Letzter Halt: Vilshofen....

... heißt es auch diesmal bei unserer Heimreise.

Doch zunächst beginnt unser Reisetag heute nochmals mit einem Bad in der ungarischen Therme. 29 Euro Übernachtungsgebühr samt Eintritt wollen schließlich ausgekostet werden ;)

Frisch geduscht geht es dann auf den Heimweg und wir kommen ganz ohne Grenz-Stress gut voran. Man lässt uns einfach so gehen, ohne Vignetten- oder Passkontrolle rollen wir nach Österreich hinein. In der Rastanlage "Landzeit" legen wir eine Mittagspause ein und stillen unseren Vitaminbedarf mit einem köstlichen frischen Salatteller. Das hat uns auf unserer Reise ein wenig gefehlt.

Dann geht es recht zügig weiter und wir kommen heute tatsächlich bis nach Vilshofen. Den bekannten Stellplatz am Donauufer erreichen wir gegen 17 Uhr bei drückender Schwüle. Da kommt das Feierabend-Bier gerade recht. Wir sitzen noch einige Zeit draußen doch es brauen sich ordentliche Gewitterwolken zusammen.

Da das benachbarte Lokal Ruhetag hat, gibt es heute nur ein Vesper aus den Vorräten, denn für einen Spaziergang hinüber in die Stadt bringen wir irgendwie die Energie nicht mehr auf. So ein Fahrtag ist doch recht anstrengend.

Tagesetappe: 475 km


Die restlichen 350 Kilometer nach Hause übernehme ich mal wieder das Steuer des Mumin. In Rumänien habe ich mich erfolgreich als Copilotin betätigt und war ganz froh, unser Dickschiff nicht über die rumänischen Straßen bugsieren zu müssen. Aber auf der Autobahn läuft es abgesehen von einigen engen Baustellen sehr gut, doch die restlichen 60 Kilometer ab Ulm werden dann doch nochmal zu einer Herausforderung. Die Bundesstraße ist gesperrt, es gibt eine Umleitung über die Dörfer der Alb und die Straße (eng und holprig) steht denen in Rumänien in nichts nach.... Dann wird die Bundesstraße auch noch einspurig. Fahrbahn-Erneuerung nach nur fünf Jahren - offenbar war irgendwo Geld übrig. Ja und wenn jetzt auch noch die Ausfahrt zu unserem Heimatdorf gesperrt ist, dann fahren wir gleich durch nach Frankreich. Unglaublich, was sich in fast fünf Wochen Abwesenheit zuhause so alles tut. Aber wir schaffen es dann doch noch und wir kommen gut zuhause an.

Tagesetappe: 350 km


Reisebegegnungen und Reisefazit

Nach 34 Reisetagen und 4.988  Kilometern ist es nun an der Zeit, ein Reisefazit für unsere erste längere Reise mit unserem Mumin zu ziehen.

 

Die Reiseplanung:

Wieder einmal bewährt hat sich das im Vorfeld erstellte Roadbook mit einer Planung der Reisetage und der Dinge, die wir uns unterwegs anschauen möchten. So hatten wir einen Zeitplan, an dem wir uns entlang hangeln konnten und die Gefahr des Verzettelns war nicht ganz so groß. Zumal wir ja auch zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zuhause sein mussten. Trotzdem waren wir spontan genug, unterwegs umzuplanen, Etappen auszulassen und neue hinzuzufügen. Herausgekommen ist somit folgende Runde:


Das Fahrzeug:

Unser Mumin war uns auch auf dieser Reise ein hervorragender Begleiter. Die Technik haben wir immer besser im Griff, weshalb es auch wenig zu meckern gab. Die Energieversorgung ist noch optimierungsfähig, aber seitdem das Stromaggregat auf den Namen "Emma" hört und regelmäßig für mindestens 30 Minuten betrieben wird, hat es uns sehr gute Dienste geleistet.
Unser Werkstattaufenthalt wegen der ausgerissenen Gewinde, die den rumänischen Straßenverhältnissen geschuldet waren, fand ebenfalls ein sehr schönes und gutes Ende, so dass wir mit unserem Mumin rundherum glücklich sind.

Die Reiseländer:

 

Rumänien als Reiseland war für uns ein absoluter Glücksgriff. Dieses Land hat so viele Facetten, ist so gegensätzlich und so spannend, dass wir die Entscheidung für Rumänien keine Sekunde lang bereut haben.

Auch wenn wir im Vorfeld immer wieder erstaunte Blicke und Kommentare ernteten, als wir von unserem geplanten Reiseziel berichteten. "Ihr seid aber mutig", war nur einer davon. Aber Mut brauchte es nicht für diese Tour. Dafür eine gehörige Portion Neugier und Offenheit für das, was auf uns zukommen würde. Und wir wurden nicht enttäuscht.

 

Da waren zu allererst die Menschen, denen wir unterwegs begegnet sind. So eine Offenheit, Hilfsbereitschaft und (Gast)Freundlichkeit findet man nicht überall.

Vielleicht liegt das an der "touristischen Unverbrauchtheit" oder ganz einfach an der Mentalität. In Rumänien sind die Menschen vielerorts noch aufeinander angewiesen, es herrscht aktive Nachbarschaftshilfe, die Familienstrukturen funktionieren meist noch. So zumindest unser Eindruck.

 

Zeitweise geschockt waren wir von den krassen Gegensätzen zwischen Reichtum und bitterster Armut. Das hätten wir von einem Land in Europa nicht erwartet. Auf den Straßen gehören chromblitzende und PS-starke Fahrzeuge aus dem Westen ebenso zum Bild wie Pferdefuhrwerke. Es gibt Dörfer mit ärmlichsten Holzhütten, fast schon Slums. Darin hausen Menschen, Tiere, Erwachsene und Kinder. Gleich daneben protzige, mehrstöckige Neubauten mit pagodenähnlichen Türmen und metallverzierten Dächern.

 

In anderen Dörfern sind die Häuser ebenfalls einfach, die Bewohner sicherlich auch nicht gerade wohlhabend. Aber sie wirken gepflegt, ein Nutzgarten gehört unbedingt dazu denn die meisten Dorfbewohner sind Selbstversorger. Niedrigste Löhne, von denen viele Menschen nicht leben können, machen dies auch zur zwingenden Notwendigkeit.

Eine Kuh steht angepflockt vor dem Haus und beweidet den Straßenrand, Hühner tummeln sich auf der Wiese, ein Pferd für das Fuhrwerk und vielleicht noch ein Schwein im Stall. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist noch häufig zu finden. Mehr als einmal hatten wir das Gefühl, durch ein riesiges, bewohntes Freilichtmuseum zu fahren.

 

Andernorts, wie etwa im Süden des Landes, riesige Felder mit Monokulturen und Agrar-Fabriken, die - so konnten wir nachlesen - häufig von ausländischen Investoren betrieben werden. Da frage ich mich, was mir letztlich lieber ist. Das Bio-Ei von den freilaufenden Hühnern auf dem Dorf oder das Ei vom "Industrie-Huhn" aus der Legebatterie. Es wäre zu wünschen, dass die Entwicklung das Landes maßvoll vonstatten geht und nicht dieselben Fehler gemacht werden, die die westlichen Industrienationen bereits hinter sich haben.

 

Absolut begeistert hat uns die Natur und ihre Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Reich blühende Wiesen mit einer schier unglaublichen Artenvielfalt an Blumen, Wildkräutern und Insekten. Somit finden sich auch viele Vogelarten wieder, die wir zuhause längst vermissen. Ich sage da nur: "Kuckuck" ;)

Einkaufen in Rumänien ist ziemlich problemlos. Während in den größeren Städten bereits westlicher Standard herrscht und sich am Stadtrand die großen Einkaufzentren mit den üblichen Handelsketten wiederfinden, gibt es auf den Dörfern noch sehr oft winzige Tante-Emma-Lädchen. Mini-Market genannt sind auf kleinstem Raum alle Dinge des täglichen Lebens erhältlich. Frisches Obst und Gemüse ist dort aber eher weniger zu finden, denn die Rumänen habe ihre eigenen Nutzgärten und müssen deshalb nur wenig zukaufen. Meist wird saisonales Obst und Gemüse an Straßenständen verkauft, wo es dann auch selbst hergestellten Sirup, Wein, Marmelade und Honig gibt. Zugreifen lohnt sich.

 

Das Essen in Rumänien ist reichhaltig, deftig und sehr fleischlastig. Neben dem Grillteller (da reichte es uns, wenn wir einen für zwei Personen bestellten) gibt es leckere Eintopf- und Schmorgerichte aus Wild-, Rind- oder Lammfleisch. Auf einer Speisekarte war sogar Bärenfleisch zu finden. Als Beilage gibt es meist Polenta (Maisbrei), das mit Spiegelei, Käse und/oder saurer Sahne angereichert ist. Ich fand das SEHR lecker und hätte gut auf die Fleischbeilage verzichten können ;)

Ebenfalls als Beilage gereicht wird sauer eingelegtes Gemüse in allen Variationen. Paprika gefüllt mit Sauerkraut, saurer Blumenkohl, Gurken, grüne Tomaten, Kohl. Ebenfalls lecker.

Und im Donau-Delta steht natürlich Fisch in verschiedensten Variationen auf der Speisekarte.

 

Sprachlich kamen wir in Rumänien sehr gut zurecht. Da es sich beim Rumänischen um eine romanische Sprache handelt, kann mit ein paar Französich-, Italienisch- oder Spanischkenntnissen sehr viel hergeleitet werden. Zudem sprechen  viele Rumänen Deutsch, Englisch oder Französisch. Ansonsten helfen Hände und Füße oder der Google-Translator weiter ;)

 

Ein Abenteuer-Faktor sind die rumänischen Straßen. Die Palette reicht von gut ausgebaut bis zu Schlagloch- und Schotterpiste. Was auf der Landkarte als rot markierte Bundesstraße gekennzeichnet ist, muss noch lange nicht durchgängig asphaltiert sein. Überraschungen lauern hinter jeder Kurve, zumal sich Fahrzeuge, Pferdegespanne, Tiere, Radfahrer und Fußgänger die Straße teilen. Vorsicht ist also geboten.

 

Last-but-not-least haben wir Rumänien als sehr sicheres Reiseland kennen gelernt. Wir wurden weder bestohlen noch überfallen - unser Leitspruch, dass die "bösen Buben" alle außerhalb ihres Landes unterwegs sind, hat sich also erfüllt.

 

Kurzum: wer sich auf Rumänien einlässt, wird bestimmt nicht enttäuscht. Es ist ein Land im Aufbruch mit rieisigen Gegensätzen. Wir waren absolut begeistert und fasziniert. Rumänien ist mehr als eine Reise wert.

 

Ungarn mussten wir durchqueren, um nach Rumänien zu gelangen. Budapest war eine absolut geniale Stadt und hat uns sehr gut gefallen. Auch die Thermalbäder haben ihren Reiz, wobei die Angebote von klein aber fein bis hin zu groß und teuer reichen. Mancherorts herrscht noch der morbide Charme des Sozialismus, aber irgendwie hat uns das Baden im warmen Wasser ganz gut gefallen.

Landschaftlich hat Ungarn ebenfalls einiges zu bieten. Die Berge im Norden, die weite Ebene der Puszta, imposante Kirchen und nette Kleinstädte - das hat schon was.

 

Sprachlich ist Ungarn das absolute Nirwana, denn Ungarisch hat einen finnischen Sprachstamm mit sehr vielen Umlauten und schier unaussprechlichen Ortsnamen.Die Verständigung klappte jedoch mit Englisch oder Deutsch recht gut.

Trotzdem hinterlässt Ungarn einen etwas schalen Beigeschmack. Dies ist hauptsächlich der versuchten Abzocke der ungarischen Grenzer wegen unserer angeblich falschen Vignette geschuldet. Inzwischen haben wir erfahren, dass diese "Masche"  an der Grenze schon uralt ist und es wird wohl immer wieder versucht, Touristen in irgendeiner Art und Weise abzukassieren. Eine weniger schöne Erfahrung, bei der man sich als Urlauber nicht wirklich Willkommen fühlt.

Unser Fazit für Ungarn lautet daher: "Schön, aber...."

 

Österreich gehört immer noch nicht zu unseren Reisefavoriten und auch diesmal war es ein Transit-Land für uns. Es gibt bestimmt schöne Ecken, einige davon haben wir auch schon besucht. Mal sehen, ob wir uns auch mal länger dort aufhalten werden. Wobei die Mautgebühren, die man uns für die zweimalige Durchquerung des Alpenstaates auf die Rechnung gesetzt hat, schon eine ganz ordentliche Hausnummer sind.


Die Reisebegegnungen:

Wieder einmal war auch diese Reise von interessanten und schönen Begegnungen mit Menschen der unterschiedlichsten Art geprägt.

In besonderer Erinnerung wird uns bestimmt die Führung mit dem Pfarrer aus Saschiz (Keisd) bleiben. Diese Begegnung war sehr intensiv, wir haben viel über das Land und die Geschichte gelernt.

Ebenso die Begegnung in Sighisoara (Schässburg) bei unserem Werkstatt-Aufenthalt. Sowohl der Besitzer der Werkstatt als auch sein Freund aus Deutschland haben uns eine interessante Sicht auf ihr Land vermittelt.

 

Besonders haben uns die Reisebekanntschaften gefreut, die wir unterwegs schließen konnten. Der Austausch unter Gleichgesinnten ist immer wieder schön, denn man trifft dabei weltoffene, tolerante Menschen.

Vielen Dank also an Kerstin und Micha (Mike), Max, Almut und Stefan und alle namentlich Ungenannten, dass wir euch kennenlernen durften. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann und irgendwo wieder.

 


Die Übernachtungs- / Campingplätze finden sich hier:

 

Download
Liste mit Übernachtungsplätzen, kurze Beurteilung und GPS-Koordinaten (sofern vorhanden)
Übernachtungsplätze_Rumänien_2018.pdf
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