Schwedens romantische Schärenküste

Nach unserem Grenzland-Hopping zu Norwegen sind wir nun wieder zurück in Schweden. Erneut ging es gefühlt über die grüne Grenze, während an den Hauptverkehrsachsen die Kontrollen strenger sind und die Fahrzeuge durch Scanner geschickt werden. Unsere Route ist weiterhin sehr reizvoll und wir steuern zunächst die berühmten Felsritzungen bei Fossum an. UNESCO-gekürt ist die Zahl der prähistorischen Kunstwerke hier besonders hoch.

Man hat die Ritzungen mit Farbe rekonstruiert. Es bedarf tatsächlich viel Fantasie, Sachkenntnis oder einen speziellen Lichteinfall, um die Figuren im Stein mit bloßem Auge zu erkennen. Parallelen zu den prähistorischen Höhlenmalerien in Nordspanien sind durchaus vorhanden. Nur sind es hier nicht Bisons und Pferde, die als Motive wiederkehren, sondern Elche und Wikingerboote. Auf einen vertiefenden Museumsbesuch verzichten wird, aber eine Fika-Pause im Vitlycke-Museum ist dann doch drin.

Danach geht es weiter nach Fjällbacka. Einen ruhigen Park-/Übernachtungsplatz finden wir beim örtlichen Fußballplatz. Tatsächlich ist diese Park4Night-Empfehlung unserer Ansicht nach etwas grenzwertig, denn eigentlich handelt es sich hier um den Parkplatz für die Sportler und die Zuschauer. Da außer uns nur ein weiteres, französisches WOMO da ist, passt das wohl gerade noch so. Wir unterhalten uns noch sehr nett mit dem Paar aus dem Elsass. Sie sind auf Jungfernfahrt mit ihrem nagelneuen Offroadsprinter und wollen im Herbst in Richtung Marokko. Wer weiß, vielleicht kreuzen sich die Wege ja wieder.

Nach einer Mittagspause machen wir uns auf den Weg zur Erkundung Fjällbackas. Der Ort ist vor allem bekannt für seine spektakuläre Schlucht, die als Filmkulisse für Ronja Räubertochter diente. Die Wanderung dorthin führt uns über ein Felsplateau mit etwas abenteuerlicher Suche nach dem richtigen Weg. Eigentlich müssen wir nur den blauen Punkten folgen, die aber teils etwas versteckt auf die Felsen gepinselt sind. Unterwegs bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf die Schärenküste vor Fjällbacka. Tausende kleiner und allerkleinster Inselchen liegen hier in der Ostsee verstreut.

Schließlich erreichen wir die Treppe hinunter zur Kungsklyftan. Der Weg durch die Schlucht ist dann nochmal sehr abenteuerlich. Wer denkt, hier würde es einen touristisch aufgemotzen und bequemen Spazierweg geben, der wird schnell eines Besseren belehrt. Wir kraxeln über das lose Gestein, immer mit einem bangen Blick nach oben. Über uns hängt ein gewaltiger Felsklotz zwischen den steilen Wänden. Im Fachjargon auch »Klemmblock« genannt, wie wir später erfahren. Nun ja - er wird schon halten...

Kaum haben wir die Kletter-Passage unbeschadet überstanden, kommt uns ein Trupp asiatischer Touristen in Flipflops entgegen. Wir kommen uns mit unseren Wanderstiefeln tatsächlich ein wenig overdressed vor.

Fjällbacka ist dann ein Touri-Hotspot schlechthin. Am Ausgang der Schlucht häufen sich die Souvenir- und Imbissbuden, die Preise sind überteuert und es gibt etliche Restaurants, Bars und Ausflugsboote zu den Schäreninseln. Bereits die Schauspielerin Ingrid Bergmann hat hier ihre Sommerferien verbracht. Das ist die mit Humphrey Bogart, Casablanca und »Schau mir in die Augen, Kleines...«. Ein wenig weht in Fjällbacka das Flair einer schwedischen Côte d'Azur.

Wir bummeln noch ein wenig durch den Altstadtbereich mit hübschen Holzhäusern und genießen den Tagesausklang vor dem Mumin bei fast schon sommerlichen Temperaturen.


Bunte Häuschen und Krabben satt

Der nächste Morgen ist etwas bedeckt und gestern Abend konnten wir in der Dämmerung noch Rehe beobachten, samt den Brunftrufen eines Rehbocks. Heute geht es weiter südwärts über kleine Straßen in die Region der Schwedenidylle schlechthin. Über eine Brücke erreichen wir die Insel Smögen. Eigentlich nur ein kleines Fischerdorf, aber heute ebenfalls ein touristischer Hotspot. Das Übernachten im WOMO ist fast überall reglementiert, wobei es in der Nebensaison wohl noch einen gewissen »Duldungsfaktor« gibt. Vorsichtshalber steuern wir einen legalen Stellplatz am Wasser an, berappen 300 Skr (28 €) treffen Yvonne und Andreas wieder und bummeln ins Städtle.

Der erste Tagesordnungspunkt ist dann rasch erfüllt. Wir finden nur wenige Meter entfernt direkt am Hafen einen Fischladen und gönnen uns dort köstlichen Krabbensalat mit Blick auf die Fischerboote. So gefällt uns das.

In Smögen selbst ist es noch recht ruhig, aber überall wird bereits gewerkelt und geschafft, um alles für die bevorstehende Saison ab Mitte Juni vorzubereiten. Wir flanieren über die Promenade am Wasser, erreichen das wohl bekannteste Fotomotiv des Ortes, klettern noch ein wenig durch die Felsen und legen auf dem Rückweg noch eine Eis-/Kaffeepause ein. Ich lerne, dass Eiskaffee nicht gleich Eiskaffee ist. Hier wird der doppelte Espresso einfach auf Eiswürfeln serviert und man zeigt sich erstaunt, dass ich nicht »Extra-Flavour« möchte. Die Kugel Vanilleeis im Eiskaffee ist hierzulande unbekannt.

Zum Abschluss des Tages kehren wir in die Fischhandlung zurück und decken uns mit Räucherfisch, Krabbensalat und Remoulade ein. Ein Teil davon wird dann gleich zum Abendessen verspeist.


Hejdå Sverige und Velkommen Danmark

Über Nacht ist das Wetter schlecht geworden und der gestern noch strahlend blaue Himmel ist heute wolkenverhangen. Inklusive Nieselregen. Somit starten wir heute zeitig in Richtung Göteborg. Zunächst geht es nochmal rund 30 Kilometer durch eine reizvolle Region und wir passieren einen großen Tierpark. Dort entdecken wir im Vorbeifahren tatsächlich eine Herde Wisente auf einer Weide.

An einem zentralen Verkehrsknotenpunkt mit diversen Supermärkten und Shoppingcentern decken wir uns nochmals mit schwedischen Spezialitäten ein - ich sage nur LAKRITZ!!! - und sind dann auch schnell im Einzugsbereich von Göteborg. Für unsere Fähre nach Dänemark sind wir noch viel zu früh dran, aber Sightseeing in Göteborg macht bei Nieselregen auch nicht wirklich Spaß. Da kommt das große schwedische Einrichtungshaus gerade recht. Wir legen einen Stopp ein, bummeln durch die Irgendwas-braucht-man-immer-Abteilung und legen ganz seniorengerecht eine Essenspause im Restaurant ein.

Dann fahren wir die restlichen Kilometer zum Hafen. Check-In und Boarding laufen wie geschmiert. Hier sind halt Profis am Werk. Wir fahren mit der Stena Line nach Fredrikshavn in Dänemark und sie ist auf den ersten Blick die »Upperclass« unter den Fährgesellschaften. Das Essensbuffet mit All-you-can-eat ist der Hammer. Es gibt auch Wein und Bier so viel man mag, aber diesem Angebot sprechen eher die Skandinavier zu. Wir müssen ja den Mumin noch fahrtauglich vom Schiff bekommen und wundern uns ein wenig, dass am Nebentisch eifrig gezecht wird. Auch Dänemark hat eine 0,5-Promille-Grenze.

Göteborg verlassen wir bei Regen, doch schon bald reißt der Himmel auf. Als wir unterwegs ein U-Boot sichten, wird uns doch ein wenig komisch zumute. In diesen Zeiten und diesen Gewässern, in denen man  von gekappten Leitungen, Geisterschiffen und Gaslecks in Pipelines hört, wäre das eine Szenerie für einen James-Bond-Film. Wäre der Hintergrund nicht gar zu ernst...

Fredrikshaven erreichen wir nach drei Stunden entspannter Überfahrt gegen 19 Uhr bei Sonnenschein. Unser Abenteuer Dänemark beginnt also mit besten Voraussetzungen. Was wir in unserem dritten Reiseland erleben, davon berichten wir beim nächsten Mal.



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