Belgien zum Zweiten: Über die flandrischen Städte an die Nordseeküste

 

Von Brüssel ging unsere Reise weiter in Richtung Norden und in Richtung der belgischen Kultur-Highlights: die flandrischen Städte mit den Hochburgen Antwerpen, Gent und Brügge. Auf dem Weg dorthin kamen wir an weiteren hübschen Städtchen vorbei. Leuven hatten wir ja bereits erwähnt, Mechelen toppte das Ganze noch. Müssten wir ein Ranking vornehmen – wir würden uns schwer damit tun. Jede Stadt hat ihre ganz besonderen, eigenen Reize, jede ist ein bisschen anders, allesamt sind sie sehens- und erlebenswert.

 

Leuven - die junge Studentenstadt, Mechelen - am Kanal gelegen mit entspannt-maritimem Flair, Antwerpen - die hippe Shopping-City, Gent – die Geschäftige und Brügge – die hyggelige. Wobei wir mit Brügge wohl sehr viel Glück hatten, denn normalerweise herrscht hier der berühmte Over-Tourism. In Zeebrügge legen in Nicht-Cornazeiten wohl etliche Kreuzfahrtschiffe an und spucken Busladungen von Passagieren in die kleine, überschaubare Altstadt. Eine Einwohnerin meinte leicht sarkastisch, dass die Riesenpötte zum Glück nicht direkt bis in die Stadt fahren könnten, wie in Venedig.

 

Mechelen

Antwerpen

Gent

Brügge

 

Ja und auch wir haben so unsere Erfahrung mit Brügge gemacht. Bekanntermaßen sind wir in Sachen Sportgeschehen die absoluten Dummies. Wer wann Fußball spielt, wer wann olympischen Gold erkämpft und war wann mit seinem Rennrad durch Belgien düst entzieht sich absolut unserer Kenntnis. Manchmal sollte man aber doch einen Blick in den Sportkalender werfen.

 

Wir waren also völlig unbedarft, als wir uns mit unseren E-Bikes vom Campingplatz in Richtung Altstadt auf den Weg machten. Das Ganze dann auch noch an einem Sonntag bei schönem Wetter.

 

Dumm nur, dass hier in Belgien gerade eine große Flandern-Straßenrennrad-World-Championship oder so ähnlich stattfindet. Eine Woche lang regiert König bzw. Königin Radsport und das wird in Belgien sehr, sehr ernst genommen. Zumal dies wohl auch als Wiege des Radrennsports gilt, wie wir inzwischen herausgefunden haben. Nun ja – wir fanden uns urplötzlich als wenig ambitionierte Freizeitradler inmitten des Geschehens, Straßen waren gesperrt und die Gefahr, in Brügge unter die Räder eines Fahrrades zu kommen, ist weitaus größer als unter die eines motorisierten Fahrzeuges.

 

Wir ergatterten also einen der wenigen freien Parkplätze für unsere Räder – es gibt sogar ein eigenes Fahrrad-Parkhaus – und hakten Brügge im Schnelldurchlauf ab. Zu viele Menschen an diesem Sonntag. Tatsächlich fanden wir dann aber auch noch eine stille Ecke für eine Portion Moules Frites, um frisch gestärkt wieder zurückzuradeln. Brügge bekam an einem Wochentag dann noch eine zweite Chance, wir unternahmen zur blauen Stunde eine sehr schöne Grachten-Rundfahrt und an dem Spruch: Brügge sehen und sterben ist durchaus etwas dran.

 


In Gent hat uns dieses Ausstellungsobjekt im Design-Museum ein paar Rätsel aufgegeben. Ihr könnt bestimmt auf den ersten Blick erkennen, worum es sich dabei handelt. Ob es eine Hommage an den Klopapier-Notstand zu Beginn der Corona-Pandemie sein soll, hat sich uns leider nicht erschlossen. So möge sich jeder seine eigenen Gedanken darüber machen. Riesig war das Teil allemal ;)


 

Unser nächster Etappenstopp war die belgische Nordseeküste. Nur etwa knapp 70 Kilometer lang zwischen den Niederlanden und Frankreich hatten wir vorab schon viel über diesen Streckenabschnitt gelesen und gehört. Unter anderem verkehrt hier die längste Straßenbahnlinie der Welt – die Kustram. Um es gleich vorwegzunehmen – die Küste und wir werden keine Freunde. Zu viele Verbotsschilder für Wohnmobile und zu wenig legale Stellplätze. Man fühlt sich hier als Wohnmobilist tatsächlich sehr stiefmütterlich behandelt, denn auf den Strandparkplätzen sind wir auch nicht erwünscht. Campingplätze gibt es zwar zuhauf, doch die befinden sich durchweg in zweiter Reihe, weiter weg vom Meer und sie sind zugepflastert mit Mobilehomes und Dauercampern. Hinzu kommt, dass der Atlantikwall weiterhin besteht. Nicht in Form von Bunkern und Verteidigungsanlagen – das zwar auch – aber dafür in Form moderner Hochhauskomplexe und Betonburgen. Schön geht wahrlich anders und der berühmte Funke vermochte nicht auf uns überzuspringen. Wir haben den gesamten Küstenabschnitt unter dem Stichwort „Vorne hui – hinten pfui“ zusammengefasst. Vorne der kilometerlange Sandstrand, der außerhalb der Städte tatsächlich schön ist, und hinten die verbaute Küstenlinie. Dort herrscht in der Hochsaison dann auch der berühmte Ballermann mit Beachbars, Strandbuden und Amusement rund um die Uhr. Wer das will, kann hier durchaus seinen Spaß haben. Unser Ding ist es jedoch nicht.

 

 

Schön ist dann tatsächlich das Hinterland und die Polderlandschaft. Hier lässt es sich wunderbar Radfahren und Wandern. Insbesondere entlang der Kanäle. Das bekommt von uns die volle Punktzahl.

 

 

Ja – und dann wurde es auch schon Zeit, unsere Belgien-Tour zu unterbrechen und uns auf den Weg in Richtung Frankreich zu begeben. Mit einem Zwischenstopp in Waterloo, wo Napoleon mit seinen Truppen nicht wirklich glorreich war, ging es in die französischen Ardennen. Bei Pont-á-Bar trafen wir uns mit unseren Mädels, um den Mumin eine Woche lang gegen ein Hausboot auszutauschen. Doch das ist dann eine andere Geschichte.

 



Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Samstag, 02 Oktober 2021 14:23)

    hallo ihr beiden,
    hätte doch beinahe die "Weiterfahrt" verpasst :-)

    es grüßt
    goldfish