Anreise nach Spanien: Durch Frankreich auf Nationalstraßen

Angesichts der horrenden Dieselpreise und unseres doch nicht ganz unbeträchtlichen Zeitbudgets wollen wir versuchen, Frankreich mautfrei auf Nationalstraßen zu durchqueren. Wir weichen also von der klassischen Route durch das Rhonetal ab und wollen durch das Zentralmassiv gen Süden.

 

Wenn schon Frankreich, dann sollte aber ein Zwischenstopp in "unserem" Gruissan möglich sein. Einstimmen auf den Süden, ein bisschen Wein kaufen und natürlich Muscheln essen. Dann soll es weitergehen über Andorra (günstig tanken) nach Spanien. Ob wir unsere Rundtour dann in Saragossa starten und entlang des Ebro zur Küste fahren oder direkt entlang der Küste - das wird alles kurzfristig entschieden. Wir werden berichten.


Etappe 1: Von Zuhause bis nach Givry im Burgund

Bei schönstem und sonnigem Frühlingswetter starten wir am 19. März zu unserer Frühlingsreise auf die iberische Halbinsel. Wir kommen sehr gut voran, es herrscht kaum Verkehr und wir überqueren die Grenze zu Frankreich bereits gegen Mittag. Auffallend unterwegs sind die vielen Fahrzeuge mit Fußballfans. Die Freiburger scheinen gegen die Kaiserslauterner zu spielen und dürfen nach langer Coronapause mal wieder die Zuschauerränge füllen. Na, wenn das mal gut geht….

Wir sichten auch schon die ersten Störche in der Rheinebene, auch Spargel wird vereinzelt bereits geerntet. Unser ursprüngliches Vorhaben, angesichts der horrenden Dieselpreise wenigstens auf die Maut in Frankreich zu verzichten, scheitert bereits an der ersten Ausfahrt hinter Mulhouse. Die Weiterfahrt auf der Nationalstraße nach Belford ist für Dickschiffe wie uns – also Fahrzeuge über 3,5 t – verboten. Wir mutmaßen zwar, dass es sich dabei um den reinen Transit für den Schwerlastverkehr handelt, befolgen aber die Verkehrszeichen und bleiben auf der Autobahn. Schließlich müssen wir unsere nagelneue DKV-Mautbox testen, die wir eigentlich für Bulgarien angeschafft hatten. Sie funktioniert aber auch in Frankreich einwandfrei – formidable. Mal sehen, was sie uns auf der Rechnung präsentieren wird.

 

Weil die Straße leer ist und wir konstant dahinrollen können, ist der Mumin auch sehr genügsam und wir beschließen, einfach bis zu unserem ersten Etappenstopp auf der Autobahn weiterzufahren. Auffallend sind die vielen Wohnmobile auf der Gegenspur. Große Morellos und Concordes mit ihren Smarts und Co. im Schlepptau. Anscheinend kehren die Spanien-Überwinterer allmählich wieder in heimatliche Gefilde zurück. Gut für uns, wenn es dort unten wieder Platz gibt. Ein Paar in einem fantasievoll bemalten Mercedes-LKW treffen wir an einer Raststätte und die beiden klagen uns ihr Leid, dass es viel zu voll gewesen wäre. Überwinterer-Stau in Südspanien angesichts der immer noch geschlossenen Marokko-Grenze. Wir hoffen, dass wir in Zentralspanien mehr Glück haben und es nicht so überlaufen sein wird.

 

Gegen 17.00 erreichen wir unseren auserkorenen Stellplatz in Givry im Burgund. Die Anfahrt stellt uns bereits vor eine erste Hürde. An der Ausfahrt von der Nationalstraße erwartet uns ein Schild mit Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 6 Tonnen. Wir ignorieren das mal wieder großzügig und erreichen unbeschadet den Stellplatz, wo wir einen der letzten Plätze ergattern. Kaum zu glauben, was um diese Nachsaison-Zeit so los ist. Camper-Boom kann ich da nur sagen. Wir schauen uns das nette Weindorf bei einem Abendspaziergang an, kaufen Paté beim Metzger, trinken unterwegs noch ein Feierabend-Viertele und machen es uns anschließend im Mumin gemütlich. Angekommen in Frankreich – Bonne Nuit!

 


Etappe 2: Von Givry nach Gruissan

Nach einer überraschend ruhigen Nacht auf dem Parkplatz mitten im Städtle gibt es heute die ersten Croissants, Pain de Chocolat und ein Baguette. Das alles für 4,00 Euro. Vive la France!!!

Ach ja – Corona ist zumindest in Frankreich vorbei. Keine Masken, keine Beschränkungen, alles wie gewohnt. Nur im öffentlichen Nahverkehr wird noch Maske getragen. Fühlt sich gut an.

 

Nun machen wir uns auf den Weg quer durch’s Land. Die bislang noch kostenlose Nationalstraße in Richtung Westen ist eine gigantische Baustelle und wird gerade zur Autobahn A 79 ausgebaut. Damit ist wohl bald vorbei mit der Mautfreiheit. Die Mautstationen werden schon installiert. Gefühlt fahren wir die 80 Kilometer komplett durch die Baustelle, aber durch den spärlichen Sonntagsverkehr sind nur wir ein Hindernis.

So erreichen wir die A 75, fahren vorbei an Clérmont-Ferrand und über das Zentralmassiv. Immer wieder eine beeindruckende Route, auf der es hinauf auf fast 1.200 Meter Höhe geht. Während im Burgund schon die Forsythien und Zierkirschen in voller Blüte standen, ist es hier noch richtig winterlich. In der Ferne sind die Gipfel der Auvergne noch schneebedeckt.

Leider fahren wir nun auch dem schlechten Wetter entgegen. Anscheinend ist der Süden schon seit längerem mit heftigem Regen gesegnet, denn ab Bézier stehen die Weinfelder tief im Wasser, der dortige Stellplatz ist wegen Hochwasserschäden gesperrt und die Flüsse führen lehmrotes Wasser. Ein völlig ungewohntes Bild in Südfrankreich. Irgendwann erreichen wir dann auch „unser“ Gruissan und auch dort stehen tiefe Pfützen. Wirkliche Besserung ist nicht in Sicht, denn für Spanien – und zwar GANZ Spanien – sind für die gesamte nächste Woche heftige Regenfälle und Unwetter vorhergesagt. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine Tour d’Espagne….


Warten auf Wetterbesserung

 Angesichts der Unwetterwarnungen für Spanien mit Regenmengen von bis zu 200 Litern sitzen wir die Zeit bei Sonnenschein in Gruissan aus und planen unsere Reiserouten durch Spanien. Insbesondere die Küstenregion bereitet uns etwas Kopfzerbrechen… Immerhin sind wir recht unvorbereitet hierher losgefahren, während die komplett ausgearbeitete Bulgarientour in der Schublade liegt.

 Dann wird es Zeit für einen Ortserkundungs-Spaziergang durch’s Städtle, in dem sich nicht allzu viel verändert hat. Selbst in der Cave Cooperative arbeitet noch dieselbe Dame, die mittlerweile genauso grauhaarig geworden ist wie wir. Immerhin erkennt sie uns sogar wieder 😉

Am zweiten Tag herrscht Sonne pur und wir packen unsere Fahrräder aus. Zeit für einen Besuch in der Perle Gruissanaise und für ein zweites Frühstück mit Austern, Crevetten, Bulots und Vin Blanc. Hier ist die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen, es wurde alles professionalisiert und touristisch aufgemöbelt. „Picknick Verboten“ Schilder wurde aufgestellt und somit ist das Mitbringen eigener Zutaten wohl nicht mehr erwünscht. Der Charme des Ursprünglichen und Improvisierten ist damit ziemlich verloren gegangen. Trotzdem vespern wir unsere Plate de Degustation mit unserem eigenen Baguette. Für 16 Euro inklusive Wein sind die Preise immer noch ok.

Danach radeln wir noch zur Saline und entdecken dort dann tatsächlich riesige Schwärme mit Flamingos. Ein Schauspiel, das es wohl nur in den Wintermonaten gibt, denn während unserer traditionellen Familienferien haben wir nie welche zu Gesicht bekommen.



Kommentare: 3
  • #3

    goldfish (Freitag, 25 März 2022 10:37)

    Hi ihr beiden,
    bin auch wieder dabei, freue mich auf eure Berichte
    habt viel Spaß und bleibt gesund
    liebe Grüße
    goldfish

  • #2

    fu-on-tour (Donnerstag, 17 März 2022 15:22)

    Lieber Hansjörg,
    das ist schön, wieder einmal von dir zu lesen. Herzlichen Dank für deine netten Worte und wir sind selbst schon sehr gespannt auf Spanien.
    Liebe Grüße in die Schweiz von
    Ulli & Frank

  • #1

    Hans Joerg Stampfli (Mittwoch, 16 März 2022 22:43)

    Hallo ihr Beiden, gute Entscheidung mit Spanien. Ich freue mich darauf Eure Reiseberichte zu lesen. Viel Vergnügen und gutes Gelingen.

    Lieben Gruss
    Hansjörg