Das Beste kommt zum Schluß - Épernay in der Champagne


Am Morgen liegt dichter Nebel über dem Étang bei Laon. Trotzdem sind bereits die ersten Angler da. Eine ganz besondere - fast schon herbstliche - Atmosphäre. Wir haben es nicht wirklich eilig, denn bis zu unserem nächsten und leider auch letzten Ziel in der Champagne sind es nur knapp 70 Kilometer. Allerdings über kleine Département-Sträßchen. Wir verabschieden uns von diesem schönen Plätzchen und los geht's über Land und  eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke. Zunächst auch problemlos über die Dörfer und die "Montagnes de Laon". Wir kreuzen den "Chemin des Dames". Wieder ein hart umkämpfter Landstrich im 1. Weltkrieg mit Soldatenfriedhöfen und Mahnmalen.

Dann fordern diverse Umleitungen meinen Brummi-Fahrer heraus. Erst ist eine Ortsdurchfahrt wegen eines Sonntagsmarktes gesperrt und wir müssen uns durch zugeparkte Wohnstraßen manövrieren. Wenig später gibt es eine komplette Umleitung über noch kleinere Dörfer und noch engere Straßen. Aber wir schaffen auch das und überqueren nun die unsichtbare Grenze von der Picardie in die Champagne.

 

Da es Mittagszeit ist und die Fahrerei dann doch ein wenig anstrengend war, genehmigen wir uns am Rand eines Feldweges eine schöne Siesta mit Kaffee, Käsebaguette und weiter Sicht auf die ersten Weinberge der Champagne.

Nach unserer Pause geht es weiter ins Tal der Marne. In Vandières haben wir uns bei einem Winzer einen WoMo-Stellplatz ausgeguckt. Leider ist er vollständig ausgebucht, aber Monsieur Nowack - très désolé - gibt uns den Tipp es bei zwei Camping Municipales zu versuchen. Was wir nämlich nicht bedacht hatten: im September findet in dieser Region die Weinlese statt und sämtliche verfügbaren, öffentlichen Park-/Stellflächen sind mit Camps der Erntehelfer belegt.

Also steuern wir über nette Weindörfer die Stadt Épernay an - DIE Hauptstadt des Champagners. Der erste Eindruck des städtischen Campingplatzes am Ufer der Marne ist zunächst wenig charmant. Zwischen Fußballstadien und in einem Industriegebiet gelegen ist auch dieser Platz mit vielen Zelten der Erntehelfer belegt. Aber wir bekommen im Randbereich einen schönen und mit Hecken eingefassten Platz für unseren Mumin.

 

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet haben, machen wir uns auf den Weg zu einer ersten Erkundung der Stadt. Der Fußmarsch ist ein wenig weit, aber wir finden die berühmte "Avenue de Champagne". Hier residieren die großen Champagner-Häuser in feudalen Gebäuden. Den Anfang macht Moet-Chandon und die Anzahl der teuren Autos sowie Schicki-Micki-Yuppies nimmt deutlich zu.

Für eine Besichtigung der Kellerei sind wir schon zu spät dran. Deshalb schlendern wir weiter und finden im netten Innenhof von Collard-Picard ein sonniges Plätzchen zur Verkostung der Edelbrause.

Nach dieser ersten Dégustation wandert auch gleich eine Flasche in unser Marschgepäck. Zurück auf dem Campingplatz planen wir unsere letzten Reisetage. Dabei hilft uns der kostenlose Führer mit vielen Tipps, den wir an der Rezeption bekommen haben.

Später kommen wir noch ins Gespräch mit einer Gruppe junger Polen. Sie sind mit ihren eigentlich schrottreifen Autos (Wartburg, Lada und noch irgendwas) auf einer Charity-Ralley unterwegs von Kattowitz nach Bilbao. Das Ganze in sechs Tagen - immerhin sind das rund 2.500 Kilometer. Die Autos dürfen einen Wert von 300 Euro nicht übersteigen und sie halten eigentlich nur mit den Aufklebern der Sponsoren zusammen. Das Geld geht an Kinderhilfsprojekte in Polen. Eine witzige Idee und wir drücken den Fahrern die Daumen, dass alles gut geht.


Geburtstag ist noch lange kein Grund, älter zu werden ;)

Es ist September und damit steht wieder mal mein Geburtstag im Kalender. Es gibt wahrlich schlechtere Orte, als diesen hier in der Champagne zu feiern. Wie (fast) immer ist das Wetter schön und die Sonne scheint.

Somit mieten wir uns an der Rezeption ein Fahrrad für mich (das gewünschte E-Bike gab's leider immer noch nicht) und machen uns nach einem ausgedehnten Geburtstagsfrühstück nochmals auf den Weg in die Stadt.

Entlang der Marne führt ein schöner Radweg bis fast in die City. Nur die letzten Meter müssen wir uns mit dem Autoverkehr teilen. Heute wollen wir unter anderem den nördlichen Teil der Avenue de Champagne erkunden.

 

Der erste Versuch, einen Geburtstags-Champagner zu trinken, scheitert leider. Zwar hat das angestrebte "Château" geöffnet, doch war ein privater Empfang angekündigt und wir werden auf den späten Nachmittag vertröstet. Aber so lange wollen wir nicht warten. Die Auswahl an Champagner-Häusern ist hier ja groß, so dass wir bei einer sehr, sehr freundlichen Gastgeberin in einem nicht minder schönen "Schatöle" auf der Terrasse empfangen werden. Sie erklärt uns die Besonderheiten des Hauses und wir verkosten zwei leckere Sorten. Danach ist noch ein Café Gourmand mit ausgesuchten, kleinen Köstlichkeiten zur weiteren Stärkung erforderlich. So etwas gibt's halt nur in Frankreich ;)

Nach dieser ersten Pause geht es gleich gegenüber weiter zu Mercier. In dieser Traditionskellerei wollen wir uns die unterirdischen Keller anschauen. Ein SEHR beeindruckendes Erlebnis.

Ausgerüstet mit einem Audioguide in deutscher Sprache fahren wir nach einem nett aufgemachten Einführungsfilm mit einem Aufzug 30 Meter in die Tiefe. Hier sind die Kelleranlagen alle auf einer Ebene. Sie wurden in den Kalkfelsen gegraben und erstrecken sich auf über 18 Kilometer Stollen, Wege und Gänge. Wir müssen mit einem Zug durch die Anlage fahren, sehen die Lagerräume sowie kunstvolle Wandfriese. Nebenbei wird uns das Herstellungsverfahren und die Geschichte des Hauses erklärt. Eugène Mercier ließ unter anderem das seinerzeit größte Weinfass der Welt mit 1.600 Hektolitern Fassungsvermögen herstellen, das er mit 20 Ochsengespannen zur Weltausstellung 1889 nach Paris transportierte. Heute ist es in der Eingangshalle zu bestaunen.

"Champagner für alle bei gleichbleibend hoher Qualität" lautete Merciers Credo.

Nach dieser beeindruckenden Besichtigungstour gibt es natürlich noch ein Glas zur Verkostung und wir radeln mit einer Flasche im Rucksack zurück zum Campingplatz.Unterwegs versorgen wir uns bei Carrefour noch mit ein paar Leckereien für's Abendessen, so dass wir den Tag gemütlich bei einem Fläschchen Schampus ausklingen lassen können.


Vorbereitungen zum 30. Hochzeitstag

Die Vorbereitungen zu unserem 30. Hochzeitstag gestalten sich etwas kompliziert. Im Touristikführer hatten wir eine Tour durch die Champagne mit dem 2CV entdeckt. DAS wäre doch ein passendes Event für uns - dachten wir. Die freundliche Dame an der Campingplatz-Rezeption war uns behilflich bei der Reservierung der Ente. Doch zunächst hieß es, die Kaution in Höhe von 1.500 Euro wäre in bar zu hinterlegen. Kreditkarte wird nicht akzeptiert.

So viel Geld hatten wir jetzt nicht mehr unter der Matratze und wollten es auch nicht in bar abheben. Also erstmal Fehlanzeige.

Gestern nachmittag bei der Rückgabe des Miet-Fahrrades dann die gute Nachricht: als Kaution reicht der Personalausweis. Na bitte, geht doch. Somit verlängern wir noch um einen Tag und freuen uns heute auf eine schöne Ausfahrt mit der Ente.

Das Wetter ist uns hold und kurz nach 9.00 Uhr knattert eine himmelblaue Ente neben unseren Mumin. Der hatte bereits eine Charleston-Ente aus den Niederlanden zur Nachbarin. Somit war dies quasi ein internationales Ententreffen ;))

Nun sind wir jedenfalls endgültig das Platzgespräch.

Nach dem Frühstück geht es also los. Wir haben uns eine Tour durch die Montagne de Reims nördlich von Épernay ausgesucht. Zunächst jedoch fahren wir ein Stück durch die Weinberge im Marne-Tal zur imposanten Statue von Papst Urban II. bei Châtillon-sur-Marne. Die 33 Meter hohe Statue ist dem "Kreuzzug-Papst" gewidmet, der aus Châtillon stammt und sie thront unübersehbar über den Weinbergen des kleinen Ortes.

Weiter geht es über kleine Département-Sträßchen, teilweise auch direkt durch die Weinberge, über verschiedene Weindörfer und vorbei an so klingenden Namen wie Pommery, Taittinger oder Mumm.

Von weitem haben wir eine Blick auf Reims und die dortige Kathedrale. Eine Visite dort sparen wir uns, auch wenn in der Kathedrale etliche französische Könige gekrönt wurden.

Statt dessen stoppen wir mal hier und mal dort, genießen sie Aussichten und die netten Dörfer. Blöd nur, dass die (privaten) Kellereien alle geschlossen haben. Es ist Dienstag - ein Werktag -  und die Weinlese läuft auf Hochtouren. Da haben die Winzer alle Hände voll zu tun und keine Zeit für Besucher.

Dennoch ist unser himmelblaues Gefährt der Hingucker schlechthin. Überall begegnen uns die Menschen mit einem Lächeln im Gesicht, die Erntehelfer in den Weinbergen pfeifen uns hinterher, winken und der Daumen ist in Höhe gestreckt. Es macht einfach nur riesig Spaß, mit dem charmanten Vehikel durch die Lande zu tuckern. Höchstgeschwindigkeit 50-60 km/h, unterwegs müssen wir das Gestänge am Gaspedal wieder einhängen, die Technik ist simpel aber sie funktioniert. Was will man mehr? Nostalgie pur! Da werden Erinnerungen an die Jugend und das erste, eigene Auto wach.

Wieder zurück in Épernay müssen wir mit der Ente natürlich einmal die Avenue de Champagne rauf und wieder runter fahren. Bei Mercier wandern zwei Kisten Champagner in den Kofferraum und zur Feier des Tages fahren wir auch nochmal auf den Innenhof von Collard-Picard. Hier wird nun zum Abschluss des Tages das Hochzeitstag-Glas Champagner fällig. Wenn nicht hier wo sonst. Und wir stehlen mit dem 2CV den PS-Boliden doch glatt die Schau. Zwei belgische Porsche XXL fahren ebenfalls auf den Hof. Und nun darf geraten werden, wer fotografiert wird - es waren NICHT die beiden Porsches.

Wir nutzen unser wendiges Gefährt und machen noch Großeinkauf bei Carrefour, um ein paar französische Leckereien mit nach Hause zu nehmen. Dann geht es zurück auf den CP und leider heißt es nun auch Abschied nehmen von dem himmelblauen Entlein.

Ein wunderschöner Tag und ein Stück weit auch krönender Abschluss eines tollen Urlaubs.


Heimreise und Reisefazit