Bibbern in der Eishöhle im Apuseni-Gebirge

Unser heutiger Tag beginnt mit einem Sonne-Wolken-Mix und wir starten weiter in Richtung Norden, der Heimat entgegen. Unser Ziel soll heute die Eishöhle im Apuseni-Gebirge sein. Damit nähert sich leider auch unsere Zeit in Rumänien ihrem Ende zu.

Doch zunächst einmal führt unsere Strecke über die ehemalige Bergbaustadt Petrosani. Hier sind etliche Industrie-Ruinen zu sehen, doch Teile des Bergbaus sind noch aktiv, wie ein riesiger Güter-Verladebahnhof zeigt. Über eine gut ausgebaute Straße geht es nach Simena. Die Gegend ist zunächst noch bergig, doch schnell weichen die Gebirgszüge einer etwas langweiligeren Region. Bis Deva fahren wir ein kurzes Stück auf der Autobahn, die hier allerdings endet. Wir nehmen die ebenfalls sehr gut ausgebaute E76 in Richtung Oradea. Die Landschaft wird nun wieder etwas abwechslungsreicher und bergiger. Eine wunderschöne Gegend mit netten Dörfern, die uns fast ein wenig an den Schwarzwald erinnert. Bislang sind wir sehr gut voran gekommen und wollen in  Brad, einer größeren Stadt, noch einige Einkäufe erledigen.

Doch damit beginnt unsere Pechsträhne....

Brad ist hoffnungslos verstopft, der Lidl-Parkplatz hat Miniaturformat und ist ebenfalls voll belegt. Also weiter, es wird schon noch was kommen. Anstatt nun auch die kürzere Strecke über Abrud und die Berge zu nehmen, bleiben wir lieber auf der schönen E76. Nach der gestrigen Offroad-Strecke haben heute keine große Lust mehr auf Schlaglochpiste. Allerdings währt unsere Freude nur kurz. Nur wenige Ortschaften weiter endet unsere schöne Straße. Ab hier sind die EU-Gelder wohl irgendwo in die Säckel der Politiker verschwunden, denn was nun folgt, toppt unser gestriges Abenteuer nochmals.

Die Fernstraße entwickelt sich zunächst zu einem holprigen Flickenteppich, dann zur Schotterstrecke, dazwischen riesige Schlaglöcher, Baustellenabschnitte, mal ist eine Spur frisch geteert, dann die andere.

Auf der Straße suchen sich die Fahrzeuge die beste Variante und schlängeln sich im Slalom um die übelsten Abschnitte. Geisterfahrer sind normal - jeder sucht sich seinen Weg. Für die 40 Kilometer brauchen wir fast 2 Stunden. Wo zum Kuckuck ist nur unser Kuckuck geblieben??? Wir haben ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gehört.

 

Das Elend will kein Ende nehmen, doch da finden wir auf einer Passhöhe die Möglichkeit zum Abzweigen auf eine Hochebene (Wiese) mit prächtiger Aussicht und machen jetzt erst einmal Kaffeepause. Dann tief durchatmen, es hilft ja alles nix - hier müssen wir durch.

 

Bei Lunca ist es schließlich geschafft und wir biegen ab in die Berge nach Garda de Sus. Wir nähern uns nun dem Apuseni-Nationalpark, einem Gebirgszug, der zu den Westkarpaten gehört. Und was sollen wir sagen: die Straße ist super!!! Doch dafür geht es nun auf der Südseite des Gebirges in steilen und engen Kurven stetig bergauf. Wir passieren den 1.140 Meter hohen Vartop-Pass und haben eine fantastische Aussicht. Pfeif doch auf die Transalpina - das hier ist besser.

Über eine Hochebene und einen Wintersport-Ort, der jetzt allerdings eher eine Viehweide gleicht, erreichen wir schließlich Garda de Sus. Nun wird es nochmals richtig knackig. Ein enges Sträßlein mit 15-17% Steigung und etlichen Kurven führt hinauf zur Eishöhle. Zum Glück haben wir so gut wie keinen Gegenverkehr, denn Ausweichen wäre schwierig.

Oben finden wir schließlich einen perfekten Übernachtungsplatz. Mit Blick auf die Almen spazieren wir den restlichen Weg hinauf zur Höhle. Für eine Besichtigung ist es heute bereits zu spät. Leider haben auch Restaurant,  Minimarkt und Imbiss geschlossen (Nebensaison), so dass es heute noch nicht einmal ein Feierabend-Bier gibt. Und das nach der fahrerischen Höchstleistung meines Piloten!!!

Dafür backt uns Emma Brot fürs Frühstück. Wir sind heute rechtschaffen müde und verziehen uns bald nach drinnen. Zudem ist es ganz schön frisch hier oben.

 

P.S.: Der Kuckuck ist auch wieder da. Ansonsten zirpen nur massenhaft die Grillen.

Tagesetappe: 258 km


Ein tiefes Loch und über 3000 Jahre alte Eiszapfen

Auf unserer Almwiese hatten wir eine wunderbar ruhige Nacht. Doch gestern Abend trauten wir unseren Augen und Ohren nicht. Es war bereits dunkel, als ein heftiges Dröhnen den Berg herauf klang. Da kam doch tatsächlich ein voll beladener Kipplaster die Straße herauf geschnauft. Ich glaube kaum, dass er nochmal vom Fleck gekommen wäre, hätte er unterwegs anhalten müssen. Wahrscheinlich wagte er sich deshalb erst spätabends hier hoch.

 

Wir werden vom Sonnenschein begrüßt und nach dem Frühstück mit unserem frischem Brot wandern wir hinauf zur

Scarisoara-Höhle. Sie ist ein Relikt aus der Eiszeit und der Eisberg in der Tiefe ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Eis hält sich hier, da es sich bei der Höhle um eine sogenannte Kältefalle handelt.

 

Wikipedia weiß dazu:  Während der Eiszeit bildeten sich unterirdische Gletscher. Während das Eis in den anderen Höhlen wieder verschwand, konnte der Gletscher in Scărișoara unter der Erde bestehen. Da die Höhle nur durch eine einzige Öffnung mit der Oberfläche verbunden ist, bleibt das Eis trotz der extrem hohen Temperaturen auch in den Sommermonaten erhalten. Während im Winter die kalte Luft durch die Schlucht nach unten sinkt und so in die Höhle gelangt, bleibt im Sommer die warme, leichtere Luft oben. Zudem wirkt der Eisblock wie ein Kühlaggregat. Dabei verwandelt sich die Eislandschaft ständig. Im Frühjahr gelangt Schmelzwasser von der Oberfläche in die Schlucht und verwandelt sich zu Eis. Nur ein geringer Teil davon schmilzt wegen der Sommertemperatur in der Höhle. Der Gletscher nimmt von Jahr zu Jahr um eine neue Eisschicht zu. In einer Tiefe von über 90 Metern verschwindet das Eis wieder. Hier nimmt die Temperatur des Gesteins zu. Pollenanalysen haben bestätigt, dass das älteste Eis des heutigen Gletschers 3500 Jahre alt ist.

 

Über eine abenteuerliche Eisengitter-Treppe geht es hinunter in den Höhlenschlund. Nichts für schwache Nerven. Mit jedem Schritt wird es kälter und kälter und wir sind froh um unsere warmen Jacken. Unten führt ein teilweise vereister Holzsteg durch eine fantastische Eislandschaft aus Stalagmiten und Stalagtiten. Wir sind alleine hier unten und hören nur das Tropfen der schmelzenden Eiszapfen im Eingangsbereich. Unglaublich, was wir zu sehen bekommen in diesem ewigen Eis.


Weiterfahrt nach Baile Felix bei Oradea

Wieder oben in der warmen Sonne kaufen wir von einem alten Mann am Weg ein Glas Honig. Viele Rentner bessern sich ihren Lebensunterhalt damit auf, dass sie gerade an solchen Touristen-Attraktionen Honig, selbstgemachte Marmelade oder Sirup verkaufen. Dieser Mann hat unter anderem Sirup aus den jungen Trieben der Tanne im Angebot.

Anschließend machen wir auf die halsbrecherische Fahrt herunter von unserem Berg. Hoffentlich haben wir dabei keinen Gegenverkehr. Kaum ist der Gedanke ausgesprochen, kommt schon ein LKW um die Kurve gebogen. Doch der Profi-Trucker hat sie Sache im Griff. Rückwärts bugsiert er seinen MAN um die Kurve bergab bis zur nächsten Ausweichbucht und wir kommen ohne Blessuren aneinander vorbei.

Die weitere Strecke zurück zur E76 ist gleich wie gestern und die Fernstraße ist nun bis Oradea auch in einem nagelneuen bis guten und akzeptablen Zustand. So sind wir heute bereits gegen 15 Uhr in Baile Felix, dem größten Kurort Rumäniens und Vorort von Oradea. Wir steuern den etwas maroden Campingplatz "Apollo" an. Genau gegenüber geht es in diverse Thermalbäder.

Für die Übernachtung bezahlen wir wieder 80 Lei - landschaftlich nicht so doll, aber zentrumsnah. Wir überlegen, ob wir unsere müden Reiseknochen im warmen Wasser entspannen oder lieber einfach mal lesen und sonst nix tun sollen.

Die Faulheit siegt und wir können uns nicht dazu aufraffen, die Badetaschen zu packen. Statt dessen wird dem Liegestuhl gefrönt und wir planen unsere letzte Reisewoche in Ungarn.

Zum Abendessen machen wir uns auf den Weg ins Städtchen, in dem etliche Restaurants, Bars und Cafés auf Besucher warten.

Wir werden im Casa Romaneasca fündig, essen Gulasch (heißt hier jedoch anders) aus Wildfleisch (Frank) und Rindfleisch mit Würstchen (ich). Dazu gibt es nochmals meine geliebte Polenta und einen leckeren Salat aus sauer eingelegtem Gemüse. Außerdem werden wir noch von einem Musiker mit Balkan-Melodien unterhalten und das Lokal füllt sich schnell bis auf den letzten Platz. Somit genießen wir einen schönen letzten Abend im Rumänien.

Tagesetappe: 129 km


Ungarn - die Puszta ruft!!!