Der Reisende sieht Dinge, die ihm unterwegs begegnen.

Der Tourist sieht das, was er sich vorgenommen hat zu sehen.

(G.K. Chesterton)


Hasta luego España - Bonjour France

Der Weg über die Pyrenäen

Unser vorletzter Stopp in Spanien ist das Städtchen Senüesa. Dort versorgen wir den Mumin nochmals mit günstigem Diesel und wir uns in einem Supermarkt mit ein paar Spezialitäten und Mitbringseln für zuhause. Der Laden heißt BM, haben wir vorher noch nirgends gesehen und ist mit einer gigantischen Auswahl eine Art Carrefour auf spanisch.

Der dann tatsächlich letzte Stopp ist nur wenig später bei Lumbier. Dort finden wir gleich die Bodega, die uns Alma von der Bodega Flors empfohlen hat. Wir werden sehr, sehr nett vom Seniorchef empfangen, der kein Wort Englisch oder Deutsch spricht. Wir nur rudimentär Spanisch, aber wir verstehen uns prima und können ein paar Fläschchen Rotwein bunkern. Dann geht es in Richtung Frankreich.

 

Zunächst noch auf breiter und gut ausgebauter Strecke, die uns in sanftem Aufwärts durch verschiedene Flusstäler führt. Das Sträßchen wird irgendwann schlagartig schmaler und windet sich kurvenreich durch schattige und grüne Wälder. Irgendwie hatten wir uns die Pyrenäen spektakulärer vorgestellt. Hier kommen wir uns fast ein wenig vor wie im Schwarzwald. Die Ortsdurchfahrten sind teilweise recht schnuckelig, aber es passt. Wir sind nun unterwegs auf den Spuren der Jakobspilger und auf einer der wohl bekanntesten Etappen.

In Spanien ist es der Ort mit dem Kloster Roncesvalles, den die Pilger als erstes nach der Pyrenäenüberquerung ansteuern.

Wir fahren hinauf auf den Pass Puerto de Ibañeta auf 1.057 Metern Höhe. Dort wird es Zeit für eine Mittagspause und wir können einen phänomenalen Ausblick hinüber nach Frankreich genießen. Mit uns tun das Pilger, Wanderer, Radfahrer und Ausflügler im Motorrad oder dem PKW.

Dann winden wir uns über unendlich viele Kurven hinunter ins Tal. Der Grenzübertritt nach Frankreich erfolgt unmerklich und wir rollen weiter bergab bis nach Saint-Jean-Pied-de-la-Port. Hier starten die Pilger ihren Weg über die Berge. Das Städtchen zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Tatsächlich ist es ganz nett hier, aber sehr, sehr touristisch und kommerzialisiert. Teuer ist es obendrein. Das Paprikapülverchen Piment d'Espelette, Bayonne-Schinken, Wein, dazu der Pilger-Hype. Hier wird aus allem ein Geschäft gemacht. Wir erleben einen regelrechten Kulturschock und als man für eine Kugel Eis auch noch 2,70 Euro verlangt, ergreifen wir nach einem kurzen Rundgang auch schon die Flucht. Für die Übernachtung fahren wir noch etwa 30 Kilometer weiter und stellen uns auf einen großen, aber etwas uncharmanten Stellplatz bei einem Sportzentrum.


Schockverliebt in einen Kurort

Auf der Weiterfahrt entdecken wir ein kleines Kurstädtchen, in das wir uns beide auf Anhieb verlieben. Salies-de-Béarn heißt das Schmuckstück und der Charme dieser Altstadt besteht in seiner Fachwerkarchitektur an einem kleinen Flüsschen. Irgendwie fühlen wir uns an Colmar und das Elsass erinnert. Nach einem Bummel durch den Ort ist eine Kaffepause mit Crêpes am Kurpark fällig. Und das nach nur 25 Fahrkilometern. Wenn wir so weitermachen, dauert das noch bis zu unserer Heimkehr.

Die D-933 bleibt unsere Begleiterin. Nach dem französischen Baskenland sind wir nun in der Region Landes. Kilometerlang geht es durch eine flache und von Pinienwäldern geprägte Landschaft. Fast ein wenig langweilig. In Marmande finden wir schließlich einen schönen Stellplatz in einem parkartigen Gelände am Stadtrand und am Fluss Garonne. Das Städtchen macht einen etwas verschlafenen Eindruck, doch für einen kleinen Spaziergang nach dem Fahrtag und ein Feierabend-Viertele auf dem Marktplatz reicht es. Und da haben wir mal wieder eine der Begegnungen, die uns hinterher noch die Schamröte ins Gesicht treibt.

 

In der Bar steht neben uns eine Gruppe junger, alternativ angehauchter und multikultureller Menschen. Versammelt um ein altes Weinfass, irgendetwas rauchend und ein Bier trinkend. Einer der Männer sieht sehr abgerissen aus, kommt an unseren Tisch und wir denken zunächst, dass er uns anbetteln möchte. Eine entsprechend abweisende Miene setzen wir auf. Dann stellt er sich als Patron - also Eigentümer des Lokales vor und bedankt sich bei uns, dass wir zu Gast sind. Da sind wir dann doch etwas peinlich berührt.

Was lernen wir mal wieder daraus: Lass dich nie vom äußeren Anschein täuschen. Und wir ärgern uns über uns selbst, dass wir immer mal wieder in dieselbe Vorurteils-Falle tappen.


Genußreise durch das Périgord und die Dordogne

Heute werden wir auf eine harte Probe gestellt. Wir durchqueren die Genießerregionen Périgord und Dordogne. Landschaftlich wunderschön, très francais und ich habe irgendwann mal gesagt, wenn Gott irgendwo in Frankreich zuhause ist, dann hier. Da sind die Verlockungen auch bei uns sehr groß.

Bei Bergerac wird ein erster Stopp fällig. Auf den Spuren des sympathischen Romanhelden "Bruno, Chef de Police" aus den Büchern von Martin Walker besuchen wir eine Wein-Cooperative und erstehen einige Fläschchen Monbazillac. Ein Süßwein, der perfekt zu Käse passt und den auch unser Romanheld gerne genießt.

Wenige Kilometer weiter der nächste Stopp. Diesmal in einer Ölmühle, in der köstliches Walnussöl gepresst wird. Aber auch das geröstete Haselnussöl ist der Hammer, so dass auch hier in Fläschchen mit ins Gepäck kommt. Wie viel Zuladung haben wir nochmal im Mumin???

Dann lauert da auch noch ein Restaurant am Straßenrand. Auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge des Forstamtes, Handwerker-Autos und ein Truck. Wo die Einheimischen essen, muss es gut sein. Also bestellen wir uns die Plat du Jour für exorbitante 15 Euro pro Person. Wir bekommen dafür einen Salat mit Thunfisch und Reis, ein Steak vom Limousin-Rind mit Zwiebelsauce und Kartöffelchen, ein Tellerchen Käse, hausgemachten Erdbeerkuchen und einen Espresso. Danach wären wir fast im Fress-Koma gelandet, aber wir müssen ja weiter.

Ab Brive-la-Gaillard setzen wir uns auf die Autobahn und spulen noch ein paar Kilometer ab. Morgen wollen wir uns schließlich mit unseren Reisefreunden Ute und Werner bei Tournus im Burgund treffen. So schaffen wir es tatsächlich bis nach Vichy - dem traditionsreichen Kurort in der Auvergne. Dort beziehen wir einen großen Stellplatz am Ufer des Flusses Allier. Für einen Stadtbesuch reicht unsere Energie leider nicht mehr, wohl aber für ein Feierabend-Viertele in der Strandbar mit Blick auf den Fluss und den Sonnenuntergang.

 


Wiedersehen mit Freunden im Burgund

Nur knapp 200 Kilometer auf der Nationalstraße liegen heute vor uns. Doch die haben es in sich. wegen einer Umleitung herrscht unglaublich viel Schwerlastverkehr und die Fahrerei durch enge Dörfer bei 30-Tonnen-Berufskraftfahrer-Gegenverkehr ist nicht wirklich spassig. Trotzdem sind wir rechtzeitig auf dem Campingplatz Château de'Eperviere zwischen Tournus und Chalon-sur-Sâone, um uns dort mit Freunden zu treffen.

Ein 5*****Campingplatz mit riesigen Stellplätzen und damit auch für unsern Mumin mehr als komfortabel. Das hat was. Wir genießen die gemeinsame Zeit bei schönen Gesprächen, einer Weinprobe im Gewölbekeller und einem Abendessen, das wir uns am Wohnwagen bzw. Mumin genehmigen. Boef Bourguignon mit Frites. Lecker!!! Trotz des einsetzenden Regens ein gelungener Abend, den wir am nächsten Tag noch mit einem gemeinsamen Frühstück fortsetzen, bevor für jeden von uns schon die Weiterreise in Richtung Heimat ansteht. Danke an Ute und Werner für dieses - wieder mal sehr spontane - Treffen ;)


Ein letzter Stopp im französischen Jura

Normalerweise sind wir bei unserer Reiseplanung etwas vorausschauender. Aber diesmal haben wir im Kalender glatt übersehen, dass unsere letzten Reisetage genau auf das Pfingstwochenende fallen. Shit happens und wir müssen nicht nur durch die Ferien in Baden-Württemberg mit viel Reiseverkehr nach der Corona-Zwangspause rechnen. 560 Kilometer bis nach Hause wären zu stemmen. Also machen wir uns mal über Landstraßen auf den Weg und landen bereits nach 160 Kilometern in Baumes-les-Dames im französischen Jura. Dort wollen wir am Ufer des Flusses Doubs eigentlich nur eine Mittagsrast einlegen. Aber der Stellplatz ist schön, der Mumin hat Platz und das Wetter ist gut. Also Liegestuhl raus, die Sonne genießen und am Abend noch einen Spaziergang am Ufer machen. Es gibt schlechtere Reisetage. Komm ich heut nicht, komm ich eben morgen nach Hause ;)


Am nächsten Morgen starten wir zur endgültig letzten Etappe in Richtung Heimat. Glücklicherweise sind wir in gegenläufiger Richtung unterwegs, denn die Staus vor den Mautstellen auf der Gegenspur sind kilometerlang. Wir rauschen hingegen problemlos durch und Dank unserer Mautbox öffnen sich die Schranken in Windeseile. It's magic. Richtig dick wird es nur an einer Dauerbaustelle, aber das war's auch schon. Somit kommen wir ganz gut durch und erreichen am frühen Nachmittag unser Zuhause. Tipp-Topp gepflegt von unseren Töchtern, die mal wieder einen perfekten Housekeeping-Service hingelegt haben. Vielen Dank dafür!!!!!



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