Von Bambuswäldern, roten Toren und einer Tee-Zeremonie

Heute steht uns wieder ein heißer Tag bevor. Mit unserem JR-Ticket machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Bambushain in den Vorort Arashiyama im Nordwesten Kyotos. Dort sind wir froh um den schattigen Weg, der uns erwartet. Leider geht von der im Reiseführer beschriebenen "mystischen Stimmung" zunächst einiges verloren, da ganze Heerscharen auf dem Bambuspfad unterwegs sind. Doch kaum sind wir ein gutes Stück vom Eingang entfernt, wird es zunehmend ruhiger. Und in das Anwesen eines japanischen Schauspielers - das Okochi Sanso - wollen wohl wegen des happigen Eintritts von 1000 Yen (~ 10,00 Euro) noch weniger Leute. Wir schon und nun können wir abseits des Trubels doch ein wenig von der mystischen Stimmung einfangen. Ein japanischer Park, wie ihn man sich vorstellt. Im Teehaus gibt es schließlich noch eine Tasse Matcha samt einer Süßigkeit - das ist im Eintrittspreis eingeschlossen.

Nach unserem Besuch in Arashiyama fahren wir mit dem Zug ans andere Ende der Stadt zum Torii-Schrein Fushimi Inari Taisha.  Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Kyotos. Hier ziehen sich die roten Toriis dicht an dicht über mehrere Kilometer den Berg hinauf zum Gipfel des Inari-yama. Wen wundert's, dass auch hierher die Menschenmassen pilgern. Doch der Anblick der vielen roten Toriis ist schon sehr beeindruckend. Uns rinnt der Schweiß zwar in Strömen, aber wir gehen ein gutes Stück durch endlos scheinende Arkaden bergauf. Allerdings verzichten wir auf die kompletten 4 Kilometer bis zum Gipfel. Das ist uns heute doch zu anstrengend. Überall auf dem Gelände finden sich Steinfüchse. Sie gelten als Boten von Inari, dem Gott der Reisernte. Manche der Figuren haben deshalb auch Reis-Ähren umgebunden. Der Schlüssel, den sie im Maul haben, soll die Tür zur Reiskammer öffnen.

Weiter geht es zurück an den Bahnhof, wo wir eine späte Mittagspause in einem Running-Sushi-Restaurant einlegen. Die Häppchen sind so richtig lecker, man mag gar nicht mehr aufhören zu essen. Die Verführung der Köstlichkeiten auf dem vorbeilaufenden Band ist einfach zu groß. Gleichzeitig kann man die Köche dabei beobachten, wie sie die Häppchen in rasanter Geschwindigkeit rollen, formen und schneiden. 

Der gut gefüllte Magen ruft nach einer kurzen Siesta im Hostel. Dort machen wir uns noch ein wenig frisch, dann geht es los zu unserer abendlichen Tee-Zeremonie. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Wir werden in einem kleinen Teehaus von einer Japanerin in traditioneller Kleidung empfangen. Drinnen müssen wir die Schuhe ablegen und sitzen auf dem Boden "Make yourself comfortable" rund um die bereits aufgebauten Utensilien. Die Dame erklärt uns zunächst, was es mit so einer japanischen Tee-Zeremonie auf sich hat. So wird sie in der Regel zu feierlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen, Taufen etc. veranstaltet. Sie beruht auf den vier Grundsäulen Harmonie, Respekt, Reinheit und Ruhe. 

Im Anschluss kommt der Zeremonienmeister und bereitet vor unseren Augen, aber schweigend, in einem aufwendigen Ritual eine Tasse Matcha-Tee zu. Allein das Beobachten seiner langsamen Bewegungen und Handlungen lässt mich tatsächlich zur Ruhe kommen und fast schon schläfrig werden. Es ist in der Tat ein meditatives Erlebnis. Danach dürfen wir uns selbst eine Tasse Tee zubereiten und diese mit einer kleinen Süßigkeit genießen. Nicht zu vergessen: der letzte Schluck des Tees muss laut geschlürft werden. Als positives Zeichen und Lob an den Gastgeber. Das hat also nichts mit schlechten Manieren zu tun ;)

 

Die Utensilien bei unserer Tee-Zeremonie. Mehr Bilder gibt es hier nicht - fotografieren verboten, um den meditativen Charakter der Veranstaltung nicht zu stören.


So geerdet und Tiefen entspannt fahren wir noch zu dem für gestern geplanten Lichterfest. Es findet an zwei Abenden im Shimogamo-Jinja Schrein statt. Wir versprechen uns eigentlich einen romantisch beleuchteten Park mit Lampions oder Ähnlichem. Leider werden wir ziemlich enttäuscht. Das Lichterspektakel beschränkt sich auf mit bunten LED-Lampen beleuchtete Bäume. Dafür schieben sich Menschenmassen über den Pfad. Wir schauen uns das Ganze ein bisschen an und kehren schließlich zurück zum Hostel. Hier genehmigen wir uns in der Bar noch ein kleines Abendessen, dann wird gepackt. Morgen geht es über die Burg Himeji weiter nach Hiroshima.

Unser Fazit für Kyoto:

Wir sind ziemlich fasziniert von Kyoto. Eine wunderschöne Stadt mit viel Atmosphäre. Mit 1,4 Millionen Einwohnern zwar eine Großstadt, aber doch mit ein wenig provinziellem und kleinstädtischem Flair. Vielleicht trägt das Fehlen von hypermodernen Wolkenkratzern dazu bei, dass man sich hier wohl fühlen könnte. Zudem sind in Kyoto allein 17 UNESCO-Welterbestätten versammelt und man findet die japanische Kultur wohl ziemlich authentisch vor. Uns hat es - abgesehen von der Hitze -  sehr gut gefallen und auch unsere Unterkunft in Kyoto ist eine Empfehlung wert.


Über die Burg Himeji nach Hiroshima