Unterwegs in der Picardie - Saint Riquier und die unterirdische Stadt Namours

In unserem Wohnmobil-Führer haben wir den Hinweis auf die unterirdische Stadt Namours entdeckt. Die wollen wir uns heute anschauen. Zum Frühstück scheint die Sonne, es gibt wieder Croissants und Baguette sowie ein paar sonnige Abschiedsbilder von Le Crotoy.

Für uns geht es nun in Richtung Landesinnere. Au revoir Côte d'Opale - ein Landstrich, der nach einem Wiedersehen ruft.

 

Wir zuckeln über's Land, steuern in Abbéville wieder einen Carrefour an und fahren weiter nach Saint Riquier. Hier gibt es eine ehemalige Klosteranlage mit Abtei und Kirche. Der Ort verzaubert uns sogleich. Alles liegt irgendwie im Dornröschenschlaf, ist typisch französisch und versprüht den Charme vergangener Zeiten. Très sympa!

Weil überall Mittagspause herrscht, nutzen auch wir die Chance auf ein Päuschen und trinken Kaffee in der Bar am zentralen Platz.

Weiter geht es über die Dörfer nach Namours. Eigentlich sind die Straßen nun für Fahrzeuge über 7,5 t gesperrt. Aber wir sind schließlich "Riverans" (Anlieger) und wo Traktoren, die Müllabfuhr und Linienbusse fahren, da sollte es auch für uns passen. In Namours steuern wir den Besucherparkplatz an und schauen uns nun eine höchst beeindruckende Anlage an.

Auch hier wurden - wir in Arras - seit dem Mittelalter in unterirdischen Steinbrüchen Kreidefelsen abgebaut um sie unter anderem für den Bau von Kirchen und Kathedralen zu verwenden. In unsicheren Zeiten nutzten die Bewohner von Namours die entstandenen Hohlräume als Zufluchtsort. So entstand ein Labyrinth von Gängen, Zimmern, Hallen, Kapellen und Versorgungsschächten. Zusammen mit ihrem Vieh lebten teilweise bis zu 2000 Menschen in dieser unterirdischen Stadt. Während der beiden Weltkriege waren die Grotten Zufluchtsort, Lazarett und Funkstation. Die Führung mit einem deutschsprachigen Audioguide ist sehr eindrucksvoll.

Eigentlich wollten wir hier auch übernachten. Aber es ist noch früh am Tag und der Parkplatz noch voll mit Pkws und Besuchern des benachbarten Hochseil-Klettergartens. Also fahren wir weiter nach Amiens und steuern den Camping Municipal an.

Es ist eine kluge Entscheidung. Der Platz ist riesig, wenig besucht und sehr gepflegt. Wir genießen den Luxus von Strom, unsere ACSI-Karte wird akzeptiert und für den Mumin gibt es Platz ohne Ende. Somit können wir heute gemütlich draußen grillen und auch noch draußen sitzen, bis uns die Kühle und Feuchte der vorbeifließenden Somme nach drinnen treibt.

 

gefahrene Kilometer: 86 km


In der Hauptstadt der Picardie - Amiens

Amiens hatten wir zwar nicht auf unserer Things-to-do-Liste, aber wo wir schon mal da sind, wäre das Weiterfahren ein grober Fehler gewesen. Also geht es nach dem Frühstück mit dem Bus los in Richtung Innenstadt.

Wir steuern das Hôtel de Ville an und machen uns auf den Weg zur Kathedrale. Die größte Kirche Frankreichs erwartet uns. Doppelt so groß wie Nôtre Dame in Paris und Vorbild für den Kölner Dom. Da stehen wir mal wieder davor und staunen.

Nach dem Besuch der Kathedrale treten wir unseren Streifzug durch diese wunderschöne Stadt an. Amiens ist eine der ältesten Städte Frankreichs. Pittoresk und sehenswert das ehemalige Gerberviertel St. Leu, auch "Klein-Venedig" oder "Amsterdam Frankreichs" genannt. Multikulti, bunte Häuser, viele Kanäle. Einiges hip und mordern restauriert, anderes noch verlassen und baufällig. Uns gefällt's hier.

Vorbei an den schwimmenden Gärten "Les Hortillages" und dem Maison Jules Verne - der Schriftsteller wurde in Amiens geboren - geht es in das beeindruckende Regierungs- und Universitätsviertel mit der Bibliothèque Communale. Die Bibliothek ist in einem wunderschönen neoklassizistischen Bau untergebracht und ich kann es mir nicht verkneifen, einen Blick hinein zu werfen. Modernste Einrichtung trifft auf altehrwürdiges Gemäuer aus dem Jahr 1823. Da besteht in meiner kleinen aber feinen Gemeindebücherei zuhause ordentlicher Optimierungsbedarf und ich schaue mich doch gleich nach offenen Stellenausschreibungen um ;)

Zurück am Hôtel de Ville wird es Zeit für die längst überfällige Mittagspause. Leider zieht nun auch ein Gewitter mit Regenschauer auf, so dass wir in die nahe gelegene Markthalle flüchten. Ganz nett, aber da haben wir schon schönere Markthallen in Frankreich gesehen. Doch der Käse-Stand ist sensationell und wir decken uns mit einigen Köstlichkeiten ein. Unter anderem einen Safran-Käse. Der Safran wird ganz in der Nähe angebaut und kultiviert. 

Mit dem Linienbus geht es wieder zurück auf den Campingplatz.

Unser Fazit für Amiens: die Stadt - übrigens auch Geburtsort des derzeitigen französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron - war den (ungeplanten) Zwischenstopp unbedingt wert.


Unterwegs in der Picardie - Laon auf dem "gekrönten Berg"