Von grandiosen Landschaften, einer Kühlbox im Gefrier-Modus und einem herzlichen Wiedersehen – so lassen sich unsere Erlebnisse der zurückliegenden Woche am besten umschreiben. Geendet hatten wir ja in Icht, wo wir bei Temperaturen über 40 Grad in unserem eigenen Saft dahinschmorten. Die Temperaturen im Inneren unseres Mumin konnten wir nicht mehr feststellen, denn unser Thermometer ist bei 40 Grad ausgestiegen. Nicht mehr messbar…
Unsere Kühlbox, die bis dahin klaglos ihren Dienst tat, hat dann aber beschlossen in den Gefriermodus zu gehen. Anstatt nur zu kühlen, hatten wir plötzlich Frozen Joghurt, Frozen Aubergine und Frozen Dosenwurst. Jetzt ist guter Rat teuer. Frank wechselt zunächst die Temperaturregler, die wir zum Glück im Ersatzteil-Vorrat haben. Bringt leider nichts, die Temperatur lässt sich nicht mehr einstellen bzw. wird nicht vom Kompressor akzeptiert. Der gefriert munter weiter. Wir kontaktieren einen Händler in Deutschland, der uns umgehend mit Tipps weiterhilft. Dazu müssten wir aber die komplette Box ausbauen, den Temperaturfühler wechseln und würden – im worst case – mehr verschlechtern als verbessern. Einen Ersatz dafür haben wir nämlich nicht dabei und den gibt es auch nicht in Marokko. Somit greifen wir zur pragmatischen Notlösung, schalten die Box nur noch stundenweise ein, so dass die Lebensmittel gerade noch gekühlt, aber noch nicht schockgefrostet werden. Die Kälte hält sich Dank der guten Isolation in der Box, so dass wir damit hoffentlich bis zum Ende unserer Reise über die Runden kommen werden.
Nach dem Hitzeschock in der Wüstenregion ist uns allmählich doch nach einer Abkühlung zumute und die finden wir in Tafraoute. Auf 1.000 Metern Höhe im Herzen des Anti-Atlas gelegen ist und bleibt dies einer unserer Lieblingsorte in Marokko. Sauber, aufgeräumt, sympathisch vor großartiger Bergkulisse. Hier muss man sich einfach wohlfühlen. Die Menschen sind unaufdringlich und nett. Auch wenn wir natürlich sofort »Besuch« bekommen, kaum dass wir den Mumin im riesigen Palmenhain abgestellt haben. Die Stadtverwaltung kassiert 15 DH für die Übernachtung und in wenigen Wochen werden sich dort die Überwinterer mit ihren Wohnmobilen tummeln. Wir sind Ende September ganz allein da. Trotzdem werden wir sofort ausgespäht, es kommt jemand vorbei, der uns eine Tajine verkaufen möchte, der einen tollen Teppichladen im Ort hat und der uns die Haare schneiden will. Ein freundliches »Nein Danke« wird jedoch akzeptiert. Nicht umsonst zählen die Einwohner von Tafraoute seit Alters her zum Berberstamm der Händler und Kaufleute.
Wir bleiben mal wieder länger hängen als geplant, bummeln durch die Souks der Schuhmacher und Arganöl-Händler, kaufen ein und fühlen uns hier einfach wohl.
Für den Weg aus dem Süden hierher und dann weiter nach Tata und Foum Zguid haben wir diesmal neue Routen getestet. Abseits der touristischen Hauptverbindungen sind wir dort völlig geflasht von den Landschaften. Spektakuläre Schluchten, einsame Hochebenen auf denen wir uns fühlen wie in einer Mondlandschaft und grüne Oasentäler. Dazwischen die alten, teils aber sehr verfallenen Speicherburgen – die sogenannten Agadire.
So kommen wir nach Foum Zguid, der Oasenstadt am Ausgangspunkt der Pisten zu den Sanddünen des Erg Chegaga. Zwei Campingplätze kommen dort in die engere Wahl. Einen sehr zentrumsnahen checken wir, wären dort aber wieder einmal allein auf weiter Flur. Deshalb steuern wir den bewährten Platz bei Rachid an. Dort standen wir schon vor sechs Jahren und haben, gemeinsam mit einem Natascha und Stephan aus der Schweiz, unseren ersten Offroad-Ausflug in die Wüste unternommen. Siehe auch unseren Bericht hier:
Rachid empfängt uns herzlich, erkundigt sich nach unserer Gesundheit und wir treffen hier tatsächlich weitere Reisende. Aber niemanden, der auf dem Weg zu den Sanddünen ist. Alleine möchten wir die 2-Tages-Tour nämlich nicht antreten. Egal, diese Strecke nach Mhamid kennen wir ja bereits und müssen sie nicht zwangsläufig wiederholen. Auch wenn es den Mumin unter den Rädern juckt…
Wir verbringen einen Tag Auszeit bei Rachid unter schattigen Palmen und erträglichen 33 Grad. Nachts kühlt es wunderbar ab, so dass ich bereits wegen kalter Füße aufgewacht bin 😉 Rachid schaut immer wieder vorbei, erkundigt sich nach unseren Wünschen und streichelt dem Mumin immer wieder über das Blech »good car, great car, it’s a Volvo«, so seine Kommentare. Die ganze Zeit scheint er zu überlegen, woher er uns kennt. Nach einem Abendessen zeigen wir ihm unseren WOMO-Reiseführer. Auf der Titelseite ist der alte Ksar von Foum Zguid mit der Moschee. Rachid ist total happy darüber, da es sein Geburtsort ist. Dann zeigen wir ihm unser Autorenfoto, das Rachid von uns vor der Kulisse der Tafelberge aufgenommen hat. Da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, er kann es nicht fassen, dass wir es tatsächlich sind. Er trommelt die Familie zusammen, lacht und singt und drückt und herzt uns wie alte Freunde. Er ist völlig aus dem Häuschen, als er auch noch die Bilder von der Tour sieht, bei der er uns damals mit seinem Moped begleitete. Da wir kein weiteres Buch dabeihaben, trennen wir uns von den entsprechenden Seiten und dem Cover. Er wird es einrahmen und aufhängen, verspricht uns Rachid. Dann erzählt er uns noch von seinen Ideen, Gäste ohne eigenes Allradfahrzeug künftig mit seinem Geländewagen zu Touren in die Wüste zu fahren, mit Übernachtung in einem Camp oder als Tagestour mit Picknick. Geschäftstüchtig ist Rachid, das muss man ihm einfach lassen. Für uns war es ein wunderschönes Wiedersehen.
Und wir hatten noch weitere schöne Begegnungen mit interessanten Gesprächen. Bei der Besichtigung eines neuen Campingplatzes landen wir spontan am Mittagstisch der Familie, beim Besuch einer Teppich-Kooperative erzählt uns ein junger Lehrer Aufschlussreiches über den Alltag in Marokko und natürlich treffen wir auch einige Reisende, mit denen wir uns über das Woher und Wohin und unsere Reiseerlebnisse austauschen können.
Jetzt sind wir bereits in der Filmstadt Ouarzazate und stehen zum ersten Mal auf einem fast vollen Campingplatz. Die ersten Reisegruppen sind da. Geführte Wohnmobil-Gruppen aus Frankreich und Spanien, eine Ralleygruppe mit ihren Enduro-Motorrädern und eine Gruppe mit Geländefahrzeugen. Was wir hier entdeckt haben, davon erzählen wir dann beim nächsten Mal.