Slowakei Woche 2 - Die Kunst des langsamen Reisens

Inzwischen ist die zweite Woche unserer Slowakei-Reise fast vorbei. Irgendwie kommen wir hier nur sehr langsam voran, denn wir sind aktuell erst rund 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt immer noch im Westen des Landes unterwegs. Unsere Tages-Etappen betragen maximal 50-60 Kilometer. Manchmal etwas mehr, aber eher weniger. So viel gibt es unterwegs zu entdecken und nahezu in jedem Ort lohnt sich ein Stopp. So haben wir mittlerweile auch die Slowakische Weinstraße der Kleinen Karpaten abgeklappert und uns durch die verschiedensten Weine probiert. Wirklich ein hartes Leben, das wir da führen 😉

 

Dann haben wir uns für ein paar Tage an den „Sonnenseen“ eingenistet. Es handelt sich dabei um zwei Seen einer ehemaligen Kiesgrube, die durch einen riesigen Freizeit- und Ferienpark erschlossen sind. Es gibt mehrere Campingplätze, Aquaparks, Hotels und Ferienhäuser, Wassersportzentren, Amusement und Remmidemmi. Ein bisschen, wie der Ballermann auf Slowakisch. So ganz wohl ist uns hier zunächst nicht. Zum einen mögen wir solche touristischen Hotspots generell nicht. Zum anderen wollen wir solche Ecken in Zeiten von Corona ebenfalls eher meiden. In der letzten Ferienwoche der Slowaken, in der zudem noch zwei Feiertage liegen, ist es dann auch entsprechend gut besucht. Aber wir benötigen die Infrastruktur, um unseren Wassertank zu füllen, die Abwassertanks zu leeren, Wäsche zu waschen, einzukaufen – kurzum: um ein bisschen Hausarbeit zu erledigen. Also suchen wir uns eine stille Ecke, wahren Distanz und richten uns für die kommenden Tage häuslich ein. Wir können alles erledigen, genießen super leckeres slowakisches Fast-Food in Form von Langosch und ergreifen zum langen Wochenende hin dann doch die Flucht. Angesichts der Feiernden um uns herum schleicht sich doch ein etwas ungutes Gefühl ein. Zumal wir lesen müssen, dass Ungarn zum 1. September seinen Grenzen für Touristen wieder schließen möchte. Es bleibt also spannend.

 

Langsam bewegen wir uns nun in Richtung Nordosten. Ziemlich begeistert sind wir von der Stadt Trnava, dem „Rom der Slowakei“. Beim Bummel durch die mittelalterlichen Gassen kommen wir uns tatsächlich ein bisschen vor, wie im Film „Der Name der Rose“. Die Stadt ist voller Priester, Nonnen und anderen klerikalen Würdenträgern. In der Universitätskirche ist gerade ein Gottesdienst zu Ende und die Theologen strömen zurück in den benachbarten Konvent und/oder das Priesterseminar. Beim Blick hinein in das Gotteshaus sind wir schier erschlagen von der barocken Pracht.

 

Dann geht es zu einem Schwenk nochmal in die Bergwelt der Kleinen Karpaten. Dort besuchen wir das Nationalheiligtum der Slowaken und haben bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz mal wieder ein nettes Erlebnis.

 

Den ganzen Tag über sind wir auf Straßen und Sträßchen unterwegs, die für unseren Mumin laut Verkehrszeichen eigentlich nicht befahrbar sind. Aber niemand scheint sich an uns stören. Zu guter Letzt steuern wir dann einen kleinen See an, der sich als Trinkwasser-Schutzgebiet entpuppt. Der Weg dorthin ist eigentlich nur ein kleiner, einspuriger, asphaltierter Feldweg. Am Ende dann ein netter Parkplatz. Wir sind gerade dabei unseren Mumin für die Nacht zu installieren, da kommt die Polizei vorbei. Wir hier mit unserem Dicken – im Kopf sammeln sich bereits Erklärungsversuche. Aber die Polizei fährt nur langsam vorbei, schaut, wendet und fährt freundlich grüßend wieder von dannen. Dazu muss man wissen, dass Wildcampen und das Übernachten im Fahrzeug (auch in einem Wohnmobil) in der Slowakei offiziell verboten ist. Aber ich denke, so lange man sich an ein paar Regeln hält, scheint es trotzdem großzügig toleriert zu werden.

 

Abgesehen von einem heftigen Gewitter verbringen wir hier in der freien Natur eine ruhige Nacht.

 

Ja und dann schauen wir uns noch ein nagelneu renoviertes Schlösschen an und landen in Piešt’any, einem Nobel-Kurort im Tal der Waag. Hier kuren die Schönen und Reichen und es ist noch etwas vom mondänen Glanz vergangener Epochen übriggeblieben. Ein bisschen wie Baden-Baden auf Slowakisch mit herrlichen Jugendstil-Gebäuden. An manchen nagt der Zahn der Zeit, andere dagegen sich perfekt renoviert. Es gibt wunderbar ausgeschilderte Radwege und unsere E-Bikes kommen mal wieder zum Einsatz.

 

Insgesamt herrscht hier eine sehr angenehme, entspannte Atmosphäre. Fast schon ein wenig südländisch. Die Menschen bummeln und genießen die Sonne in den vielen Straßen- und Kurcafés. Wir fühlen uns weitab von der aufgeheizten und aggressiven Stimmung, die in Deutschland herrscht. Diese Dauernörgler-Wutbürger-Mentalität ist nicht mehr nachzuvollziehen und fast schon müssen wir uns hier Fremdschämen für die Dinge, die gerade zuhause abgehen.

 

Da sind mir die aufmüpfigen, kreativen Frauen aus Belarus wesentlich sympathischer. Sie kämpfen mit Ideenreichtum und Mut und friedlichen Mitteln tatsächlich für Freiheit und Demokratie – so: Ende des Politik-Modus.

 

Nach einem Regentag, an dem Indoor-Haltung angesagt ist, wollen wir morgen weiter. Es warten ein paar Burgen und Wanderwege darauf, von uns erobert zu werden. Das Wetter soll auch wieder besser werden. Also bis bald – bleibt gesund und passt auf euch auf!

 


Slowakei Woche 3 - Von Burgen, einer Blutgräfin, schönen Städten und steilen Bergen

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Kommentare: 2
  • #2

    goldfish (Montag, 07 September 2020 14:58)

    "fahre" wieder mit. Freu auf die nächsten Tage

    Bussi
    goldfish

  • #1

    Gabi (Dienstag, 01 September 2020 21:13)

    veľmi pekná web site a teraz sme vaši susedia v kempe (rapido) na Slovensku je aj jedno veľmi pekne mesto Košice ktoré by ste mali vidieť
    Gruss