Die Heimreise quer durch Frankreich


Lisle-sur-Tarn

Nach getaner Recherche-Arbeit in Katalonien legen wir noch ein paar Bummeltage in Frankreich ein. Für den Heimweg haben wir uns für eine neue Fahrtroute entschieden, um noch ein paar neue Entdeckungen in unserem - immer noch - Lieblingsland zu machen.

Die erste Station ist der kleine Ort Lisle-sur-Tarn nordöstlich von Toulouse. Dort finden wir einen hübschen Stellplatz am See, von dem aus wir einen abendlichen Bummel ins Städtle unternehmen. Ein netter Ort mit einem arkadengesäumten Platz, der sogar der größte Südfrankreichs sein soll. So zumindest besagt es ein Hinweisschild. Nachgemessen haben wir ihn nicht, doch dafür ein wenig Rilette und Patée eingekauft. Samt Feierabend-Viertele. Bienvenue en France!

 


Albi

Nach ruhiger Nacht am See geht es nur 40 Kilometer weiter nach Albi. Wenn wir so weitermachen, dauert es mit dem Heimweg noch ein wenig. Eine wunderschöne Stadt im Süden Frankreichs, die mich ziemlich schnell begeistert. Hübsche Fachwerkhäuser, nette Einkaufssstraßen und das alles beherrschende Kathedralen- und Bischofsviertel. So eine Pracht haben wir tatsächlich noch nie gesehen. Außen wuchtig, mit mächtigen Backsteinmauern und Türmen, sieht die Kathedrale eher aus wie eine Festung. Innen hingegen prächtige Gotik mit Meisterarbeiten der Steinmetze. Dazu die blau dominierten Wandmalereien. Der Alterraum mit seinen biblischen Fresken erinnert mich ein wenig an die rumänischen Moldauklöster. Welch eine Pracht!.

 

Der große Maler Henri Toulouse-Lautrec wurde in Albi geboren. Ihm ist im Bischofspalast ein ganzes Museum gewidmet. Angeblich mit der weltweit größten Sammlung seiner Gemälde. Auch wenn wir nicht mehr im Recherche-Modus sind - Das schauen wir uns an. Zum Abschluss gibt es noch eine Plat-du-Jour, dann schlendern wir zurück zu unserem angenehmen Stellplatz. Dort sind wir dann doch irgendwie ziemlich platt, der Sommer kratzt schon an der 30-Grad-Marke und ich schaffe es tatsächlich, im Schatten mal wieder mein Strickzeug hervorzuholen.

 


Laguiole

Von Albi geht rund 120 Kilometer weiter ins Herz des Aubrac und in die Welt der Messerschmiede. Laguiole ist unser Ziel und dort schauen wir uns zunächst das Museum der berühmten Laguiole-Messer an. Markenzeichen ist die Biene im Griff. Leider hat man versäumt, sich den Namen schützen zu lassen, so dass es heute zahlreiche Laguiole-Messer gibt. Viele davon sind billige Plagiate aus Fernost, die auf Märkten oder im Internet verhökert werden. Durchaus hochwertiger sind Laguiole-Messer, die zwar nicht hier in diesem Ort, aber immerhin in Frankreich gefertigt wurden. Somit wird auch Frank's vermeintliches Laguiole-Messer als Schneidewerkzeug aus einer  Messerschmiede in der Auvergne identifiziert. Erleichterung, dass er keiner Billigware aufgesessen ist.

Der Einkauf eines ganzen Laguiole-Bestecks übersteigt dann doch die Reisekasse, aber für leckeren Käse reicht es. Im Ort gibt es zudem eine hervorragende Bäckerei, worauf die langen Warteschlangen schließen lassen. Die süßen Teilchen sind dann tatsächlich köstlich und Laguiole ist damit in jeder Hinsicht einen Besuch wert.

Weil es auch noch einen netten Campingplatz ganz nach unserem Geschmack gibt, buchen wir uns hier gleich für ein paar Tage ein. Die Schreibarbeit kann man auch in schöner Umgebung erledigen ;)

 


Givry

Nach der Ruhepause im Aubrac geht es durch die wunderbare Landschaft im Herzen Frankreichs auf kleinen Sträßchen quer durch's Land. Wir treffen irgendwann auf die A75 - und das an der so ziemlich höchsten Stelle auf über 1.000 Metern. Von dort rollen wir nach Norden, vorbei an Clerment-Ferrand und Vichy bis ins Burgund nach Givry. Den langen Fahrtag beenden wir auf dem dortigen und bereits bekannten Stellplatz. Irgendwie schaffen wir es auch bei wiederholter Anfahrt nicht, die richtige Zufahrt zu treffen. Somit schleichen wir auch diesmal auf verbotenen und engen Sträßchen durch die Wohnviertel auf den Platz. Wir bleiben unbeschadet, doch an einem Sonntag abend ist der Ort mehr als ausgestorben. Eine einzige Bar ist geöffnet und dort wird für das Feierabendviertele ein horrender Preis von 7  € verlangt. Der Burgund-Wein schmeckt nicht mal gut...


Belfort

Die letzte Nacht in Frankreich verbringen wir wieder in Belfort. Never change the running system. Der zentrumsnahe Stellplatz ist zwar nicht schön, aber ruhig und hier gibt es immer noch die besten Croissants. Von hier ist Deutschland nicht mehr weit und wir werden von den üblichen Staumeldungen empfangen. Alle Straßen voll, Staus von Karlsruhe bis Stuttgart, Stop-and-go schon kurz nach der Grenze. Irgendwie ist das alles nicht erquicklich, so dass wir die Schwarzwaldroute wählen.

Auch hier schleichen wir uns nicht ganz legal durch die Umweltzone Freiburgs (die Umfahrung haben wir immer noch nicht gefunden) und wundern uns, woher der ganze Schwerlastverkehr hinter der Stadt kommt. Irgendwo muss es da ein Sträßchen geben.

Somit fahren wir auf der B-31 dahin und möchten eigentlich eine Mittagspause an der Glasmanufaktur Hofgut Sternen einlegen. Wir haben Hunger und ein hübsches Souvenir aus Glas wäre auch ganz nett. Ließe man uns hier denn parken. Für Wohnmobile ist alles verboten und als wir uns auf den (leeren) Busparkplatz stellen wollen, kommt gleich unfreundliches Personal angerannt. Nun gut - soviel zur Gastfreundschaft im Schwarzwald. Welcome back home.

Wir suchen uns einen Wanderparkplatz, machen uns dort unsere Notfall-Spaghetti samt Kaffeepause und rollen die restlichen Kilometer nach Hause. Wieder einmal landen wir schneller als gedacht im Hier-und-Jetzt. Je länger und häufiger wir die Freundlichkeit, Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Unkompliziertheit im Ausland erleben, desto deutlicher wird uns, woran es unserer deutschen Gesellschaft ganz erheblich mangelt.

Aber gut - hinter uns liegen wieder eindrucksvolle und erfreuliche Reisewochen, so dass wir uns nun an die Arbeit zuhause machen. Der WOMO-Reiseführer Katalonien - Buch Nummer 7 - wartet auf Vollendung.



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