Kruja und ein Offroad-Ausflug in die Berge

Inzwischen liegen die ersten Tage des Ankommens in Albanien hinter uns. Wir verbrachten Sie auf dem bereits bewährten Campingplatz Legjenda in Shkodra. Dort konnten wir uns mit albanischen LEK sowie einer SIM-Karte versorgen. Außerdem war es uns diesmal möglich, im schönen Restaurant des Platzes leckeren Karfreitagsfisch zu genießen. Bei unserem letzten Besuch 2021 herrschte noch der Corona-Ausnahmezustand.

Nun sind wir in den Arbeitsmodus gestartet. Wir testen neue Straßen, schauen nach Neuem und checken Bekanntes. Eine erste Erkenntnis: an der Küste herrscht Goldgräberstimmung. Jeder, der ein Wiesle oder ein Stück Land am Meer hat, stellt ein Schild „Camping“ auf und kassiert eine Gebühr. Zudem wird viel gebaut. Seien es Straßen, Hotelanlagen oder auch Campingplätze. Ob immer legal, darf sicher bezweifelt werden.

Aber wir entdecken auch Neues und Schönes. Diesmal wagen wir uns mit dem Mumin in die Stadt Kruja. Nicht ganz einfach, denn die Straßen sind eng, es gibt Einbahnregelungen und wer den albanischen Straßenverkehr schon mal erlebt hat, weiß, dass man ein starkes Nervenkostüm braucht. Aber in Kruja gibt es einen Campingplatz, der 2021 erst im Entstehen war und der uns schon damals neugierig machte. Also wagen wir das Abenteuer, das bereits bei der Anfahrt zum Platz beginnt. Ein schmales Wohnsträßchen mit tiefhängenden Leitungen und einer Engstelle, die uns Zentimeterarbeit abverlangt. Fast hätten wir die Markise drangegeben, aber letztlich hat sich der Mumin doch noch dünn gemacht.

Unser Mut wird belohnt und wir finden ein wahres Paradies. Der Campingplatz liegt inmitten eines Olivenhains mit terrassierten Stellplätzen und Blick auf die mächtigen Berge des Skanderbeg-Gebirges. Der Mumin findet ausreichend Platz, die Saison hat noch nicht begonnen und wir treffen hier nur wenige Mitcamper. Darunter Aline und Markus aus Deggingen, denen wir unseren Albanien-Reiseführer auf der CMT in Stuttgart verkauft hatten. Die Welt ist manchmal wirklich ein Dorf und wir freuen uns natürlich sehr, dass unser Reiseführer vielen Campern ein nützlicher Begleiter für ihre Reise durch Albanien ist.

Arbi, der freundliche Chef des Campingplatzes, spricht perfekt Deutsch. Hat er doch in der Schweiz gelebt und gearbeitet. Von ihm erfahren wir viel über die Region Kruja und Albanien, über Traditionen und touristische Entwicklungen. Auf dem Campingplatz bietet er seinen Gästen Touren in die Bergwelten des Skanderbeg-Gebirges und des Qafë-Shtamë-Nationalparks an. Bis heute führen nur Offroad-Pisten in diese entlegenen Bergregionen. Und so nimmt er uns mit, um uns seine Heimat zu zeigen. Unser Mumin ist zwar Offroad-tauglich, doch diese Piste hätte er nicht geschafft. Zu eng, zu steil, zu viele Felsen. Wir sind dankbar, in Arbis Allradfahrzeug zu steigen und mit ihm über kurvenreiche und rumpelige Wege zu fahren. Er zeigt uns kleine Bergdörfer und erzählt uns viel über die Gegend, die in kommunistischen Zeiten militärisches Sperrgebiet war. Heute rosten vier Treibstofftanks vor sich hin und wirken dabei wie eine moderne Landschafts-Installation. Der Berg ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, Tunnel und Bunker, in denen Munition gelagert wurde.

Arbi erzählt uns außerdem die Legende von den 90 Jungfrauen. Demnach wollte der osmanische Sultan nach der Eroberung Krujas die albanischen Mädchen für seinen Harem. Die jungen Frauen gingen in ihrer Not zu einer Schlucht, verbanden sich die Augen und stürzten sich in die Tiefe. Die Felsformation ist seitdem nach den 90 steinernen Jungfrauen benannt.

Auf einer abenteuerlichen und serpentinenreichen Strecke durch eine faszinierende Berglandschaft erreichen wir den Bovilla-Stausee, der beeindruckend aquamarinblau in der Sonne schimmert. In den Dörfern und unterwegs sehen wir tatsächlich nur den guten alten Mercedes, der diesen Herausforderungen gewachsen ist. Einzig probates Fortbewegungsmittel in den Bergen 😉

Hier wird mühevoll Landwirtschaft betrieben. Felder mit Gemüse, ein paar Kühe für den Käse, Schafe und Ziegen auf den Weiden. Am Stausee, der von Tirana aus über eine Asphaltstraße zu erreichen ist, begegnen wir auch wieder den ersten Touristen und einem Wohnmobil, das es hierhergeschafft hat. Es gibt ein Restaurant und einen Skywalk. Kommerz und Tradition liegen hier eng beisammen.

Für uns geht es auf gleicher, holpriger Strecke wieder zurück und wir treffen tatsächlich auf zwei Touristen, die mit ihren Miet-PKWs diese Offroad-Piste befahren. Welch ein Leichtsinn und bodenlose Dummheit obendrein. Als Arbi sie anspricht und sagt, dass sie sich hier in Gefahr bringen, verweisen die jungen Leute auf Google-Maps, wo die Strecke verzeichnet wäre. Oh Herr, schmeiß Hirn ra – sage ich da nur….

So geht’s wieder zurück und wir genießen diesen wunderbaren Tag noch mit einer abschließenden Einkehr im Garden-Restaurant des Campingplatzes. Hier gibt es traditionelle albanische Küche mit regionalen Zutaten.  

 

Unsere Dienstreise geht weiter – doch das wird eine neue Geschichte!

 


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