Ab in die Berge - Hakone

Von unserem Zwischenstopp in Kamakura fahren wir weiter über Odawara nach Hakone-Gora. In Odawara erstehen wir den Hakone Freepass für drei Tage. Damit können wir in der Region die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, da der Japan-Rail-Pass hier keine Gültigkeit hat. Hakone liegt im Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark, einer beliebten Urlaubsregion auch für Japaner. Hier finden sich auch die traditionellen Onsen-Bäder, heiße Quellen sowie klassische Ryokan-Hotels. 

Der letzte Teil unserer Fahrt ab Odawara erfolgt mit einer nostalgischen Bergbahn. Fast wähnen wir uns irgendwo in der Schweiz. Ratternd und klappernd windet sich das Bähnle in engen Kurven über steile Schluchten hinauf auf rund 800 Meter Höhe. Es ist wirklich atemberaubend in diese Berglandschaft zu fahren und der Kontrast zur Großstadt Tokio könnte nicht krasser sein. Von Hakone-Gora aus geht es schließlich noch eine Station mit einer Standseilbahn weiter, die restliche Wegstrecke legen wir zu Fuß zurück. 

An unserer Unterkunft werden wir bereits von einem regelrechten Empfangskomitee erwartet. Ich bekomme sogar meinen Rucksack hinauf in unser Appartement getragen (Vorrecht des Alters....). Wir sind wohl die ersten europäischen Urlauber hier, so wie wir empfangen werden. Das Appartement ist funkelnagelneu eingerichtet, alles ist da und (extra für uns...) wird heute Abend ein Feuerwerk veranstaltet, das wir direkt von unserem Balkon aus bewundern können. "Hakone-Hanami" - soviel haben wir verstanden ;)

Die Mädels organisieren im nahe gelegenen Supermarkt ein Abendessen, ich genieße eine kalte Dusche und den hauseigenen Kimono und dann steht einem gemütlichen Abend nichts mehr im Wege. Wir lassen den Tag also mit den Planungen für morgen ausklingen, wobei die Wetterprognosen nicht allzu rosig aussehen. Tatsächlich beginnt es pünktlich zum Feuerwerk auch zu regnen. Wir hoffen morgen dennoch, einen Blick auf den Fuji-san zu erhaschen.

 

Der einzige Wermutstropfen heute: unser Zimmer ist im japanischen Stil. Will heißen: wir rollen die Futons aus und schlafen auf dem Boden...


Von Vulkanen, Piratenschiffen und einem Moosgarten

Heute weckt uns Sonnenschein und strahlend blauer Himmel. Beste Voraussetzungen, um heute den Hakone Freepass zu nutzen und uns auf eine Rundreise durch die Region zu begeben. Wir starten mit der Standseilbahn nur wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt. Von hier aus geht es zunächst hinauf bis nach Soun-zan. Dort steigen wir in die Hakone-Seilbahn um. An der Station bekommen wir noch Atemschutz-Masken überreicht, die wir bei Bedarf anlegen sollen. Wir nähern uns nämlich dem Vulkan Owakudani, der giftige Schwefelwasserstoff-Gase von sich gibt. Je nach Konzentration, sind also diese Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Ohnehin haben wir großes Glück, denn das Gebiet wurde erst Ende Juli 2016 wieder für Besucher freigegeben. Zuvor war die Region um den Owakudani seit April 2015 wegen hoher seismischer Aktivitäten und vulkanischen Eruptionen gesperrt, der Betrieb der Hakone-Seilbahn eingestellt. 

 

Kurz vor der Bergstation Owakudani bietet sich uns ein erster, nahezu wolkenloser Blick auf den Fuji-san. Na bitte, wer sagt's denn ;)

Dann schweben wir mit spektakulären Aussichten über den dampfenden und nach Schwefel stinkenden Vulkankrater des Owakudani. Auch "das brodelnde Tal" genannt, können wir diese Bezeichnung sofort nachvollziehen. 

An der Bergstation ist es ziemlich windig und es herrschen angenehme Temperaturen. Wir machen einen kleinen Rundgang, genießen die Aussicht und immer wieder zeigt sich uns der Fuji-san kurz zwischen den Wolken. Die Atemschutzmasken brauchen wir zwar nicht, aber der Natur-Wanderweg, den wir hier oben eigentlich gehen wollten, ist gesperrt. Dafür genehmigen wir uns die "onsen tamago". Hartgekochte Eier, die vom Schwefelwasser außen schwarz gefärbt, innen aber sehr lecker sind.

 

Nach unserem Gipfelbesuch gondeln wir weiter mit der Seilbahn hinunter nach Togendai. Der Ort liegt am Ashi-no-ko, einem Kratersee, der sich vor 3000 Jahren nach dem Ausbruch des Hakone-yama bildete. Hier verkehren auf Disney-Manier aufgerüstete "Piratenschiffe", die Togendai mit den beiden Orten Hakone-machi und Moto-Hakone auf der anderen Seite des Sees verbinden. Wir entern also den Kahn und schippern über den Ashi-no-ko hinüber nach Hakone-machi.

Von Hakone-machi aus spazieren wir nun durch eine schattige Zedern-Allee nach Moto-Hakone. Inzwischen ist es ordentlich heiß geworden, trotz bedecktem Himmel. Bei klarem Wetter gibt es in Moto-Hakone den klassischen Fotoblick vieler Japan-Reiseprospekte. Piratenschiff + See + rotes Torii + Fuji. Eventuell noch Kirschblüten davor und blauer Himmel. Bei unserem Besuch fehlen "nur" die letzten drei Zutaten ;)

Mit etwas Fantasie und Vorstellungskraft befinden wir uns hier am klassischen Fotocolor-Picture-Spot vieler Reiseprospekte

In Moto-Hakone bummeln wir entlang des Sees hinüber zum roten Torii und dem Hakone-jinja, einem Shinto-Schrein. Den im Reiseführer beschriebenen idyllischen Park Onshi Hakone Koen finden wir leider nicht, obwohl er eigentlich auf unserem Weg liegen müsste. Das rote Torii sowie der oberhalb liegende Schrein im Wäldchen sind wieder einmal Besuchermagnete und trotz des Wochentages ist es ziemlich umtriebig hier.

Wieder zurück im Städtchen suchen wir noch einen Mittags-Imbiss. Leider sind durch den Wochentag viele Restaurants geschlossen. Zudem - und das fällt uns in Japan deutlich auf - gibt es nirgends ein Straßencafé oder eine Restaurant-Terrasse. Entlang der Uferpromenade würde sich in Europa ein Café ans andere reihen. Nicht so hierzulande. Also greifen wir zur Selbsthilfe, organisieren uns im Supermarkt einen Imbiss und genießen diesen auf einem Mäuerchen am See. 

Mit dem Bus geht es anschließend wieder zurück nach Hakone-Gora. Hier können wir noch kurz vor Ende der Öffnungszeit das Kunstmuseum mit seinem idyllischen Moosgarten besuchen. Drinnen sind eine Sammlung mit japanischen Keramiken zu sehen, wovon das älteste Stück etwa 5000 Jahre alt ist. Der Moosgarten ist besonders im Herbst spektakulär und wir können anhand von einzelnen rot gefärbten Bäumen ungefähr erahnen, wie es in ein paar Wochen hier aussehen könnte.

Nach einer kurzen Siesta machen wir uns zum Abendessen nochmals auf den Weg hinunter ins Tal. Leider verkehrt die Standseilbahn nur bis 19.00 Uhr. Wir haben uns ein Restaurant ausgesucht, das für seine "japanischen Maultaschen" (Gyoza) bekannt ist. Das Essen ist lecker, aber auch gewöhnungsbedürftig. Wir haben u.a. frittierte Hühnerknorpel auf dem Teller.... Danach marschieren wir unseren Berg wieder hinauf und können dabei einen prachtvollen Vollmond bewundern. Schließlich wird noch gepackt, denn morgen geht es weiter zu unserer dritten Station nach Kyoto.

 

Unser Fazit für Hakone:

eine wunderschöne Region, in der wir es noch ein paar Tage länger hätten aushalten können. Hier gibt es noch so viel zu entdecken. Zum Beispiel das Hakone-Freilichtmuseum mit seinen berühmten Skulpturen von Rodin, Henry Moore und Miró. Oder das Hakone-Crafthouse mit seinen Kunsthandwerkern. Gefehlt hat auch ein Besuch in einem Onsen, doch bei Temperaturen deutlich über 30 Grad haben wir auf heiße Thermalquellen lieber verzichtet. All das wären jedoch noch interessante Vorhaben, doch leider ist unsere Zeit begrenzt. Und man braucht ja auch Gründe, um wieder zu kommen.


Kyoto - die Schöne