Von Ungarn nach Rumänien - das Abenteuer beginnt

Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns am 2. Mai weiter auf den Weg in Richtung Rumänien.

Wir passieren noch einige Thermalbäder, dann geht es auf die Autobahn. Die ist nagelneu, schnurgerade und wir kommen bei wenig Verkehr gut voran. Kurz bevor die Autobahn endet, biegen wir ab auf eine Landstraße zur rumänischen Grenze. Die Straße ist jetzt holpriger, doch dafür können wir an einem Stand noch frische Erdbeeren und ein Stück Wassermelone erstehen. Dann erreichen wir einen kleinen Grenzübergang nach Rumänien. Wir ordnen uns brav auf der LKW-Spur ein, vor uns wird ein Laster schnell von den ungarischen Zöllnern durch gewunken, dann sind wir an der Reihe.

Frank muss raus und unsere KFZ-Papiere und Ausweise zeigen. Dann wollen die Grenzer noch in den Mumin schauen. Soweit in Ordnung. Einer verschwindet mit unseren Papieren, ein dritter kommt und will unsere Vigneta sehen. Wir zeigen ihm den Wisch, dann schüttelt er den Kopf und meint, wir hätten die falsche. Wir wären ein LKW, kein Microcar. Frank will nochmal klären, dass wir Touristen und Camper sind. Da will der "nette" Ungar von uns 100 Euro Strafe. Jetzt stellen wir uns erstmal dumm. Wir haben ordnungsgemäß eine Vignette für Camper über 3,5 Tonnen gelöst. "We don't understand". Dann kommt auch der Grenzer mit unseren Papieren wieder. Die drei diskutieren noch, erklären immer wieder, dass wir ein LKW wären. Plötzlich bekommen wir unsere Dokumente in die Hand gedrückt und dürfen weiter. Ohne Strafe zu bezahlen.....

Auf rumänischer Seite werden wir gewogen, freundlich durch gewunken mit einem "Welcome to Romania". Na bitte, geht doch.

Die erste Stadt nach der Grenze ist Satu Mare. Laut Reiseführer wenig sehenswert, aber Tor zur Region Maramuresch. Deshalb biegen wir ab auf die LKW-Umfahrung der Stadt. Was uns jetzt erwartet ist ein wenig haarsträubend. Eine absolute Schlaglochpiste, kurvig und eng, entgegen kommende Sattelzüge. Da hätten wir mal besser die Strecke durch die Stadt genommen.....

Zudem kommen wir an Slums vorbei. Kaum zu glauben, wie Menschen hier hausen. Fast sind wir schon am Überlegen, ob es so eine kluge Entscheidung war, nach Rumänien zu reisen. Aber nach dem Erlebnis mit den Ungarn ist ein Umkehren jetzt auch nicht drin. Also Augen zu und durch.

In Livada finden wir an der Straße einen Parkplatz, wo wir eine kleine Pause einlegen. Wenigstens die Wassermelone aus Ungarn ist gut ;) Außerdem bekommen wir in der Stadt unsere ersten 1.200 Lei (ca. 250 Euro).

 

Die Stadt Baia Mare lassen wir rechts liegen und fahren durch das sogenannte "Oascher Land" nach Sapanta. Bei der Fahrt über die Dörfer fühlen wir uns schnell in eine andere Welt katapultiert. Wir sehen die ersten Pferdefuhrwerke auf der Straße, die von neuen, teuren Automodellen überholt werden.

In der Sonne glitzern die goldenen und silbernen Dächer der orthodoxen Kirchen und wir kommen vorbei an ärmlichen Behausungen, traditionellen Holzhäusern und noblen, verglasten Villen. Fast schon Paläste. Gebaut von Rumänen, die ihr Geld im Ausland verdienen weil sie im eigenen Land keine Perspektiven haben. Schon eine bedenkliche Entwicklung.

Über den Huta-Pass erreichen wir den Fluss Tysa, der hier die Grenze zur Ukraine bildet. Wenig weiter kommen wir nach Sapanta, die Stadt mit dem "fröhlichen Friedhof". Unser Ziel ist der sehr nette Campingplatz "Poieni", der mitten im dörflichen Leben liegt. Pferdefuhrwerke rattern vorbei, gefolgt von Allrad-Jeeps, Ziegen, Hühner und Kühe laufen auf der Straße frei herum. Wir bekommen einen schönen Platz auf der Wiese neben dem Fluss, richten uns häuslich ein und essen im dazugehörigen Restaurant lecker zu Abend. Einen Rind- und Lammeintopf, Polenta, Salat und einen noch ofenwarmen Apfelkuchen zum Nachtisch. Mit Getränken das Ganze inkl. unserer Übernachtung für rund 35 Euro.

 

Tagesetappe: 319 km


Der fröhliche Friedhof von Sapanta

Der nächste Tag beginnt mit Sonne satt. Wir beschließen, den "fröhlichen Friedhof von Sapanta" mit dem Fahrrad zu erkunden. Keine allzu gute Idee, denn beim Einstellen der richtigen Sattelhöhe verheddere ich mich im Pedal und steige etwas unfreiwillig vom Rad. Der Kopf donnert an den Staukasten des Mumin und ich habe eine dicke Beule samt kleiner Platzwunde. Na prima, der Tag geht ja schon gut los.

Nachdem der erste Schreck verraucht und das Blut gestillt ist fahren wir doch noch zum Friedhof. Auf dem Weg über die Dorfstraße kommen wir uns vor, wie aus der Welt gefallen. Alte Frauen sitzen vor ihren Häusern auf Holzbänken und spinnen Wolle, ganze Familien fahren mit Pferdefuhrwerken zur Heuernte, freilaufende Hunde und Katzen, einfache aber sehr gepflegte Häuser mit Zäunen drum herum. Das liegt noch weiter zurück als unsere Kindheit.

Auf den bunt bemalten Holzkreuzen wird die Geschichte und das Leben der Verstorbenen erzählt. Rund um das Touristenmagnet hat sich ein bunter Markt mit Restaurants und Souvenirständen angesiedelt. Die einen nennen es Touristenfalle, wir finden es ganz nett und man sollte es schon gesehen haben.

Vor dem Friedhof haben wir noch eine nette Begegnung. Wir sehen ein Motorrad mit heimischem Kennzeichen. Frank spricht das dazugehörige Paar an und siehe da, sie kommen direkt aus einem Teilort. Manchmal muss man eben erst mehr als 1000 Kilometer verreisen um sich begegnen. Wir haben noch ein nettes Gespräch, dann radeln wir zurück zum Campingplatz und machen den Mumin startklar.

Weiterfahrt von Sapanta über Sighetu Marmatei und das Iza-Tal nach Viseu-de-Sus