Gipfelstürmer unterwegs - Slowakei Tag 1

Wir wachen heute früh auf und sind bereits gegen 9 Uhr startklar. Bevor es los geht, kann ich gegenüber unserem Übernachtungsplatz einem Senner noch ein wenig bei der Arbeit zusehen. Er stellt den traditionellen Räucherkäse her. Aus frischem Käsebruch wird die Molke  ausgedrückt und die Masse in geschnitzte Holzformen gepresst. Dann in Salzlake gereift und anschließend geräuchert. Ich bekomme ein Stück Frischkäse zum Probieren. Sehr lecker! Ich investiere unsere restlichen Zlotys in Käse, denn heute überqueren wir die Grenze in die Slowakei.

Beim Losfahren fällt uns ein Geräusch im Bereich rechts des Führerhauses auf. Wir halten nochmals an, schauen überall nach, finden nichts und fahren weiter. Wenige Kilometer später passieren wir die Grenze zur Slowakei. Wir halten nochmals, prüfen und schauen, können uns das schabende, schleifende Geräusch aber nicht erklären.

Über kleine Dörfer, die hier irgendwie ganz anders sind als in Polen, begleitet uns das mysteriöse Geräusch noch eine Weile. Irgendwann ist es dann weg. Auch gut, denn die Landschaft wird nun ziemlich spektakulär. Wir sind in den Beskiden und durchqueren den Nationalpark Pieninski. Ausläufer der Hohen Tatra, der uns einen weiten Blick nach Süden in die Region Spis bietet.

In Spisska Bela biegen wir jedoch nach Westen auf die sogenannte "Tatra-Magistrale" ab. Die L537 verläuft am südlichen Rand der Hohen Tatra und da sich unsere Urlaub dem Ende zuneigt, bewegen wir uns jetzt westwärts.

 

In Tatra Lomnica, dem ersten größeren Ort, legen wir auf einem riesigen Parkplatz an der Talstation diverser Seilbahnen einen Stopp ein.

Für 19 Euro pro Person bringt uns die Seilbahn bis zur Mittelstation des dritthöchsten Berges der Tatra, die Lomnitzer Spitze (Lomnicky Stit 2.632 Meter hoch). Hier gehen verschiedene weitere Bahnen und Lifte sowie Wanderwege ab. Wir umrunden einen Bergsee und wollen eigentlich noch auf den Gipfel hinauf. Doch dafür sollen wir nochmals 27 Euro pro Person berappen. Die Aussicht ist auch noch getrübt, denn Nebelwolken wabern um die Bergstation. Da entscheiden wir uns lieber für den Sessellift, der uns für 9 Euro auf den 2.214 Meter hohen Velka Lomnicka Veza bringt. Hier wandern wir ein Stück entlang des Kammweges. Immer wieder erhaschen wir tolle Ausblicke auf das Bergmassiv, dann wieder vernebeln uns Wolkenschwaden die Sicht. Auf dem Rückweg werden wir sogar noch von einem kräftigen Graupelschauer erwischt.

Das Wetter hier oben ist so wechselhaft - es ändert sich nahezu im Sekundentakt. Wieder zurück im Tal zieht auch noch eine ordentliche Gewitterfront auf. Weiterfahren macht da keinen Sinn, denn es schüttet aus allen Kübeln. Also erst einmal abwarten und Tee trinken. Allerdings regnet es sich nun richtig ein und erst nach 17 Uhr klart es ein wenig auf. Wir beschließen deshalb, auf dem zwar nicht sonderlich reizvollen, aber leeren Parkplatz zu bleiben. Schnell stellen wir den Mumin in eine ruhigere Ecke im Randbereich um, lesen unsere Bücher und verbringen einen faulen Restnachmittag. Trotz der Wetterkapriolen also ein recht erholsamer Tag.

 

gefahrene Kilometer: 53 km

gelaufene Kilometer: 8 km


Auf Umwegen nach Bratislava - Slowakei Tag 2

Weil sich unser Urlaub langsam aber sicher seinem Ende zuneigt, haben wir gestern abend noch unsere Reiseroute für den Heimweg ausbaldowert. Irgendwie haben wir trotz genauer Etappenplanung im Vorfeld zu viel Zeit in Polen verbracht. Nun gehen uns die Tage aus. 1040 Kilometer sind es bis nach Hause. In kleinen Häppchen über Land könnte das eng werden. Also befragen wir Mr. Google und hier wird uns eine Strecke über Bratislava und Wien empfohlen. In Tschechien gibt es irgendwie keine passenden Autobahnen und wir müssten über Prag zurück. Keine ganz leichte Entscheidung, aber wir entscheiden uns für Bratislava sowie den Stift Melk in Österreich als Stopps auf der Rückfahrt. Letzterer interessiert uns eigentlich schon seit unserer Wien-Reise. Also geht es heute zeitig los, wir wollen einen längeren Fahrtag bis Bratislava einlegen. Doch manchmal kommt es anders als man denkt....

Zunächst einmal zeigen sich die Berge heute morgen vor einem strahlend blauen Himmel. Die Kulisse ist phantastisch, währt jedoch nur kurz. Noch während wir beim Frühstück sitzen, ziehen die ersten Wolken vor die Gipfel.

Unsere Technik lässt uns mal wieder hängen und da müssen wir wohl zuhause irgendwie nachbessern bzw. uns schlau machen, ob wir das Problem sind oder ob tatsächlich der Fehler im System liegt. Zwar war es gestern nachmittag durch das Gewitter bedeckt, doch die Batterien waren alle voll. Da sollte einmal Abendessen kochen, einmal Kaffeewasser für's Frühstück und einmal Warmwasser zum Spülen und Duschen drin sein ohne dass der Alarm schrillt. Schaun wir also mal.

Trotz allem sind wir kurz nach 9 Uhr startklar und kommen genau in den Startschuß einer Art "Tour de Ländle". 1000ende Radfahrer sind auf der Tatra-Magistrale unterwegs und Frank hat alle Hände voll zu tun, um auf der bergigen und kurvigen Strecke den Mumin an den Kolonnen vorbei zu bugsieren. Wir kommen durch verschiedene Kur- und Urlaubsorte. Allerdings sieht man immer noch die verheerenden Spuren, die der Orkan Kyrill im Jahr 2004 in der Region hinterlassen hat.

 

Ab Liptovsky Mikulas benutzen wir die Autobahn und sind jetzt auch auf der Suche nach einer Vertriebsstelle für das obligatorische "Pickerl". Die Autobahn ist jedoch erst bruchstückhaft fertig und diverse Stopps an Tankstellen sind zunächst nicht von Erfolg gekrönt. Anscheinend bewegen wir uns noch im mautfreien Bereich.

Bei Lipovec bekommen wir schließlich unsere Vignette in Form eines Blatt Papiers. Ein Camper-Ticket für 10 Euro, gültig für eine Woche.

Nur wenige Meter weiter, kurz vor Erreichen der Autobahn nach Bratislava ist unsere E50 plötzlich gesperrt. Kein Durchkommen bis Sonntag abend. Mit uns stehen noch mehr Autofahrer etwas hilf- und ratlos vor der Sperrung. Eine Umleitung sucht man nämlich vergeblich. Guter Rat ist teuer, da hält ein freundlicher junger Mann auf dem Fahrrad neben und und fragt in perfektem Deutsch, ob er helfen könne.

Er hat in Passau studiert und fungiert momentan als Dolmetscher auf der Autobahn-Baustelle. Einem EU-Projekt mit Firmen aus Italien, der Slowakei und Österreich. Der nette Mann empfiehlt uns eine Ausweichroute über den Ort Martin und die L65 in Richtung Süden.

 

 

Zunächst ein guter Tipp, doch dann entpuppt sich die Straße als eine über 30 Kilometer lange Schlaglochpiste aus Betonplatten. Offenbar war das früher mal eine Panzer-Teststrecke und so sieht sie aus.....

Theoretisch dürften wir 70 km/h fahren, aber uns ist schleierhaft, wie wir das schaffen sollen. Mit maximal 40 km/h schaukeln wir dahin. Dann auch auf dieser Strecke eine Sperrung - diesmal immerhin mit Umleitungshinweis.

Auf einer besseren Straße führt uns diese über die Hohe Fatra.

Da wollten wir heute zwar nicht hin, aber die Gegend ist wunderschön. Einige todesmutige Motorradfahrer wissen das auch zu schätzen und wir können von Glück sagen, dass keiner in unserem Bullenfänger hängen geblieben ist. Ob wir heute wohl noch bis Bratislava kommen???

Bei Banska Bystrica - aus der Ferne der Umgehungsstraße betrachtet wohl ein ganz hübscher Ort - erreichen wir die autobahnähnlich ausgebaute R1 nach Nitra und schließlich die Autobahn nach Bratislava.

Hier finden wir schnell den stadtnahen Campingplatz Zlate Piesky

Er liegt an einem Wassersport- und Freizeitzentrum am Flughafensee, wo heute an einem Sommer-Sonntag natürlich der Bär steppt. Der Campingplatz ist soweit in Ordnung, die Tram  hält vor der Tür und wir bezahlen 26 Euro für zwei Nächte.

Wir machen noch eine kleine Spazierrunde, kaufen Brot und slowakischen Roséwein im nahen Supermarkt und trinken unser Feierabendbier heute in einer der Beachbars am See.

Danach werfen wir den Grill an und beim Zusammenpacken hält plötzlich ein Polizeiauto, das am Nachmittag bereits mehrmals Streife auf dem Platz gefahren ist. Erst denken wir, sie haben ein Problem mit unserem Hund, da Hunde auf dem Freizeitgelände am See verboten sind. Aber unser Fellmonster liegt brav angeleint da. Der freundliche Beamte weist uns dann darauf hin, dass es auf dem Platz wohl Diebstähle von Fahrrädern und Autoaufbrüche gegeben habe. Wir sollen also unsere Räder auf dem Träger abschließen und auch sonst keine Dinge vor dem Auto stehen lassen. Sie würde auch nachts Streife fahren und nach dem Rechten sehen.

Wir bedanken uns artig für den freundlichen Hinweis und können heute noch eine ganze Weile draußen sitzen.

 

gefahrene Kilometer: 402 km (!!!)

gelaufene Kilometer:


Bratislava - die kleine Schwester Wiens: Slowakei Tag 3