gibt es auch frischen Fisch. Und da haben wir nun das ultimative Essens-Experiment gestartet. Bislang wurden wir verschont von "Montezumas Rache" und haben alles vertragen, was wir so zu uns genommen haben. Wohlweislich verzichten wir auf Blattsalate und essen bevorzugt das Obst und Gemüse, das wir selbst waschen bzw. schälen können. Insofern alles gut und wir hoffen, dass wir nach vier Wochen genügend Immunität gegenüber der doch etwas gewöhnungsbedürftigen marokkanischen Reinlichkeit und Hygiene gewonnen haben.

 

Wie schon im letzten Blogbeitrag geschrieben, sind wir mittlerweile wieder an der Atlantikküste angekommen. So sind wir in dem ehemaligen portugiesischen Fischerdort El Jadida gelandet, in dem es einen doch recht großen Fischmarkt gibt. Die Fischer bieten hier ihren Fang an, der wohl frischer nicht sein könnte. Allerdings wird diese Ausbeute nicht wirklich ansprechend präsentiert. Zumindest nicht nach unseren westeuropäischen Maßstäben. Der Fisch liegt teilweise auf schmuddeligen Folien auf dem Boden ausgebreitet, teilweise gibt es Eis zur Kühlung, aber eben nur teilweise. Und wir können auch nicht so genau definieren, was so alles im Angebot ist. Das reicht von noch erkennbaren, großen Doraden (da hätten wir fast zugegriffen) über kleineres Getier bis hin zu schlangenähnlichen Fischen, die wohl Muränen oder so was Ähnliches sind. Jedenfalls fehlt uns der Mut, hier zuzugreifen.

 

Statt dessen statten wir einem der benachbarten Fischrestaurants einen Besuch ab, wo die Teile bereits ausgenommen und zubereitet auf dem Teller landen. Wir wagen es also und ich muss schon gewaltig über meinen eigenen Schatten springen, um hier einzukehren. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also Augen zu und durch.

Auf der Straße werden wir von einer resoluten Marokkanerin angesprochen, die uns ihre Fischgerichte anpreist. Eine Karte gibt es keine. Dafür bietet uns die Patronin gegrillte Sardinen, Calamares oder einen Fischteller mit verschiedenen Fischen an. Bei letzterem stimmen wir zu - wir haben Hunger. Der Speisesaal - und nix anderes ist es - ist leidlich sauber. Man sitzt an klapprigen Tischen mit Plastikstühlen und einer etwas klebrigen Wachstuch-Tischdecke. Darüber kommt für jeden ein großes Blatt Papier als Unterlage. Immerhin.

Dann erscheint ein junger Mann mit einem großen Tablett voller kleiner Tellerchen. Für jeden gibt's ein Tellerchen Oliven, eines mit gebratenen Auberginenscheiben, eines mit Tomaten und Zwiebeln und eines mit gegrilltem Paprika, eines mit Gurken. Dazu ein Fladenbrot - zu dem später noch mehr.

Dann gibt es zwei große Teller mit verschiedenen Sorten gegrilltem Fisch. Eine Sorte sind winzig kleine Seezungen - bei uns hätten die noch Schonzeit. Dann noch zwei weitere - leider undefinierbare Arten. Aber das Ganze ist wirklich lecker. Hatte ich schon erwähnt, dass wir kein Besteck dazu bekommen? Gegessen wird mit den Fingern, was insgesamt gar nicht so schlecht funktioniert. Die Salate werden mit dem Brot aufgetunkt. Dazu sollte man wissen, dass man hierzu das Brot mit der linken Hand festhält und mit der rechten Hand Stücke davon abbricht. Mit der rechten Hand wird dann auch das Essen aufgetunkt, aufgeladen oder wie auch immer zum Mund balanciert. Man sollte zum Essen NIE die linke Hand benutzen. Warum? Sie fungiert beim Toilettengang als Toilettenpapier, welches eher selten vorhanden ist. Noch Fragen???

 

Doch zurück zu unserem Fischmenü. Wir haben es nach allen Regeln der Kunst genossen, es gab dann auch ein Waschbecken zum Händewaschen und die Spülschüsseln für das Geschirr habe ich zum Glück erst beim Verlassen des Restaurants gesehen. Noch eine Notiz an Rüdiger - falls du das liest: du hättest als WKDler deine wahre Freude ;)))))

Bezahlt haben wir für das Vergnügen am Ende 170 DH (17 Euro). Da wir zuvor schon günstiger Fisch gegessen hatten, erschien uns das dann tatsächlich etwas teuer und wir vermuten, dass wir einen Touristen-Aufschlag bezahlen mussten. Bzw. dass wir bei den Salattellerchen, die wir gar nicht alle geschafft haben, über den Tisch gezogen wurden. Die kosteten nämlich pro Stück und der junge Mann hat ja munter alles vor uns hin gestellt. Wir hätten wohl abwinken sollen. Ok - wir sind lernfähig und beim nächsten Mal wissen wir es besser.

 

Das war mittlerweile vor drei Tagen und wir konnten keine nachteiligen körperlichen Reaktionen auf unser Mittagsmahl verzeichnen ;)

 


Unser täglich Brot....

...backen wir ganz gerne selber im Mumin. Hier in Marokko greifen wir jedoch auch zu dem überaus leckeren Fladenbrot. Das gibt es in verschiedenen Varianten und wir sind gerade dabei, uns hier durchzuschmecken. Ganz normal als helles Weizenfladenbrot, bestreut mit grobem Grieß als "Vollkornvariante" und super lecker auch gewürzt mit Kreuzkümmel. Diese Version haben wir ganz neu entdeckt und wissen leider nicht, wie es auf französisch oder arabisch heißt. Mal sehen, ob wir es wiederfinden. Es hat uns super zu Käse und einem Glas kühlem Rosé geschmeckt.


Zum süssen Schluss....

....haben die Franzosen hier ganz deutlich ihre Spuren in Sachen Patissérie hinterlassen. Die süßen Teilchen sind wirklich superlecker. Verarbeitet werden Nüsse, getrocknete Früchte, Pistazien, Schokolade. Zum Dahinschmelzen. Auch sehr lecker sind eine Art Crêpes, die häufig in den Souks frisch gebacken werden. Auf die Hand mit Honig und Nüssen oder auch Frischkäse der ideale Snack für zwischendurch.


Der Vitamin-Kick....

...kommt in Form von frischen Obstsäften. Davon gibt es reichlich und in jeder größeren Ortschaft kann man sich frischen Orangen- oder Granatapfelsaft an den Ständen holen. Dieser Tage entdeckten wir auch noch einen Stand, an dem ein Saft aus Zuckerrohr angeboten wurde. Das haben wir noch nicht getestet - werden es aber bei Gelegenheit nachholen.

Ansonsten wird Minztee oder "Berber-Whiskey" getrunken. Hier wurde inzwischen auf die Bedürfnisse von Touristen Rücksicht genommen und man bekommt ihn entweder mit oder ohne Zucker. Mit Zucker haut er so richtig rein und weckt garantiert alle  Lebensgeister bei chronischer Unterzuckerung ;)

 

Ihr seht also, kulinarisch geht es uns hier nicht ganz schlecht und anbei kommen noch ein paar Impressionen davon, was wir sonst noch so auf unseren Tellern hatten. Bon Apétit!


Ein Lebenszeichen aus Marokko - von Pleiten, Pech und Pannen, netten Begegnungen und Atlantikwellen

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