Ostergedanken einer Möchtegern-Globetrotterin in Corona-Zeiten

Ostern 2020 - das Corona-Virus hat die Welt im Griff und auch wir machen uns so unsere Gedanken. Was macht dieses Virus mit uns? Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Wir wurden ziemlich jäh in unserem neuen Lebensabschnitt ausgebremst, den wir uns so schön ausgedacht hatten. Nun steht unser Mumin traurig auf seinem Stellplatz. Er setzt schon Spinnweben an und eigentlich sollte er doch auf der Straße rollen. Uns an Ziele führen, die wir mit ihm entdecken wollten. Angesichts der derzeit ungewissen Reiseaussichten überlegen wir nun, ob wir ihn für dieses Jahr nicht komplett abmelden sollen. Steuern und Versicherung sparen für bessere Zeiten. Doch wann werde diese kommen? Werden wir je wieder so unabhängig und unbeschwert reisen können? Werden sich die Grenzen wieder in der gewohnten Weise für uns Reisende öffnen? Oder haben wir gar ein derzeit ziemlich wertloses Fernreisemobil im Stall stehen?

 

War es auch richtig, meinen sicheren Job im letzten Jahr an den Nagel zu hängen? Statt dessen die Selbständigkeit weiter auszubauen und mein Geld mit dem Schreiben von Reiseführern, Reisevorträgen und anderen journalistischen Aufträgen zu verdienen? Derzeit herrscht in dieser Hinsicht absolute Ebbe. Ob sich unser Erstlingswerk, der Marokko-WOMO-Führer, überhaupt verkaufen lässt? Oder wird er angesichts der ungewissen Reiseaussichten ein Ladenhüter? Und wie wird der Verlag das überstehen, der sich komplett auf das mobile Reisen spezialisiert hat? Wird es überhaupt einen nächsten Auftrag geben?

Unsere Reisevorträge stehen momentan ebenfalls noch in den Sternen. Werden wir sie im Sommer halten können? Wenn ja, unter welchen Auflagen? Auch hier Fragen über Fragen, die im Moment niemand beantworten kann.

 

Doch ich möchte nicht in tiefe Depression verfallen. Wirtschaftlich wird uns dieses Virus nicht umbringen. Wir werden finanzielle Verluste haben, aber die werden wir überleben. Da haben andere mit weitaus größeren Sorgen und wirtschaftlichen Existenznöten zu kämpfen. Insofern leiden wir auf einem relativ hohen Niveau.

 

Gesundheitlich macht mir dieses Virus zwar keine Angst, mahnt mich aber doch zu größter Vorsicht. Sorge habe ich dabei weniger um mich selbst, als vielmehr um die gefährdeten Menschen in meinem näheren und weiteren Umfeld. Ich denke da insbesondere an unsere "Herzkinder", an die "Muko-Kinder" oder überhaupt an junge Menschen, die durch Krebs oder andere Krankheiten vorbelastet sind. Allesamt sind sie Kämpfer-Naturen, haben so viel überstanden und nun kommt so ein fieser, kleiner Virus daher, der alle Hoffnungen zunichte machen könnte.

Und da ärgern mich momentan auch die ganzen Aussagen selbsternannter "Experten", dieses Virus wäre nicht gefährlicher als die Grippe und die ganzen Einschränkungen überzogen. Ja woher zum Teufel wollen wir das wissen? Zum jetzigen Zeitpunkt ist über dieses Virus noch viel zu wenig bekannnt. Es gibt weder einen Impfstoff noch Medikamente zur Behandlung. Es gibt weder gesicherte Erkenntnisse darüber, ob wir hinterher immun sind oder ob sich das Virus nicht erneut verändern und weiterbestehen könnte. Oder ob es bei Genesenen irgendwelche Spätfolgen hinterlässt. Und die Bilder aus Italien, Großbritannien und den USA zeigen doch, was passieren kann, hätte man das alles auf die leichte Schulter genommen.

 

Ich bin wahrlich keine Expertin, sondern ich versuche nur, die gegenwärtigen Ereignisse für mich einzuordnen. Ja, ich halte die Beschränkungen, die wir momentan hinnehmen müssen, für gerechtfertigt. Ich sehe dies nicht als Verletzung meiner Grundrechte, da diese Einschränkungen bei uns nicht aus machtpolitischem Kalkül, sondern zum Schutz unserer Gesellschaft getroffen wurden. Wir leben weiterhin in einer freiheitlichen Demokratie, in der wir frei denken, uns frei äußern und uns - mit dem gebotenen Maß an Rücksichtnahme - frei bewegen können. Und wir haben Experten, die regelmäßig die Sinnhaftigkeit dieser Einschränkungen hinterfragen. Das finde ich wichtig und richtig und ich weiß, dass dieser Zustand bei uns nicht ewig anhalten wird. Ich bin auch überzeugt davon bzw. habe weitgehend das Vertrauen in die Fachleute und Politiker, dass sie bei der Lockerung dieser Einschränkungen das richtige Maß finden werden, um Stück für Stück wieder in Richtung "Normalität" zu gehen.

 

Dieses Virus zeigt uns momentan so viele Facetten unserer Gesellschaft. Positive wie Negative. Für mich persönlich ist es wichtig, dass wir die richtigen Lehren aus dieser Krise ziehen. Ganz wichtige Dinge wie Wertschätzung, Kreativität, Solidarität, Verständnis und Verstand begegnen mir in diesen Tagen. Die sollten wir uns irgendwie erhalten.

Und andere Dinge, wie etwa die lautstarken Populisten, sind plötzlich ziemlich kleinlaut. Das zeigt mir - kein Mensch braucht sie. Und ich hoffe, sie bleiben auch in der Versenkung. Denn wirkliche Lösungsansätze und Strategien konnten sie bislang, in dieser für alle schwierigen Zeit, nicht aufzeigen.

 

Dieser ganze Corona-Mist hat vielleicht auch seine positiven Seiten. Deshalb blicke ich jetzt einfach mal zuversichtlich nach vorne. Irgendwie wird das schon wieder werden. Im Moment bin ich, sind wir, ganz froh darum, hier in Deutschland zu sein. Und zumindest eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Hier unsere Home-Base nicht für unseren Lebenstraum aufzugeben. Diese Krise zeigt uns, dass es für uns immer wichtig sein wird, einen sicheren Heimathafen zu behalten. Wir haben genug zu essen, wir haben ein Dach über dem Kopf, wir können die Natur genießen und wir haben genug zu tun, damit uns die Zeit nicht lang wird.

 

Da fallen mir zum Schluss nur die Worte von Franks verstorbenem Vater ein, der da immer sagte: "Es kommen auch wieder bessere Zeiten". Passt also auf euch auf und bleibt gesund!