Auf dem Weg nach Estland


Von unserem Logenplätzchen an See und Pilgerkirche geht es am heutigen Ostermontag weiter in Richtung Estland. Zunächst noch auf der Schnellstraße bis Rezekne, dann quer über Land und mehr oder weniger gute Straßen nach Aluksne. Auf unserem Weg durchqueren wir eine wenig spekakuläre Landschaft in Lettlands Osten. Scheinbar ist hier alles menschenleer. Wälder, riesige Felder, verfallene Höfe, in denen aber doch noch jemand zu wohnen scheint. Zumindest zeugen die riesigen Brennholz-Berge und Satellitenschüsseln an den Häusern von  menschlichem Leben. Zu sehen bekommen wir jedoch niemanden und auf den Straßen herrscht auch so gut wie kein Verkehr. Wir wähnen uns fast schon auf dem Weg irgendwo nach Sibirien.

 

In Aluksne, der ersten größeren Stadt, legen wir einen Stopp ein. Aluksne liegt am gleichnamigen See und hat mit einigen Sehenswürdigkeiten aufzuwarten. So errichtete der livländische Orden 1342 eine Burg und nannte den Ort "Marienburg". Reste von dieser Anlage sind noch zu sehen.

Im Schlosspark vertreten wir uns ein wenig die Beine und hoffen eigentlich auf ein Café am Seeufer. Doch leider Fehlanzeige, die Saison hat auch hier noch nicht begonnen. Trotz strahlendem Sonnenschein und Ostern hat noch alles zu. Wir entdecken noch ein nettes Schlösschen im Tudor-Stil, schauen uns die evangelische Kirche an und finden dann doch noch ein Café am Busbahnhof.

Nach unserer Kaffeepause prüfen wir noch einen vorgeschlagenen Übernachtungsplatz aus unserem WoMo-Führer direkt am See, der jedoch ziemlich staubig an einer Schotterstraße liegt. Also fahren wir weiter in Richtung Estland.

Auf der Schnellstraße A2 gelangen wir flott in unser 3. baltisches Land. Gleich nach der Grenze biegen wir ab in Richtung des Haanja-Nationalparks. Der Unterschied zu Lettland ist augenfällig. Alles wirkt gleich wieder irgendwie gepflegter und wir kommen nun durch eine Landschaft, die uns ein wenig an den Schwarzwald erinnert.

Die Straße ist kurviger und es geht stetig bergauf. Außerdem liegen hier noch einige Schneereste. Wir nähern uns dem Polarkreis ;)

So gelangen wir auch zum höchsten Punkt des gesamten Baltikums. Den 318 Meter hohen Suur Munamägi. Auch "Eierberg" genannt.

Vor dem Aufgang zum Aussichtsturm ist ein Café/Restaurant, aus dem sogleich eine super nette Mitarbeiterin kommt. Sie steht vor dem Mumin und meint nur "WOW" ;)

Wir fragen höflich an, ob wir auf dem Parkplatz stehen bleiben dürfen und wir bekommen von ihr das ok. Dann geht es erst einmal los zu einem Spaziergang auf den höchsten Punkt Estlands.

Vom Turm aus haben wir eine tolle Fernsicht über die waldreiche Gegend mit ihren vielen Seen. Unter anderem ist hier der tiefste See Estlands zu finden. Eine Region der Superlative also.

Nach unserem kleinen Spaziergang kehren wir noch in das Restaurant ein, das wirklich  urig, schräg und super gemütlich ist. Es gibt leckere, selbstgebackene Kuchen, Honig und andere Produkte der Region. Es wird ein Kunsthandwerk verkauft und alles ist sehr liebevoll im Vintage-Stil eingerichtet.

Wir setzen uns auf die Terrasse, genießen die Sonne und ein Feierabend-Bier und essen Biber(!!!) und Reh. Anscheinend hat man hier mehr als genug Biber, so dass sie lecker zubereitet auf dem Teller landen.

Hier kommen ausschließlich Produkte auf den Tisch, die von regionalen Produzenten und aus dem Umkreis von maximal 20 Kilometern stammen. Den Kuchen probieren wir zum Nachtisch und dazu gibt es Mineralwasser mit Sanddornbeeren und Cranberrys. Super lecker.

Außerdem kommen wir in den Genuss von extrem schnellem WLAN und das mitten in der Pampa. So können wir die Homepage ein wenig auf Vordermann bringen.


Outdoor-Abenteuer in Estland

Nach einer sehr ruhigen Nacht und den beiden zurückliegenden Fahrtagen wollen wir es heute ein wenig gemütlicher angehen lassen. Als Ziel haben wir uns Otepää ausgeguckt. Dort soll es Rad- und Wanderwege rund um einen See geben mit netten Übernachtungsmöglichkeiten.

Auf dem Weg dorthin kommen wir durch Vöru mit schönen alten Holzhäusern. Auf den Feldern sehen wir riesige Schwärme mit Wildgänsen, die hier Rast gemacht haben. Auch die Storchennester sind alle besetzt und wir sehen die ersten Verkehrszeichen, die vor kreuzenden Elchen warnen.

So kommen wir nach Otepää. Einem Wintersportzentrum mit einer gigantischen Arena für Biathlon und diversen Sprungschanzen. Leider sind die auserkorenen Stellplätze nicht ganz nach unserem Geschmack, so dass wir noch ein wenig weiter fahren.

So landen wir irgendwo im Nirgendwo an einem wunderschönen See mit etlichen Grillstellen, großen Parkplätzen und keiner Menschenseele. Das Gelände wird vom RMK verwaltet, der estnischen Forst- und Umweltbehörde. Eine Parkrangerin kommt vorbei und wir fragen, ob wir mit unserem Riesenbaby hier übernachten dürfen. Sie hat keine Einwände, ermahnt uns nur, Feuer nur an den dafür vorgesehen Grillstellen zu machen. That's it.

Wir richten uns für einen geruhsamen Nachmittag ein, holen die Liegestühle raus, ein wenig Schreib- und Bastelarbeiten am Mumin, dem Quaken der Frösche lauschen, Holz für's Grillfeuer sammeln und eine Schlange in die Flucht schlagen. Wahrscheinlich eine Kreuzotter, die sich ziemlich giftig gebärdet und sich laut zischend ins Unterholz zurück zieht.

Zum Abendessen gibt es litauisches "Schaschlik" vom offenen Feuer. Eine Art gepökeltes und gewürztes Fleisch, das wir mit einer homemade Zucchini-Sauce verfeinern.

Wir können noch bis gegen 22.00 Uhr eine wunderbare Abenddämmerung genießen. Nach Sonnenuntergang bleibt es noch lange hell und wir sind spürbar weit im Norden angelangt.


Tartu und Russland-Feeling am Peipsi Järv