Zu Besuch im Spreewald Frankreichs - das Marais Audormais


Nach einer außerordentlich ruhigen Nacht liegt morgens dicker Nebel um uns herum. Die Szenerie am Rande des Militärfriedhofes ist fast schon gespenstisch und passt zu den Gräueltaten, die sich auf der Lorettohöhe abgespielt haben müssen. Wir nehmen uns noch die Zeit für einen ausgiebigeren Rundgang über das Gelände. Ein Mahnmal enthält die Namen von insgesamt 580.000 Gefallenen aller Nationen, die hier zwischen 1914 und 1918 ihr (junges) Leben gelassen haben. Eine schier unglaubliche Zahl. Der Besuch dieser Gedenkstätte lässt auch uns nachdenklich zurück.

Für uns geht die Fahrt weiter auf der Autobahn in Richtung Norden. In Saint-Omer machen wir am Maison de Marais Station. Hier wollen wir uns zunächst die sehr sehenswerte Ausstellung zu dieser einzigartigen Sumpflandschaft anschauen. Zu 90 Prozent wurde sie von Menschenhand geschaffen, die das Marschland für sich nutzbar machte. So wurde Torf abgebaut, Kanäle gezogen und die Gegend wird bis heute für den Gemüseanbau genutzt. Wir fühlen uns an den Spreewald erinnert, denn rund 700 Kilometer Wasserwege durchziehen die Region. Viele Häuser und Höfe liegen auf Inseln und können nur mit dem Boot erreicht werden. Klar, dass auch wir uns auf eine rund einstündige, geführte Bootstour machen. Begleitet werden wir von einer netten, jungen Mitarbeiterin des Maison de Marais, die uns (auf Englisch) sehr engagiert die Besonderheiten dieser Wasserwege erklärt.

Ein sehr lohnenswerter Besuch und wir haben den Eindruck, dass der Tourismus hier noch absolut in den Kinderschuhen steckt. Mit uns sind nur wenige Besucher da und dies im Hochsaison-Monat August. Fast also noch ein Geheimtipp.

Weil unser Parkplatz am Stadtrand und an einer Straße nicht wirklich prickelnd ist, erledigen wir im nahen Carrefour zunächst einige Einkäufe und machen uns dann auf die nicht ganz einfache Suche nach einem Übernachtsplatz. Verschiedene Anläufe scheitern, weil unser Mumin für die wenigen Straßen durch das Marais entweder zu dick, zu hoch oder zu schwer ist. Nach einer etwas abenteuerlichen Fahrt durch ein Wohngebiet (wo die Müllabfuhr durch kommt, kommen auch wir durch...) werden wir schließlich bei einem netten CP Municipal in Arques fündig. Hier dürfen wir außerhalb des Platzes auf einer Wiese stehen, können unser Abwasser entsorgen, bekommen Brot für's Frühstück und können am See mit unserem Fellmonster spazieren gehen. Das Ganze für umsonst - die nette Dame meinte am Empfang, sie hätten noch nie einen LKW als Campingcar gehabt und sie wüsste nicht, ob und was sie uns berechnen soll. Also kosten wir nix - was will man mehr ;)

 

gefahrene Kilometer: 88 km


An der Côte d'Opale - Calais und Audinghen