Zurück in Lettland - Burgenreichtum im Gauja-Nationalpark

Mit unserer letzten Station in Pärnu endet leider unsere Zeit in Estland. Heute geht es wieder zurück nach Lettland. Da wir zum Beginn unserer Reise den Osten Lettlands nur im Schnelldurchlauf passiert haben, möchten wir uns nun einige der Highlights des Landes genauer anschauen.

Von Pärnu aus starten wir zunächst auf der Schnellstraße in Richtung Süden. Bei Häädemeste wechseln wir auf die Küstenstraße und kommen nun durch kleine Dörfer. Unterwegs lockt uns ein Aussichtsturm zu einer ersten Rast und einem kleinen Strandspaziergang an der Pärnuer Bucht. Es handelt sich dabei wohl um eine Vogelbeobachtungsstation samt einem Lehrpfad, der von der Forstbehörde RMK ansprechend gestaltet wurde.

Bei Ainazi überqueren wir fast unmerklich die Grenze zu Lettland. Auffallend ist, dass fast jedes Gebäude mit der lettischen Fahne beflaggt ist. Ob das wohl am 1. Mai liegt? Oder vielleicht auch an unserer Ankunft ;)

Wie auch immer, wir merken schnell, dass wir nun wieder in einem anderen Land sind. Lettland erscheint uns als das Östlichste der drei baltischen Staaten. Die Häuser sind nicht mehr ganz so adrett, die Strasse etwas ruppiger. Wenig später geht es noch ein Stück über die Schnellstraße, dann biegen wir ab ins Landesinnere in Richtung Gauja-Nationalpark. Die nächsten 60 Kilometer sind eine echte Strapaze. Auf einsamer aber total schlechter Straße hoppeln wir gut durchgeschüttelt bis nach Cesis. Dort verzetteln wir uns ein wenig bei der Suche nach einem Parkplatz, den wir dann aber doch noch am Stadtrand sehr großzügig dimensioniert vorfinden. Am frühen Nachmittag geht es also los zu einer Stadterkundung.

Cesis kann vor allem mit einer beeindruckenden mittelalterlichen Burg des livländischen Ordens aufwarten. Heute sind zwar nur noch Ruinen davon erhalten, aber zusammen mit einem Schloss aus dem 18. Jahrhundert und einem nett angelegten Schlosspark ist die Stadt ein echter Hingucker.

Wir bummeln durch die Anlage, schauen uns die russisch-orthodoxe Verklärungskirche an und finden in der Altstadt ein nettes Café mit leckeren Kuchen.

Frisch gestärkt geht es auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz, denn morgen möchten wir den Gauja-Nationalpark weiter erkunden. Er gehört zu den am meisten besuchten Parks in Lettland und hat neben zahlreichen Wanderwegen auch sonst viel zu bieten. Unter anderem lässt sich der Fluß Gauja gut per Kanu erkunden. Doch die meisten Vermietstationen haben jetzt in der Vorsaison noch nicht geöffnet.

Wir werden etwas außerhalb von Cesis direkt am Fluß Gauja fündig. Es sind noch einige Familien da, die diesen wunderschönen 1. Mai an den Grillstellen und Picknickplätzen genießen. Auch wir finden ein schönes Plätzchen und legen jetzt ein wenig die Beine hoch.

 

Und da passiert es - die Elfen tauchen auf. Ganz plötzlich, heimlich und fast ganz still kommen sie hinter dem Mumin hervor. Es herrscht ein Gewimmel und Gekicher und die Elfen sind bewaffnet mit Körben, Taschen und Tüten. Sie stellen sich (natürlich extra für uns) für ein Foto vor einer Birke und vor dem Fluß auf und schwupp - sind sie auch schon wieder weg.

Die Elfen von Cesis ;))))

Meine Elfen sind eine Gruppe (Land-)Frauen in lettischer Tracht mit netten Häubchen auf dem Kopf. Sie lassen sich etwas weiter zum Picknick nieder, trinken Elfenwein, schwatzen, lachen und sind dann so plötzlich wieder weg, wie sie gekommen sind. Einfach zauberhaft!!!

Nach diesem netten Erlebnis machen wir uns noch auf zu einem kleinen Abendspaziergang. Ganz in der Nähe soll es eine Quelle geben, an der viele Einheimische ihr Trinkwasser in Kanister abfüllen. Außerdem sind hier einige der roten Sandsteinfelsen zu bestaunen. Die Sarkanas Klintis, die typisch für den Gauja-Nationalpark sind. Wir finden die Felsen und sehen auch einige Leute, die tatsächlich das Quellwasser kanisterweise über den schmalen Weg schleppen.


Noch mehr Burgen und eine tragische Liebesgeschichte

In der Nacht kommt Regen auf und heute scheint der erste richtige Schietwettertag unserer Reise zu werden. Schade, dass uns die Regenfront ausgerechnet hier im Nationalpark erwischt, in dem wir eigentlich auch ein wenig wandern wollten. Aber wir nehmen's wie es kommt und machen heute das Beste daraus.

Zunächst starten wir nach Ligatne. Hier soll es einen Wildpark, eine kleine Fähre über die Gauja und die älteste Papierfabrik Lettlands geben. Leider macht uns eine Baustelle einen Strich durch die Rechnung und der Weg dorthin ist nur auf weiten Umwegen möglich. Also fahren wir gleich durch bis Sigulda und machen dabei erstmals Bekanntschaft mit einer lettischen Schotterpiste. Irgendwo stand zu lesen, dass man nicht umhin kommt auf Schotter zu fahren, wenn man an die schönen Orte kommen möchte. Unser Mumin wird also wieder einmal seiner artgerechten Haltung zugeführt und er meistert die Strecke mit Bravour. Die Schotterstraße ist um Klassen besser als die löchrige Asphaltpiste.

So kommen wir also nach Sigulda - noch so ein zauberhafter Ort. Trotz Regenschauer.

Wir schauen uns hier zunächst das neue Schloss an, das leider aufgrund von Renovierungsarbeiten komplett in Planen eingehüllt ist, sowie die dahinter liegende Ordensburg. Ebenfalls eine Ruine, die jedoch ansprechend renoviert und teilweise rekonstruiert wurde. Immer wieder haben wir dabei einen phantastischen Blick auf das Tal der Gauja und die gegenüberliegende Talseite. Leider ist die Sicht durch die Regenwolken heute etwas getrübt.

Rund um Schloss und Burg sind Ateliers mit Kunsthandwerkern angesiedelt, denen man bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann. Silberschmiede, Leinenweber und eine Lederwerkstatt.

Unser Weg führt uns nun hinüber auf die andere Talseite. Die Brücke ist auch hier beflaggt und wir kommen nun zur Gutmanns-Höhle. Es soll sich dabei um die größte Erosionshöhle im Baltikum handeln und sie ist vor allem bekannt wegen der tragischen Liebensgeschichte der "Rose von Turaida".

Die Legende besagt, dass sich das Mädchen Rose in den Gärtner der Burg von Sigulda verliebt hatte und sich die beiden zum Rendevouz heimlich in der Höhle an der Gauja trafen.

Ein polnischer Offizier von der Burg Turaida wiederum verliebte sich ebenfalls in Rose, die sein Werben jedoch ablehnte. Er lockte sie mit einem gefälschten Schreiben in die Höhle und wollte sich mit Gewalt nehmen was er nicht bekommen konnte. Rose erkannte die Gefahr und wandte eine List an, die ihr zwar den Offizier vom Leib hielt, die sie jedoch mit dem Leben bezahlte. Ihr Grabstein ist heute bei der Kirche der Burg Turaida zu finden.

Heute macht die Gutmanns-Höhle eine recht friedlichen Eindruck. Das Wasser der Quelle, die zwischen den roten Sandsteinfelsen entspringt, soll eine magische Wirkung haben und Gesichtsfalten verschwinden lassen. Frank hat es probiert - die Falten sind noch da....

 

Unser nächster und letzter Stopp ist die mächtige Sandsteinburg von Turaida. Sie wurde sehr touristenwirksam aufgemacht und gilt vielen Letten als wichtiges Symbol ihres Nationalstolzes. Außerdem ist sie die wohl berühmteste Burg Lettlands.

Wir schauen uns auch diese Anlage mit verschiedenen Ausstellungen zur livländischen Geschichte an. Sie sind sehr interessant und ansprechend gestaltet. Teilweise interaktiv und mit viel Liebe zum Detail.

Unter anderem gehören noch die älteste Holzkirche Lettlands sowie der Park der Volkslieder mit dem Dainu-Hügel zu dem Ensemble rund um die Burg.

Nach unserem Aufenthalt im Gauja-Nationalpark füllen wir unsere Vorräte noch in einem Supermarkt in Sigulda auf und machen uns am späten Nachmittag auf den Weg in die Hauptstadt Nummer 3 - nach Riga.


Aller guten Dinge sind drei - RIGA - die dritte Hauptstadt des Baltikums