Von Ritterburgen, Bettenburgen und Sandburgen - Spanien Woche 2

 Nun sind wir bereits mehr als eine Woche in Spanien unterwegs und es wird mal wieder Zeit für einen Blog-Beitrag. In diesen zehn Tagen haben wir viel gesehen, viel erlebt, mussten Regen, Wind und Nebel überstehen und wurden von der wunderschönen Stadt Valencia völlig geflasht. Dabei pendelten wir zwischen Bergen und Burgen sowie der Küste hin und her. Diesen Zick-Zack-Kurs werden wir wohl auch in den nächsten Wochen beibehalten. Doch nun von vorn.

Unser letzter Eintrag stammte aus Alcañiz. Einer überraschend schönen Stadt im Hinterland, die noch zur Provinz Aragon gehört. Berühmt ist sie vor allem für ein besonderes Spektakel in der Semana Santa, der Karwoche. Dann soll eine Prozession begleitet von Trommlern stattfinden. Wir waren zwar noch zu früh dort, aber die Proben dafür konnten wir bereits vernehmen.

 

Von Alcañiz machten wir uns bei leider etwas schlechten Wetterverhältnissen auf den Weg in Richtung Küste. Spanien erlebt die derzeit wohl heftigsten Frühlings-Regenfälle samt kühler Temperaturen. Hautnah konnten wir dies an überfüllten Bach- und Flussbetten, Erdrutschen und Olivenhainen erkennen, die unter Wasser standen. Von Zuhause erreichen uns derweil die Nachrichten von Waldbrandgefahr und Dürre. Verkehrte Welt.

 

Das Hinterland der Küste begeistert uns vor allem durch wunderschöne Panoramarouten. Leider können wir davon nur einiges erahnen, wenn sich die Wolkendecke lichtet. Kleine, kurvige Bergstraßen, idyllische Dörfer, die hoch oben auf den Felsen thronen, aufgestaute Flüsse mit türkisblauem Wasser – das hat was.

 

Eine dieser schönen Städtchen ist Morella. Ein mittelalterliches Dorf, das wie ein Adlerhorst auf einem Bergsporn thront. Überragt von den Resten eines Castillos. Im Hochsommer ist es hier wohl ziemlich überlaufen, aber wir konnten das besondere Flair in aller Ruhe genießen. Ganz oben am höchsten Punkt befanden wir uns auf fast 1.100 Metern Höhe, ließen uns den kalten Wind um die Nase wehen und wurden umkreist von einem ganzen Schwarm von Gänsegeiern. Es war sehr beeindruckend, die Vögel mit ihrer gewaltigen Spannbreite so nah beobachten zu können. Gänsegeier sorgen für Gänsehaut-Momente 😉

 

Morella ist auch bekannt für seine Trüffelspezialitäten und somit durfte eine Einkehr in einem der Restaurants ebenfalls nicht fehlen. Die Tagesmenüs hier sind bodenständig, lecker und erstaunlich preisgünstig. Für 40 Euro konnten wir zu zweit ein formidables 3-Gänge-Menü inklusive Wasser, Wein und Kaffee genießen. Auch so lässt sich ein Schlechtwettertag verbringen.

 

 

Unseren ersten Kontakt mit der Küste hatten wir in Peñiscola. Der Ort mit seiner malerischen Altstadt liegt südlich des Ebro-Deltas und markiert den Beginn der Costa Azahar – der Orangenblütenküste. Für uns zunächst ein kleiner Kulturschock, denn Peñiscola gilt als einer der schönsten und meistbesuchten Orte in diesem Küstenbereich. Entsprechend dicht bebaut ist alles. Unseren Stellplatz fanden wir hinter den eingangs erwähnten Bettenburgen und auch hier sollte man die Hochsaison sicherlich meiden. Bei unserem Besuch besserte sich das Wetter, wir waren am Wochenende da und bekamen zumindest einen kleinen Eindruck davon, was hier los sein kann.

 

Trotzdem konnten wir dem Städtchen etwas abgewinnen. Die Altstadt liegt wirklich traumhaft schön, Peñiscola war sogar mal Papst-Sitz und die Festung Papa Luna ist einen Besuch wert. Die Ausblicke, die sich von oben bieten, sind wahrlich beeindruckend.

 

 

Zudem konnten wir eine Fahrradtour entlang der Küste ins südlich gelegene Naturschutzgebiet Sierra d’Irta unternehmen. Kaum einige Kilometer weg herrschte hier eine unglaubliche Ruhe und Idylle. Immer wieder entdeckten wir versteckte Badebuchten, wobei das Badewetter noch etwas zu wünschen übriglässt.

 

Was wir etwas unterschätzt hatten, waren die Bergetappen. Man hatte vergessen zu erwähnen, dass es sich hier um eine felsige Steilküste handelt, die erobert werden wollte. Insofern waren wir froh um unsere E-Bikes.

 

 

Von Peñiscola ging es zunächst noch ein Stück entlang der Küste. Vorbei an Retortenstädten, die jetzt ziemlich ausgestorben wirkten fuhren wir mit dem Mumin auf überwiegend für uns verbotenen Sträßchen. Um aber zu den Stell- und Campingplätzen zu gelangen, mussten wir uns leider darüber hinwegsetzen und es wollte auch niemand etwas von uns. Allerdings ist das Parken und insbesondere Übernachten für Wohnmobile fast ausnahmslos verboten. Weil uns das nun so gar nicht begeisterte, bogen wir wieder ab ins Hinterland.

 

Dort waren wir dann wieder umso mehr begeistert. Erst die Entdeckung eines kleinen Weingutes, auf dem wir herzlich Willkommen waren und nach der Weinprobe gleich ins Bett fallen konnten, dann wieder hübsche Bergdörfer oder die Stadt Onda – das Zentrum der Keramikherstellung. Wie die tollen Azulejos, die farbenfrohen Fliesen, gefertigt werden, konnten wir im sehenswerten Keramikmuseum nachvollziehen.

 

Hier hatten wir auch eine dieser besonderen Begegnungen. Die freundliche Dame an der Rezeption des Museums (Eintritt kostenlos) erklärte uns zunächst die einzelnen Ausstellungsräume. Als wir dann fertig waren, versorgte sie uns noch mit zahlreichen weiteren Tipps zur Stadt und Region. Am liebsten wäre sie wohl selbst mitgekommen und hätte uns alles gezeigt, damit wir uns nicht verlaufen 😉

 

 

Ja, und so sind wir inzwischen in Valencia gelandet. An die zweitgrößte Stadt Spaniens hatten wir irgendwie keine allzu großartigen Erwartungen. Ziel von Ballermann-Flügen an die Costa Blanca, Ziel von Kreuzfahrt-Touristen, über 350 Sonnenstunden im Jahr (was ja nicht schlecht ist) – und trotzdem: es mochte keine richtige Begeisterung aufkommen. Und dann erlebten wir sowas. Diese Stadt hat uns absolut geflasht und wir waren sozusagen schockverliebt. Tag 1 unserer Erkundung führt uns an einem strahlend schönen Samstag in die Altstadt. Mit der Metro waren wir in etwa 20 Minuten mittendrin. Kaum aus der Unterwelt aufgetaucht, war der erste Eindruck: Boah ey!!!! Der Nordbahnhof ein Bauwerk der Superlative. Wir waren ja schon von Antwerpen ziemlich geflasht, aber Valencias Bahnhof kommt gleich dahinter. Toll! Und umrahmt wird er von nicht minder eindrucksvollen Jugendstilgebäuden. Wir wissen gar nicht, wohin wir als erstes gucken sollen. Welch eine Pracht.

 

Dann geht’s ins Städtle. Tatsächlich lässt sich die Altstadt bequem zu Fuß und an einem Tag erkunden. Mit uns kamen zwar noch einige mehr auf die Idee und die Stadt pulsierte an diesem Samstagvormittag voller Leben. Gefühlt waren alle Valencianer an diesem schönen Tag in ihrer Stadt unterwegs. Ein Reis-Festival mit Paella-Köchen auf dem Rathausplatz, die mega-tolle Markthalle, die UNESCO-gekürte Seidenbörse, Kathedrale, Kirchen und schöne Plätze. Zum Schluss noch eine Einkehr in einem der vielen Restaurants. Hier gucken wir, was die Spanier so auf ihren Tellern haben (Tapas natürlich) und bestellen einfach, was wir sehen. Am Ende sind wir mega satt, haben lecker gegessen und Wein getrunken und bezahlen wieder mal knapp 40 Euro. Mit platten Füßen und vollem Bauch machen wir uns auf den Rückweg mit der Metro, was ebenfalls problemlos klappt.

 

 

Tag 2 führt uns dann mit den Fahrrädern in den Turia-Park und in die hypermoderne Stadt der Wissenschaften und Künste. Knapp 10 Kilometer sind dafür auf einem prima ausgebauten Radweg zu bewältigen. Wir kommen vorbei am Tempel der Fußfallfans – dem Stadion des FC Valencia. Wir Fußball-Dummies kapieren mal wieder erst auf den zweiten Blick, wo wir hier sind. Und heute scheint dort auch noch ein Kick stattzufinden. Darauf lassen jedenfalls die Security-Leute und Übertragungswagen schließen. Wir können deshalb auch keinen Blick hineinwerfen, wie uns der Security-Mann bedauernd erklärt.

 

Weiter geht’s also und im Turia-Park ist an diesem Sonntagvormittag dann auch einiges los. Einst floss hier der Fluss Turia, der regelmäßig die Altstadt überflutete und für große Schäden sorgte. In den 1960er Jahren wurde er deshalb umgeleitet, das Flussbett trockengelegt und zu einem riesigen Stadtpark ausgebaut. Heute sind hier Radwege, Spielplätze, Spazierwege, Liegewiesen und Picknickplätze. Die Valencianer nutzen auch dieses Angebot, gehen Joggen, flanieren, machen Yoga in der Gruppe und tanzen Mambo nach den Anweisungen eines Tanzlehrers. Coooool!

 

Dort wo der Fluss ins Mittelmeer mündete, ist heute die hypermoderne Stadt der Wissenschaften und Künste. Geschaffen von einem Stararchitekten ein architektonisches Ensemble der Superlative. Oper, Multiplex-Kino, Naturwissenschafts-Museum und das größte Aquarium Europas, für das wir uns Eintrittskarten gesichert haben. Einfach der Knüller und wir genießen diesen wunderschönen Tag in vollen Zügen.

 


Auch Spanien zeigt Flagge

Auch wenn wir hier schöne Reisebilder aus Spanien zeigen - der Krieg in der Ukraine lässt uns auch hier nicht los. Immer wieder verfolgen wir die schrecklichen Nachrichten, sehen Bilder vom unsäglichen Völkermord an Unschuldigen, können das Verbrechen an den Menschen nicht verstehen. Es ist einfach schrecklich und auch hier in Spanien zeigen die Menschen Flagge. Immer wieder sehen wir Gebäude, an denen die ukrainische Flagge hängt, wir sehen Fahrzeuge mit ukrainischen Kennzeichen, Menschen, die hier Zuflucht gesucht haben. Möge dies alles bald ein Ende haben.

Noch ein abschließendes Wort zur Corona-Situation in Spanien: Im Gegensatz zu Frankreich, wo ja bereits alle Maßnahmen gefallen waren, herrscht hier in Spanien noch die Maskenpflicht in öffentlichen Räumen, im Nahverkehr und auch sonst, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. In den Restaurants wurden teilweise noch die Kontaktdaten festgehalten (ist wohl von Region zu Region unterschiedlich), man wartet, bis man einen Tisch zugewiesen bekommt. Viele Spanier sind auch noch mit Maske unterwegs, denn das Land war ja ebenfalls stark von der Pandemie gebeutelt. Insgesamt bemerken wir aber auch hier einen eher entspannten Umgang damit. Nachdem Frank nach unserer Frankreich-Durchquerung unmaskiert zum Bezahlen in die Tankstelle marschierte, wurde er dezent auf die Maskenpflicht hingewiesen. Die Leute halten sich daran und that's it!

Das war’s nun für heute. Unsere Reise geht weiter in Richtung Süden. Wir werden wieder ein Stück Küste erkunden, dann wieder ins Hinterland und uns auf der Zick-Zack-Tour bis Murcia bewegen.

 

Hasta luego und bis demnächst mal wieder!

 


Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Mittwoch, 06 April 2022 10:33)

    hi ihr lieben,
    bin wieder dabei :-)
    bleibt gesund

    Gruss
    goldfish