Noch mehr Steine, ein Herrenhaus und ganz viel Moor - der Laheema-Nationalpark

In der Nacht regnet es noch ein wenig aber der Morgen ist wieder strahlend schön. Somit können wir ein gemütliches Frühstück mit tollen Ausblicken auf's Wasser genießen. Dann machen wir uns auf den Weg zur Erkundung des Laheema-Nationalparks. Er ist einer der ältesten Nationalparks des Landes und bereits die Sowjets erkannten die Schönheit dieses Landstrichs und stellten die Region 1971 unter Schutz.

Unser erstes Ziel ist das kleine Fischerdorf Altja. 1465 erstmals urkundlich erwähnt gibt es hier einige restaurierte traditionelle Holzhäuser zu sehen. Darunter einen rustikalen Gasthof, den  Altja Körts. Auf dem Platz davor steht eine estnische Holzschaukel, die insbesondere bei den Mittsommernachtsfesten eine große Rolle spielt. Frank versucht sich daran, die Schaukel in Bewegung zu setzen - allerdings ohne viel Erfolg.

Am "Schaukelberg" startet ein etwa 3 Kilometer langer Nature-Trail, der uns an den Fischerhäuschen vorbei entlang am Strand führt. Dieser ist übersät mit etlichen Findlingen. Der Weg führt uns durch den Wald zurück und auch hier sind einige mächtige Steinbrocken zu entdecken. Wir begegnen wieder einmal keiner Menschenseele.

Die moosbewachsenen Steine, bizarr geformten Bäume, Flechten und Farne - wir warten geradezu darauf, dass uns ein Elfe oder ein Troll begegnet. Doch leider nichts dergleichen. Wir können jedoch gut nachempfinden, warum diese mystischen Wesen hier so eine wichtige Rolle spielen.

 

Weiter geht es für uns nach Käsmu. Das "Kapitänsdorf" liegt auf einer der insgesamt vier Halbinseln des Laheema-Nationalparkes. Es zählt zu einem der schönsten Dörfer Estlands und bis 1931 gab es hier eine Marineschule, in der Kapitäne ausgebildet wurden.

Wir sind schnell begeistert von dem Ort, in dem es etliche bunte und sehr skandinavisch geprägte Holzhäuser gibt. Eines schöner als das andere. Fast wie in "Ferien auf Saltkrokan".

Wir wandern zunächst bis zum Ende der Landzunge mit einem riesigen Findlingsfeld. Es sieht aus, als würden Eisschollen im Wasser treiben. Das letzte Wegstück ist zwischen April und Juli gesperrt um die brütenden Vögel nicht zu stören. Es ist einfach herrlich, was die Natur hier geschaffen hat und wir mögen uns gar nicht satt sehen.

Wir bummeln zurück in den Ort und an den kleinen Hafen, in dem es neben einem Meeresmuseum auch einen kleinen Laden gibt. Hier erstehen wir ein Eis, das wir im Sonnenschein genießen .

Unsere Fahrt geht weiter nach Palmse. Hier steht wohl eines der eindrucksvollsten Gutshäuser der gesamten Region. Es wird auch die "Perle des Laheema-Parkes" genannt. Umgeben von einem riesigen Park sind hier einige der alten Gebäude rund um das Gutshaus zu besichtigen. Das Anwesen gehörte lange Zeit der baltendeutschen Familie von der Pahlen. Zu Sowjetzeiten schaffte es ein Kolchosenvorsitzender, Geld in Moskau locker zu machen, um das Gut zu renovieren und damit zu erhalten. Heute erstrahlen die meisten Gebäude wie Schnapsbrennerei, Brauerei, Badehaus, Orangerie und Pavillons in neuem Glanz. Leider ist bei unserem Besuch hier noch alles geschlossen, so dass wir nur durch die Außenanlagen bummeln können. Also nix mit Kaffeepause oder Feierabendbierchen. Dann finden wir aber doch noch etwa 500 Meter weiter einen geöffneten Gasthof - das Palmse-Körts. Hier gibt es ein frühes Abendessen mit frischem Ostsee-Hering und dazu das verdiente Feierabendbier.

 

Zurück am Mumin wird noch ein wenig gewerkelt und ein bisschen Hausputz erledigt. Wir bleiben auf dem Parkplatz des Gutshauses stehen. Zwar nicht ganz so idyllisch wie die letzten Male, aber dafür mit herrschaftlichem Ausblick und einem Storchenpaar, das über unseren Köpfen in seinem Nest klappert.


Ein Pfad durch's Moor und ein Wasserfall

Unser heutiger Weg führt uns noch ein Stück durch den Laheema-Nationalpark. Wir haben weiterhin schönstes Wetter, aber draußen bläst uns ein eiskalter Wind um die Nase. Ab Palmse starten wir zunächst zum Viru-Moorpfad. Dabei kommen wir auf schönen Nebenstraßen vorbei an wunderschönen Holzhäusern und durch eine waldreiche Landschaft. So erreichen wir den Moorpfad, der uns auf rund 2,5 Kilometern auf einem Holzbohlenweg quer durch eine Moorlandschaft führt. Unterwegs wird auf Schautafeln Flora und Fauna erklärt. Unter anderem wächst hier die Venus-Fliegenfalle in großer Zahl. Leider ist sie jetzt noch in der Winterruhe.

Überhaupt ist die Natur hier noch sehr weit zurück und das Grün beginnt gerade erst zu sprießen. Wir sind mal wieder fast mutterseelenallein unterwegs und können den Spaziergang durch diese wunderbare Landschaft am Morgen in vollen Zügen genießen.

Von einem Aussichtsturm haben wir dann noch einen drohnenreifen Ausblick auf das Moor bevor wir uns auf dem Steg wieder auf den Weg zurück machen.

Unser nächstes Ziel liegt etwa 30 Kilometer entfernt - der Jägala-Wasserfall. Er soll der breiteste des Landes sein und liegt genau genommen bereits außerhalb des Nationalparks aber noch vor den Toren Tallinns. Ein Parkplatz ist schnell gefunden und wir schauen uns das Teil mal an. Was wir zu sehen bekommen, ist zwar ganz nett, aber wir hatten da schon ein wenig mehr erwartet. Das Wasser fällt eher spärlich aus etwa 15 Metern in die Tiefe, aber der Wasserfall umfasst nur maximal ein Drittel seiner eigentlichen Breite. Ok - das haken wir ab unter gesehen und nett anzuschauen, aber kein wirkliches Must-have-seen.

So sind wir bereits wenig später auf dem Weg nach Tallinn.


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