Slowakei Woche drei  - Von Burgen, einer Blutgräfin, schönen Städten und steilen Bergen

Es ist September geworden und wir sind weiterhin im Schneckentempo unterwegs. Genau das ist das Schöne, dass wir „Open-End“ unterwegs sein können und es wurscht ist, ob wir irgendwo einen Tag länger bleiben. Reisen ohne Zeitdruck – das hat was! Immerhin haben wir uns inzwischen in die mittlere Slowakei vorgearbeitet. Genauer gesagt sind wir momentan nahe dem Dreiländereck Tschechien-Polen-Slowakei im mittleren Norden des Landes. Die Region ist nun auch sehr viel bergiger geworden und heute haben wir uns über eine Passhöhe von 900 Metern gearbeitet. Mit dem Mumin wohlgemerkt – gestern waren es 600 Höhenmeter zu Fuß!!!

Was haben wir inzwischen alles entdeckt? Wieder ein paar Burgen, sympathische Städte und weiterhin sehr nette Menschen. Und ein wenig Abenteuer-Feeling gab es ebenfalls. Zum Beispiel, als wir der Burg der Blutgräfin einen Besuch abstatten wollten. Die lebte dereinst in Câchtice, wo sie ihr grausames Unwesen trieb. Gräfin Elisabeth Báthory, so ihr Name, soll mehr als 600 junge Mädchen ermordet haben und ging deshalb als größte Serienmörderin der Welt in die Geschichte ein. Sie soll – so die Erzählungen – auf der Suche nach ewiger Jugend im Blut junger Bauersmägde gebadet haben. Als diese ihre Gier nicht mehr stillen konnten, lockte die Blutgräfin auch adlige Jungfrauen auf ihre Burg. Ganz blöde Idee, denn nun kam ihr die Gerichtsbarkeit auf die Schliche und zog sie für ihre Untaten zur Rechenschaft. Ziemlich gruselige Geschichte und die schöne Elisabeth scheint wohl die kleine Schwester Draculas gewesen zu sein. Jedenfalls wollen wir auf ihren Spuren wandeln und wären dabei fast selbst ins Unheil gestürzt.

Die Ruine der Blutgräfinnen-Burg liegt etwas abseits und man kann sie nur zu Fuß von zwei Ortschaften aus erreichen. Da wir in Câchtice auf der Suche nach einem Parkplatz kein Glück haben, nehmen wir eine Nebenstraße zur Nachbarortschaft, die eigentlich für Dickschiffe wie uns gesperrt ist. Wieder einmal setzen wir uns über solche Schilder hinweg und fahren mal drauflos. Aber wer nicht hören will, den lässt die Blutgräfin spüren. Wir landen auf einem einspurigen, engen Sträßchen vor einer Bahnunterführung mit 3,40 Metern Durchfahrtshöhe. Shit happens! Ein Einheimischer meint zwar, es würde locker reichen, aber ein erster Versuch zeigt schnell, dass wir da beim besten Willen nicht mit dem Mumin durchpassen. Also doch Wenden oder zwei Kilometer rückwärtsfahren??? Wir versuchen es mit Wenden und Frank rangiert in Millimeterarbeit zwischen Betonwand, Waldpfad, Bäumen und einem völlig überflüssigen Verkehrsschild den Mumin wieder auf die richtige Spur. Ich leiste Einweisungsarbeit und nach zig mal Rangieren, einem kleinen PKW-Stau (auf dieser kleinen Straße ist verdammt viel Verkehr…) ist es ohne Schrammen und Dellen geschafft. Die Blutgräfin kann uns für heute gestohlen bleiben, wir fahren weiter. Es gibt schließlich noch mehr Burgen in diesem Land!

Dann haben wir wieder ein Top-Ten-Städtchen gefunden. Trnava hat uns ja bereits sehr gut gefallen, aber jetzt steht Trenčin im Waagtal ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Die Stadt wird überragt von einer Burg – was sonst – und ist wunderschön herausgeputzt. Wir sind ziemlich schnell begeistert von der Lage der Stadt und der total relaxten Atmosphäre, die dort herrscht. Bummeln in der Fußgängerzone, den Sonnenschein und das mittelalterliche Flair genießen. Da bleiben wir gleich zwei Tage auf einem Campingplatz, der zwar nicht unbedingt die 5 Sterne verdient, jedoch zweckmäßig und zentral auf einer Insel in der Waag liegt. Zudem bietet er einen famosen Blick auf die Burg Trenčin.

 

Und hier haben wir auch wieder eine besondere Begegnung. Zum Campingplatz gehört ein kleiner Kiosk, der von einem sehr netten Mann betrieben wird. Beim Feierabendbier und einer deftigen Paprikawurst kommen wir mit ihm ins Gespräch. Er erzählt uns von seiner Backpacker-Reise nach Bolivien und Südamerika, gibt uns Tipps für die Slowakei und plaudert noch ein wenig aus dem politischen Nähkästchen. Seiner Meinung nach ist es höchste Zeit, dass die geldgierige, korrupte Machtelite der Slowakei von einer neuen, jüngeren Generation abgelöst wird. Zu viele im Land wären zu schnell reich geworden, erzählt er uns. Irgendwie deckt sich das mit den Erzählungen des slowakischen Polizisten, den wir vor drei Jahren in Bratislava kennengelernt haben. Und irgendwie passt das auch zu dem aktuellen Gerichtsurteil in einem Journalistenmord. Die millionenschweren Auftraggeber wurden gerade erst mangels Beweisen freigesprochen. Das empört die Menschen hier sehr. Wir haben wieder mal einen interessanten Menschen kennengelernt und es ist immer wieder bereichernd, auch die Sicht der Einheimischen auf ihr Land zu erfahren.

Bevor es hinaus in die Natur geht, stehen noch einpaar Kirchen, Klöster und mondäne Kurorte auf dem Besichtigungsprogramm. Die Slowakei hat von allem viel zu bieten und hinter fast jeder Wegbiegung gibt es eine Kirche, eine Quelle oder ein Kloster zu entdecken.

Nach der Erkundung schöner Städte hat es uns dann hinaus in die Natur gezogen. Im Súl'over Felsenparadies war es Zeit für eine Wanderung, die uns ziemlich an unsere Grenzen gebracht hat. Wir haben uns auf die Beschreibung unserer Komoot-Freizeit-App verlassen, worin zu lesen war, dass die Runde durch das Felsenmassiv eine „einfache und für alle Fitness-Level“ geeignete Wanderung wäre. Nun ja – vielleicht sind die Slowaken ja ein extrem fites Volk, aber für uns ist die Tour dann doch eine ziemliche Herausforderung. Steile Auf- und Abstiege, teilweise mit Leitern und Halteösen gesichert, eng, felsig oder über ausgetretene Wurzelpfade, aber immer wieder mit fantastischen Ausblicken. Am Ende des Tages stehen zwar nur 7,5 Kilometer in der Bilanz, doch dafür über 600 Höhenmeter. 300 rauf und 300 wieder runter! Wir sind jedenfalls ziemlich platt und haben uns am Abend unsere Gulaschsuppe samt Feierabendbier redlich verdient.

 

Ja, und nun nähern wir uns mehr und mehr den Gebirgsregionen der Hohen und Niederen Tatra. Da warten noch mehr Wanderungen auf uns und wir sind jetzt schon mal eingelaufen. Wir werden berichten.

 


Slowakei Woche Vier

Noch mehr Burgen, tiefe Höhlen und hohe Berge 

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Kommentare: 3
  • #3

    Ulli & Frank (Montag, 14 September 2020 20:04)

    Ahoi Gaby,
    Taká náhoda �
    Nabudúce pit‘ kávu spolu
    ..... Übersetzung mit Google ....
    Leider können wir kein Slowakisch, aber beim nächsten Mal trinken wir zusammen einen Kaffee.
    Gute Reise und liebe Grüße
    Ulli und Frank

  • #2

    Gabi (Montag, 14 September 2020 18:34)

    servus
    Erste mal camping Piešťany trefen man un rapido
    Heute štrbské pleso:):):)

  • #1

    goldfish (Sonntag, 13 September 2020 12:04)

    Hi ihr beiden,
    weiter so, bin wie immer dabei.

    Bussi
    goldfish