Slowakei Woche Vier - Noch mehr Burgen, tiefe Höhlen und hohe Berge

Nach vier Wochen in der Slowakei sind wir so ganz allmählich richtige Fitness- und Outdoor-Junkies geworden. Wir wussten zwar schon vorher, dass die Slowakei zu fast 80 Prozent aus Bergland besteht, aber dass alle Attraktionen des Landes irgendwo hoch droben liegen, war uns dann doch nicht so ganz bewusst. Ich weiß nicht, wie viele Treppen wir in diesen Wochen hinauf und hinunter gestiegen sind, wie viele Hügel und steile Wege wir erklommen haben, wie viele Höhenmeter wir zurücklegten. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht schon frühmorgens sportlich eine Burg, einen Aussichtsturm oder einen Berg erobern. Das Wetter ist nach wie vor kaiserlich und das Land verwöhnt uns mit Sonne satt und spätsommerlichen Temperaturen.

Heute allerdings ist es erstmals ein wenig herbstlich trüb und draußen weht ein böiger Wind. Zeit, unsere Homepage wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen.

Mittlerweile nähern wir uns dem Nordosten der Slowakei und gestern haben wir die Hohe Tatra hinter uns gelassen. Bis hierher gab es aber auch wieder einiges zu sehen und zu erleben. Ganz begeistert sind wir mittlerweile von den Freilichtmuseen, von denen fast jede Region ihr eigenes hat. So wurden unter anderem die typischen Gebäude ganzer Dörfer an anderer Stelle wiederaufgebaut, die sonst in den Fluten von Stauseen versunken wären. Die Seen wurden zur Stromgewinnung und zur Regulierung von Überflutungen angelegt. Der Arwa-Stausee zählt dabei zu den größten des Landes. Dort sind dem Bau des Stausees in den 1950er Jahren fünf Dörfer zum Opfer gefallen. Von einem Dorf ist noch die Kirche erhalten geblieben. Früher stand sie oben auf einem Kalvarienberg, heute auf einer Insel. Der Kreuzweg führt direkt hinein ins Wasser.

 

Die Freilichtmuseen hier sind mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Die Häuser sind authentisch eingerichtet, es gibt in der Sommersaison Vorführungen von traditionellen Handwerkskünsten und Mitmachaktionen. Häufig spielt auch die Waldeisenbahn eine Rolle und in manchen Museen sind mittlerweile kleinere Strecken der Waldbahnen wieder in Betrieb genommen. Einst dienten die Waldeisenbahnen dazu, das Holz aus den entlegenen Waldregionen zur Weiterverarbeitung in die Sägewerke zu befördern. Heute erledigen das die riesigen Langholztransporter und schweres Gerät, mit dem leider auch viele schöne Wanderwege zerstört werden.

 

Dann haben wir wieder einige Burgen erklommen, eine der größten Holzkirchen Mitteleuropas besucht, die Christus-Statue hoch über dem Arwa-Stausee bewundert, sind in tiefe Höhlen hinabgeklettert und schließlich in der Bergwelt der Hohen Tatra gelandet. Und dort hat uns dann ein wenig das Schicksal ereilt.

Hätten wir da mal vorher besser in den Kalender geschaut. Der 15. September ist nämlich ein Feiertag in der Slowakei. In Kombination mit einem langen Wochenende und einem absoluten Traumwetter sind wir somit nicht ganz alleine unterwegs im kleinsten Hochgebirge der Welt. Naiv wie wir sind, steuern wir auch noch den höchstgelegenen Ort in der Tatra an – die Stadt mit dem unaussprechlichen Namen Štrbské Pleso. Von hier soll es – laut unserem Wanderführer – einige sehr schöne Touren geben, die auch für Schmalspur-Alpinisten wie uns geeignet sind.

Doch oh Schreck – an einem vermeintlich normalen Montag sind die Parkplätze alle rappelvoll, die Souvenirbuden säumen die Straßen, Menschen drängen sich auf den Flaniermeilen. Corona? Scheint es hier nicht zu geben.

 

Mit unserem dicken Mumin kommen wir uns da ein wenig fehl am Platze vor. Wir sind schon dran, hier wieder kehrt zu machen. Das ist nämlich so gar nicht unsere Welt. Da winkt uns ein freundlicher Parkplatzwächter auf einen riesigen Parkplatz bei den Skisprungschanzen und weist unserem Mumin einen der letzten freien Plätze in Schräglage zu. Irgendwie quetscht er uns da noch hinein, kassiert 8 Euro Tagesgebühr und wir bekommen noch den Hinweis, dass wir nicht über Nacht bleiben könnten. Ok – dann schauen wir mal.

 

Unser Vierbeiner bleibt hier im Auto, raus bekommen wir ihn sowieso nicht und für Massenaufläufe ist er ja auch nicht prädestiniert. So umrunden wir den See bei einem Spaziergang und genießen die zugegeben phänomenale Kulisse der Bergwelt. Wir legen eine Kaffeepause zu hochalpinen Preisen ein, der Kuchen schmeckt, aber für die Reinigung unseres Tisches müssen wir selbst sorgen und auch das Personal ist nicht wirklich motiviert. Dann sondieren wir noch ein wenig die Lage. Wir würden gerne noch eine der angepriesenen Wanderungen unternehmen, müssten dazu aber hier übernachten. Da unser Parkplatz in der App Park4Night als „problemlos“ gelistet ist, wollen wir die Parkplatzwächter um Erlaubnis fragen, hierzubleiben. Doch es ist niemand mehr da, ab 15 Uhr wird nicht mehr kassiert und am späteren Nachmittag leert sich das Gelände auch rasch. Also parken wir aus unserer Schräglage um und bleiben einfach mal hier.

 

Die Nacht ist ruhig, bis gegen 7 Uhr. Dann klopft es ziemlich energisch an unserer Tür. Die Dame von gestern ist leicht angesäuert und erklärt uns, dass wir hier nicht hätten übernachten dürfen und dass wir binnen 10 Minuten das Feld zu räumen hätten. Dies wäre ein Park- und kein Campingplatz. Wir geben uns ein wenig zerknirscht und fragen nach, ob wir denn tagsüber nochmal hierbleiben könnten. Ja, aber an anderer Stelle und gegen erneute Zahlung der Tagesgebühr von 8 Euro. Ok – dann parken wir rasch um, frühstücken zu Ende und weil wir jetzt schon mal wach sind, geht es auch gleich auf unsere geplante Wanderung zum Wasserfall.

 

Wir haben die Rechnung aber ohne die Slowaken gemacht. Als Outdoor-Volk sind die nämlich schon lange vor uns auf den Beinen und stürmt die Tatra-Berge. Die einen rennen, die anderen im Stechschritt, alles keucht und schnauft den Berg hinauf. Jung und Alt, mit zwei und vier Beinen. Irgendwie können wir uns nur verwundert die Augen reiben. Wir können gar nicht so schnell aus dem Weg gehen, wie wir von den einzelnen Trupps überholt werden. Aber die Tour hinauf ist schön und auch für uns mit ein wenig Anstrengung gut zu meistern. Nur eben im gemäßigten Schritt mit Blick auf die schöne Landschaft, die Blumen und den rauschenden, glasklaren Gebirgsbach.

 

Oben am Wasserfall angekommen, bietet sich uns dann ein noch seltsameres Szenario. All überall Instagram-Girls, die nun auf der Suche nach dem besten Profilfoto waghalsige Klettermanöver unternehmen und sich in Positur werfen. In neonbunten Outfits, mit verspiegelten Sonnenbrillen und was an ihren Bodys noch echt ist, darf bezweifelt werden. Wir lassen uns hier für eine Weile nieder und beobachten, was da um uns herum passiert. Es ist spannender als Kino 😉

 

Eigentlich wollten wir noch über einen mit Seilen gesicherten Klettersteig am Wasserfall vorbei auf eine Hochebene mit einem Bergsee aufsteigen. Angesichts der Massen, die da in schwindelnder Höhe am Seil hängen, machen wir lieber kehrt und wandern zurück ins Tal. Auch jetzt kommen uns noch Menschenmassen entgegen und ich bin fest überzeugt davon, dass die Hohe Tatra heute Abend um einige Zentimeter geschrumpft ist ob des Gewichtes, das da auf ihr lastete.

 

So – Ende des Sarkasmus-Modus. Wir waren ja ebenfalls unter den Menschenmassen, haben ebenfalls das schöne Wetter und die grandiose Landschaft genossen. Auch wenn wir uns unter der vielbeschworenen Einsamkeit der Berge etwas anderes vorgestellt hatten.

 

 Für uns geht es nun weiter in Richtung Osten. Wir wollen uns der Grenze zur Ukraine nähern und dort soll es – so die Aussagen verschiedener Slowaken, die wir getroffen haben, noch sehr ursprünglich und wenig überlaufen sein. Schaun mer mal 😉

 


Slowakei Woche Fünf - Auf geht's ins Land der Holzkirchen

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Kommentare: 1
  • #1

    goldfish (Mittwoch, 23 September 2020 14:14)

    hi ihr lieben,
    weiter so, macht Spaß

    Gruss
    goldfish